Ein Land in der Dunkelheit
Die Menschenrechtslage in Nordkorea gehört zu den schlimmsten weltweit. Zehn Jahre nach dem bahnbrechenden Bericht der Vereinten Nationen legt «Christian Solidarity Worldwide» (CSW) erneut alarmierende Ergebnisse vor. Der Lage der religiösen und zivilen Freiheiten hat sich weiter verschlechtert – insbesondere für Christen.
2014 veröffentlichte die UN-Menschenrechtskommission einen Bericht, der als Wendepunkt in der weltweiten Wahrnehmung der Menschenrechtslage in Nordkorea galt. Der Bericht zeichnete ein düsteres Bild eines Staates, dessen Ausmass und Schwere der Menschenrechtsverletzungen in der modernen Welt einzigartig sind.
Feindselig gegenüber Menschenrechten
Zehn Jahre später zieht der neue CSW-Bericht eine ernüchternde Bilanz, berichtet das französische, christliche Nachrichtenportal «Info Chrétienne»: Die humanitäre Krise hat sich durch den wirtschaftlichen Niedergang, die Folgen der Covid-19-Pandemie und das militärische Wettrüsten weiter verschärft.
Scott Bower, Geschäftsführer von CSW, bringt die aktuelle Situation auf den Punkt: «Das Regime ist nach wie vor entschlossen, ein Aussenseiter auf der internationalen Bühne zu bleiben und verhält sich feindselig gegenüber globalen Menschenrechtsstandards. Wir hoffen, dass dieser Bericht neue Diskussionen und innovative Lösungen für eine der schlimmsten humanitären und Menschenrechtskrisen der Welt anregt.»
Christenverfolgung auf Höchststand
Besonders alarmierend ist die Lage der Christen in Nordkorea. Ein Koordinator der Organisation «Open Doors» weist darauf hin, dass sich das nordkoreanische Gesetz gegen «reaktionäres Denken und Kultur» nicht nur gegen südkoreanische Einflüsse und ausländische Informationen richtet, sondern auch gezielt gegen das Christentum und religiöse Materialien, darunter die Bibel.
Zwar wird das Christentum im Gesetzestext nicht direkt erwähnt, aber der Begriff «abergläubisches Material» lässt keinen Zweifel an den wahren Zielen des Regimes.
60 Jahre Konzentrationslager
Seit mehr als sechzig Jahren gibt es das System der nordkoreanischen Konzentrationslager, schrieb die Zeitung «Die Welt» bereits 2012. Und weiter: «Hunderttausende sind dort umgekommen, derzeit sollen rund 200'000 Menschen in den zerklüfteten Bergregionen eingesperrt sein.»
Auch der «Spiegel» berichtete bereits vor rund zehn Jahren von «Gulags» und «Konzentrationslagern», mehr als zwanzig solcher Lager soll es in Nordkorea geben. Sie seien billige Produktionsstätten, die sich vor allem im Norden des Landes über mehrere hundert Quadratkilometer erstrecken würden. «Sie umfassen landwirtschaftliche Betriebe, Bergwerke und Fabriken, in denen die Gefangenen unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten müssen. Verpflegung und Sicherheitsvorkehrungen sind unzureichend, die Zahl der Todesfälle entsprechend hoch.»
Durch «Google Maps» sind die Lager seit mindestens einem Jahrzehnt von der Weltöffentlichkeit von jedem Handy und Laptop aus einsehbar. Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst, was jetzt, zu dieser Stunde in Konzentrationslagern dieser Erde geschieht. Hier kann man sich ein Bild von diesen Lagern machen:
Straflager 14 in Kaechon
Straflager 15 in Yodeok
Straflager 18 in Pukchang
Straflager 22 in Haengyong
Straflager 25 in Chongjin
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