Christen und ihre Kirchen als Ziel der Militärjunta

Christen stehen in Myanmar unter grossem Druck
Seit dem Militärputsch von 2021 wird Myanmar von Gewalt erschüttert. Ein UN-Bericht enthüllt, wie besonders christliche Minderheiten und religiöse Stätten zur Zielscheibe werden - mit Tausenden Toten und Millionen Vertriebenen.

Seit dem Militärputsch in Myanmar im Februar 2021 hat die Gewalt im Land dramatisch zugenommen. Besonders betroffen sind religiöse Minderheiten, darunter viele Christen.

Ein neuer Bericht des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte enthüllt das Ausmass der Gräueltaten, die sich nicht nur gegen Zivilisten, sondern auch gegen religiöse Stätten richten.

Mehr als 5’000 Tote und Millionen Vertriebene

Der jüngste Bericht der Vereinten Nationen von Mitte September zeichnet ein düsteres Bild der humanitären Lage in Myanmar. Seit der Machtübernahme durch das Militär vor über drei Jahren wurden mehr als 5’350 Zivilisten getötet.

Über als 3,3 Millionen Menschen mussten aus ihren Heimatorten fliehen. Mehr als 27’000 Menschen wurden verhaftet, viele von ihnen wurden gefoltert und misshandelt.

Angriffe auf Kirchen und Klöster häufen sich

Besonders besorgniserregend ist die Zunahme von Angriffen auf religiöse Stätten. Der UN-Bericht dokumentiert 226 Übergriffe auf Kirchen, Klöster und Pagoden. Auch wenn die Mehrheit der Bevölkerung Myanmars dem Buddhismus angehört, gibt es ethnische Minderheiten, die dem Christentum oder anderen Religionen folgen.

So sind etwa 20 bis 30 Prozent der Karen und über 90 Prozent der Chin Christen. Diese Gemeinschaften geraten zunehmend ins Visier der Militärregierung.

Kirchen und Kathedralen, die vielen Menschen als Zufluchtsort inmitten des Krieges dienen, sind häufig Ziel von Luftangriffen. Ein erschütterndes Beispiel ist die Kathedrale von Loikaw, die wiederholt bombardiert wurde. Diese Angriffe verstärken die Verzweiflung der ohnehin leidenden Bevölkerung.

Fragile Herrschaft über ein zerrissenes Land

Die von einem extremen buddhistischen Nationalismus geprägte Militärregierung richtet ihre Gewalt nicht nur gegen christliche Minderheiten, sondern auch gegen Muslime. Obwohl die Militärregierung seit über drei Jahren im Amt ist, kontrolliert sie nach Schätzungen nur noch 17 Prozent des Landes. Dennoch plant sie eine landesweite Volkszählung, um eventuell Wahlen abhalten zu können. Kritiker befürchten, dass dieser Zensus auch dazu dienen könnte, junge Männer zum Militärdienst zu zwingen.

Die christliche Minderheit in Myanmar leidet seit Jahren unter Verfolgung. Die NGO «Open Doors» bestätigt, dass Christen sowohl vom Militär als auch von Aufständischen immer wieder ins Visier genommen werden. Der Militärputsch hat diese systematische Unterdrückung noch verschärft.

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Autor: Jean-Benoît Harel / Daniel Gerber
Quelle: Infochretienne / ergänzte Übersetzung: Livenet

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