Was wir über die Euro24-Helden wissen müssen

Die Fussballnationalmannschaft von Georgien.
Georgien überrascht die Fussball-Welt und rückt ins Zentrum der Weltöffentlichkeit. Ein packender Fakt: Die Osteuropäer sind eines der ältesten und eines der christlichsten Länder des Erdballs.

Oft birgt die Fussball-EM eine faszinierende Aussenseiter-Geschichte. Beispiel 1992: Längst sonnten sich die Spieler von Dänemark in Ferien. Erst aufgrund des Balkan-Krieges für Jugoslawien in den Wettbewerb nachgerückt, gewannen die Nordländer aus dem Nichts heraus den Titel.

Oder 2004 holten die Griechen mit einem 1:0-Sieg gegen Portugal die europäische Fussball-Krone und 2016 spielte sich Wales bis ins Halbfinale.

Heuer schreibt Georgien ein europäisches Fussball-Märchen: Aufrecht und tapfer trotzten die Osteuropäer dem sportlichen Gegenwind des bereits feststehenden Gruppensiegers Portugal – um sich mit einem 2:0-Erfolg ins Achtelfinale zu katapultieren.

Der Blätterwald zeigt: Georgien hat Europas Herzen im Sturm erobert. Nun wartet am heutigen Sonntag (30. Juni) das Duell mit dem dreifachen Europameister Spanien. Und ein Blick auf den Turnier-Baum zeigt: Die Meister der Herzen könnten in einem allfälligen Finalspiel auf die Schweiz treffen.

Georgien mit tiefen, christlichen Wurzeln

Zeit also, die uneingeschränkte Aufmerksamkeit auf ein faszinierendes, weitgehend unbekanntes Land zu werfen. Georgien verfügt über majestätische Berge; der Schchara (5193 Meter) ist der höchste Berg Georgiens und der dritthöchste Berg Europas; die beiden grössten stehen gleich wie der Schchara im Kaukasus auf russischem Gebiet. Mit dem Dorf Uschguli beheimatet Georgien auf 2100 Metern über Meer eines der höchstgelegenen Dörfer Europas.

Neben seiner atemberaubenden Landschaft – die dem möglichen Final-Gegner Schweiz in keiner Weise nachsteht – blickt die uralte Nation auf eine reiche Kultur und eine tief verwurzelte christliche Geschichte. Eingebettet zwischen dem Schwarzen Meer und dem Kaukasus, hat dieses kleine Land eine beeindruckende geistliche Reise hinter sich, die bis in die ersten Jahrhunderte der christlichen Geschichte zurückreicht.

Frau brachte Christentum nach Georgien

Die Christianisierung Georgiens begann im frühen 4. Jahrhundert, als Nino aus Kappadokien das Christentum in die Region brachte. Der Legende nach erreichte sie das damalige Königreich Iberien, ein Teil des heutigen Georgiens, mit einem Kreuz aus Weinreben in der Hand. Ihre Predigten und Heilungen, die sich ereignet haben sollen, überzeugten den heidnischen König Mirian III. und seine Frau Nana, das Christentum anzunehmen.

Nach seiner Bekehrung erklärte er das Christentum anno 337 zur Staatsreligion, was Georgien zu einem der ersten Länder der Welt machte, welches das Christentum als offizielle Religion annahm (Georgien-Nachbar Armenien, das offiziell erste christliche Land, war noch eine Spur schneller; im Jahr 301).

Diese Entscheidung legte den Grundstein für eine kulturelle und religiöse Identität, die bis heute stark verankert ist.

Zentrale Rolle in der Gesellschaft

Die georgische Orthodoxe Kirche spielt seit Jahrhunderten eine zentrale Rolle in der georgischen Gesellschaft. Trotz zahlreicher Invasionen und politischer Umwälzungen hat sie stets als Hüterin der nationalen Identität fungiert.

Die Mönche und Priester waren nicht nur geistliche Leiter, sondern auch die Bewahrer der georgischen Sprache und Kultur. Einer der beeindruckendsten Zeugen der christlichen Geschichte Georgiens ist die Swetizchoweli-Kathedrale in Mzcheta, der alten Hauptstadt. Diese Kathedrale, deren Name «lebenspendende Säule» bedeutet, soll ein Stück des Gewandes Christi beherbergen.

Insgesamt bietet Georgien mehrere Pilgerziele, wie etwa das Dschwari-Kloster oder das Höhlenkloster Wardsia.

Teil der nationalen Identität

Heute ist das Christentum mehr als nur eine Religion in Georgien; es ist ein wesentlicher Bestandteil der nationalen Identität. Neben der prägenden georgisch-orthodoxen Kirche existieren auch verschiedene Freikirchen. Die Baptisten sind eine der grössten Freikirchen in Georgien, die mehrere Gemeinden und soziale Projekte im ganzen Land betreiben. Weiter existieren mehrere Pfingstgemeinden, die eine wachsende Anzahl von Anhängern haben. Dazu kommen verschiedene andere kleinere evangelische und protestantische Gruppen, darunter methodistische und reformierte Kirchen.

Diese Gemeinden stehen oft vor Herausforderungen, insbesondere in einem Land, in dem die georgisch-orthodoxe Kirche eine dominierende kulturelle und religiöse Rolle spielt; 84 Prozent der Einwohner bezeichnen sich als georgisch-orthodox.

Georgien, eines der Überraschungsteams der Euro 2024, bietet also eine reichhaltige, christliche Geschichte.

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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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