Licht aus, Augen auf!

Die Taschenlampe erhellt einen Raum.
Eine Kirche im Dunkeln bringt nicht nur Kinderaugen, sondern auch Leuchtsterne zum Strahlen – beim Taschenlampengottesdienst.

Ende November fand in einer kleinen Stadt im nördlichen Westerwald ein spannendes Abenteuer für etwa 30 grosse und kleine Kinder mit ihren Eltern und Grosseltern statt: Während die Dämmerung durch die Strassen kroch, blitzten hinter den Kirchenfenstern der Evangelischen Erlöserkirche immer wieder Lichter von Taschenlampen auf und mischten sich mit Kinderstimmen, die riefen: «Ich hab einen! E-2» oder «Hier ist noch einer! N-15!».

Gemeinsame Wertvoll-Zeit

Herzlich willkommen im ersten Taschenlampengottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Wissen, der im Rahmen unserer Familienarbeit «Wertvoll-Zeit für dich und deine Familie mit anderen Familien» stattfand. Immer am vierten Sonntag im Monat findet nachmittags ein besonderer Gottesdienst mit und für Familien statt.

«Wertvoll», wie es kurz genannt wird, hat ein simples Konzept mit vielen spontanen Beteiligungsmöglichkeiten. Für die Lieder haben wir ein Liedblatt mit zehn Bewegungsliedern, aus dem unser Musiker kurzfristig auswählt, wobei das Anfangslied immer gleich bleibt. Bei den Liedern dürfen alle Kinder nach vorne kommen und im Altarraum tanzen oder die Bewegungen zum Lied oder Gebet machen. Danach gibt es Kaffee, Saft und mitgebrachte Snacks im Gemeindehaus und dazu ein Kreativangebot und ausserdem viel Platz zum Spielen für die Kinder und für die Erwachsenen Zeit für Gespräche.

Licht aus – Taschenlampe an

Natürlich suchen wir immer wieder nach neuen kreativen Ideen, wie wir Kinder und Angehörige gleichermassen begeistern können. Dabei stiessen wir im Materialdienst für Kindergottesdienste der Evangelischen Kirche im Rheinland auf die Idee eines Taschenlampengottesdienstes, den wir sofort begeistert für unsere Gegebenheiten adaptiert haben.

Grundsätzlich ist es ein «normaler» Familiengottesdienst, mit kindgerechten Liedern, einer angepassten Liturgie, einer kurzweiligen Ansprache und vielen kreativen Elementen – nur eben in (völliger) Dunkelheit. So sprach die Handpuppe Kasimir mit den Kindern allgemein über Sterne, Licht und Dunkelheit, während sie mit ihren mitgebrachten Taschenlampen den Kirchenraum anstrahlten und so aus völlig neuen Augen betrachteten. Weil unser Gottesdienst kurz vor dem Advent stattfand, erzählten wir die Geschichte «Die Weisen aus dem Morgenland» (DonBosco-Verlag) mit Kamishibai-Bildern (digital) nach. Aber auch die Erzählung Abraham, der den Sternenhimmel betrachtet, von Jesus, der von sich selbst sagt, dass er das Licht ist, oder die Schöpfungserzählung würden sich in diesem Rahmen anbieten.

Gottesdienst mit besonderem Highlight

Das Highlight des Gottesdienstes war – im wahrsten Sinne des Wortes – die Kreativaktion: Die Kinder suchten in der dunklen Kirche Leuchtsterne, die Mitarbeitende zuvor versteckt hatten. Auf jeden Stern war ein Buchstabe sowie eine Ziffer angegeben, die – entsprechend sortiert – den Lösungssatz ergaben: «Jesus sagt: Ich bin das Licht!»

Der Taschenlampengottesdienst kam sehr gut in unserer Gemeinde an. Auch Erwachsene jenseits der Zielgruppe waren sehr interessiert. Er lässt sich in den Wintermonaten nachmittags in jeder Kirche durchführen, die nicht über zu viel natürliches Licht verfügt. Unser Taschenlampengottesdienst begann bereits um 15:30 Uhr, über eine Stunde vor Sonnenuntergang. Trotzdem war es gegen Ende in der Kirche so dunkel, dass durch den Taschenlampenschein eine sehr besondere Atmosphäre entstehen konnte.

Leuchtende Augen bei gross und klein

Auch im Zeitalter der Digitalität waren die Kinder zwischen einem und zwölf Jahren begeistert davon, mit einer echten Taschenlampe – niemand nutzte ein Handy – durch die Kirche zu laufen und die Leuchtsterne zu suchen. Die Erwachsenen haben sich davon anstecken lassen und bei den Kleinen auch gerne das Rätselblatt ausgefüllt oder überhaupt ihre Kinder bei der Suche unterstützt.

Da der Taschenlampengottesdienst innerhalb eines bewährten Konzeptes stattfand, hielt sich der Aufwand in Grenzen. Eine Mitarbeiterin hat die Leuchtsterne vorbereitet und sie zusammen mit einer Konfirmandin in der Kirche versteckt. Der Musiker hat die Lieder ausgewählt und am Keyboard begleitet. Die Diakonin hat den Gottesdienst inhaltlich gestaltet. Aufgeräumt haben zum Schluss alle zusammen. Die Werbung erfolgte über unser Gemeindebüro im Verbandsgemeindeblättchen, vor allem aber digital über Social Media.

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Autor: Svenja Spille
Quelle: Magazin Best Practice 1/2024, SCM Bundes-Verlag

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