«Gottes Schmuggler» ist gestorben
«Open Doors» in einem Medienkommuniqué mit.
Anne van der Bijl, besser bekannt als Bruder Andrew, starb gestern in seinem Haus in den Niederlanden. Bruder Andrew ist der Gründer von Open Doors, dem weltweit ältesten Dienst für verfolgte Christen. Seit über 65 Jahren setzt sich die Organisation für verfolgte Christen ein, aktuell in 70 Ländern mit rund 1400 Mitarbeitern.
Vom kommunistischen Polen bis zum Ende der Welt
Das Werk gründet biblisch auf den Texten aus Offenbarung, Kapitel 3, Vers 2: «Werde wach und stärke das andere, das schon sterben wollte» und Offenbarung, Kapitel 3, Vers 8: «Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, die niemand zuschliessen kann».
1955 besuchte Bruder Andrew in Begleitung einer niederländischen Delegation das Weltfest der kommunistischen Jugend in Polen. Dort entdeckte er die Existenz einer christlichen Kirche hinter dem Eisernen Vorhang, die dringend Bibeln brauchte. Bruder Andrew verteilte einen Koffer voll christlicher Literatur, der die bescheidenen Anfänge von Open Doors bedeutete.
«Alle Türen stehen offen»
Bruder Andrew erklärte oft: «Unser Dienst heisst 'Open Doors', weil wir glauben, dass alle Türen offen stehen, jederzeit und überall. Ich glaube buchstäblich, dass alle Türen offen sind, um ein Land zu betreten und Christus zu verkünden, solange man bereit ist zu gehen und sich keine Sorgen darüber macht, ob man zurückkehren wird.»
Ein russischer Pastor sagte einst: «Bruder Andrews wahre Leidenschaft und Hingabe für leidende Christen auf der ganzen Welt bewegte mein Herz und ermutigte mich, selbst in den dunkelsten Stunden meines Lebens hinter Gittern.»
Der Schmuggler mit dem VW Käfer
Die Autobiografie von Bruder Andrew namens «Der Schmuggler Gottes» ist zu einem internationalen Bestseller geworden. Seit 1967 wurde das Buch über zehn Millionen Mal verkauft und in 35 Sprachen übersetzt. Es beschreibt den mutigen Weg des Gründers von Open Doors zu einem radikalen Leben für Jesus Christus.
Die Geschichte erzählt die packendsten Momente seiner Reisen, darunter die gefährlichen Grenzübertritte in seinem VW-Käfer, die Verfolgungsjagden durch den KGB und die bewegenden Begegnungen mit isolierten Christen, wenn sie ein Exemplar der Heiligen Schrift erhalten konnten. Eine aktualisierte Ausgabe zum 60-jährigen Bestehen von Open Doors wurde im Jahr 2015 gedruckt. Es enthält einen 20-seitigen Epilog, der weitere Begebenheiten, die nach der Veröffentlichung des ursprünglichen Buches stattfanden, beleuchtet. Es wird geschätzt, dass Bruder Andrew 125 Länder besucht und mehr als eine Million Meilen zurückgelegt hat, um das Evangelium zu predigen und Bedürftigen zu begegnen.
Die Liebe zu den Muslimen
In den vergangenen Jahrzehnten hat Bruder Andrew seine Aufmerksamkeit auf die muslimische Welt gerichtet. Er reiste hauptsächlich in den Nahen Osten und nach Südasien. Er war zutiefst davon überzeugt, dass die rasche Ausbreitung des Islam eine viel grössere Herausforderung für die christliche Kirche in der ganzen Welt darstellen würde, als es der Kommunismus je tat.
Gleichzeitig führte ihn seine Liebe zu anderen dazu, das Wort ISLAM als Akronym für «I Sincerely Love All Muslims» zu verwenden, was übersetzt heisst: «Ich liebe alle Muslime aufrichtig». Er sagte: «Wenn wir eine politische oder religiöse Gruppe oder eine Nation als unseren Feind wahrnehmen, kann die Liebe Gottes uns nicht erreichen, um uns aufzurufen, etwas für ihn zu tun.»
Seine Freundschaft und Liebe zu Gott veranlasste ihn zu privaten Treffen mit den Leitern mehrerer islamisch-fundamentalistischer Gruppen, darunter der Hamas und Hisbollah. Sein 2004 erschienenes Buch: «Licht zwischen den Fronten: Neues vom Schmuggler Gottes» (deutsche Ausgabe 2005), mitverfasst von Open-Doors-Mitarbeiter Al Janssen, beschreibt seine Aktivitäten im Nahen Osten. Drei Jahre später folgte das Buch: «Verräter ihres Glaubens: das gefährliche Leben von Muslimen, die Christen wurden», ebenfalls gemeinsam mit Al Janssen.
Zum Ritter geschlagen
Bruder Andrew erhielt viele Auszeichnungen für seine Arbeit. 1993 wurde er von Königin Beatrix von den Niederlanden zum Ritter geschlagen. Im Jahr 1997 erhielt er den Preis für Religionsfreiheit der «Weltweiten Evangelischen Allianz» als Anerkennung seines Dienstes für leidende Christen und seiner Leidenschaft für die Verbreitung des Evangeliums.
Gerne erzählte Bruder Andrew jedoch, die Auszeichnung, die ihn am stolzesten machte, wäre, dass er in den 1980er Jahren vom indianischen Apachenstamm als «Blutsbruder» bezeichnet wurde. Als Teil der Zeremonie wurde ihm ein Apachenname gegeben, der Einer, der «die Grenzen überschreitet» bedeutet.
«Er folgte dem Ruf»
Er öffnete Türen zu Orten, an die die meisten Christen nicht hingehen. Sein inoffizielles Netzwerk von jeweils einheimischen Christen hat dazu beigetragen, dass jedes Jahr Millionen von Bibeln in der ganzen Welt verteilt und Hunderttausende von Gemeindeleitern ausgebildet wurden. Das Werk Open Doors leistet darüber hinaus sozioökonomische Hilfe, Alphabetisierungsunterricht sowie Berufsausbildung in den gefährlichsten Ländern der Welt.
Philippe Fonjallaz, Leiter von Open Doors Schweiz, erklärt: «Bruder Andrew ist für mich das Beispiel eines Christen, der sein Leben dem Dienst an Gott gewidmet hat. Er folgte dem Ruf, sein Leben in den Dienst der verfolgten Kirche zu stellen und er nahm hohe persönliche Risiken in Kauf, um diese Mission zu erfüllen. Gemäss seinem Vorbild als Mann des Gebets, des Mitgefühls und des entschlossenen Handelns führt Open Doors seinen Auftrag weiter, diejenigen zu erreichen, die wegen ihres christlichen Glaubens leiden.»
Bruder Andrew war 59 Jahre mit Corry verheiratet, die am 23. Januar 2018 starb. Sie hinterlassen fünf Kinder und elf Enkelkinder.
Gedenkgottesdienste und Kondolenzbuch
Informationen über Gedenkgottesdienste werden auf der folgenden Website veröffentlicht: www.brotherandrew.org
Open Doors Schweiz veröffentlicht eine spezielle Website zum Gedenken an das Leben von Bruder Andrew mit vielfältigem Material und der Möglichkeit zur Eintragung in ein Kondolenzbuch.
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Datum: 28.09.2022
Quelle: Open Doors CH