Ein Euro am Tag
Wir starteten die 1-Euro-Challenge als fünfköpfige Familie im Oktober 2022 zusammen mit der Organisation MoveIn Global. Wir wollen Empathie für die Menschen gewinnen, die mit so wenig Geld auskommen müssen, und für sie beten. Ich plane unseren Essensplan für diese Woche sehr akkurat, stöbere durch Angebote, um die günstigsten Lebensmittel zu finden. Der Betrag, den wir in dieser Woche einsparen, wird gespendet. Wir wollen aber nicht gesetzlich werden: Wir essen die Reste, die sich noch im Kühlschrank finden, und geben unseren Kindern ausreichend Pausenfrühstück mit in Kindergarten und Schule und berechnen das nicht im Budget.
Vorräte werden knapp
Wir verknüpfen uns als deutsche Teilnehmer über eine Messenger-Gruppe, um Gebetsanliegen, Rezeptideen und Erfahrungen auszutauschen. Teilnehmende Familien erhalten ein für Kinder gestaltetes Andachtsbuch. Jeden Tag beten alle Teilnehmer weltweit für die gleichen Organisationen und lesen den gleichen Bibeltext. Der Einkauf dauert trotz der überschaubaren Einkaufsliste deutlich länger, weil ich bei jedem Artikel die Preise vergleiche. Anstelle von frischen Brötchen gibt es auch am Sonntag Müsli. Zum Müsli geniessen wir die Geschichte vom Manna in der Wüste. Nach dem Gottesdienst stürzen sich die Kinder auf Gebäck und Saft beim Kirchkaffee. Wir Erwachsenen bleiben standhaft und trinken Wasser.
Jeder Tag wird anstrengender, das Sättigungsgefühl setzt erst spät ein. Die Kinder essen mehr – wir weniger. Die Vorräte werden immer knapper. In der Mitte der Woche ist ein freiwilliges Fasten für die Erwachsenen eingeplant: Bei jedem Hungergefühl danke ich für das Geld auf unserem Konto, den normalerweise vollen Kühlschrank, die ausgewogene Ernährung und die Versprechen der Bibel, dass Gott die Witwen und die Waisen versorgt. Auch wenn Fasten eigentlich im Stillen stattfindet, teile ich den Kindern mit, warum ich an diesem Tag nichts esse. Wir können die aufopfernde Liebe vieler Eltern in Entwicklungsländern besser nachvollziehen: Verzicht, um das Wenige denen zu geben, die im Wachstum sind.
Dankbarkeit und Demut
«1 Euro am Tag» verändert! Es verändert das Denken, das gemeinsame Essen, das dankbare Gebet über die Versorgung Gottes. Es bewegt uns zu noch grösserer Gastfreundschaft: Wir wollen verstärkt Menschen einladen, von denen wir wissen, dass ihr Budget klein und ausgewogene Ernährung nicht immer möglich ist.
Am Ende der Woche feiern wir gemeinsam. Wir sind stolz auf unsere Kinder, für die das Durchhalten nicht immer einfach war. Was bleibt nach dieser Woche? Dank- barkeit für die Versorgung, die wir erleben, Demut vor allen Eltern, die für ihre Kinder verzichten, Zuversicht, dass Gott uns weiter versorgen wird, und Ideen für neue Formen der Gastfreundschaft.
Mehr Informationen zur Challenge und zum Mitmachen finden sich hier.
Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin Family vom SCM Bundes-Verlag.
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