600 Kirchen in der Ukraine vernichtet

Diese Kirche in Bohorodychne, Ukraine wurde bereits im Juni 2022 vernichtet.
Seit der Invasion Russlands in die Ukraine 2022 sind über 600 Kirchen und religiöse Gebäude durch Raketen, Drohnen und Artillerie beschädigt oder zerstört worden. Dies belegt ein neuer Bericht der christlichen Organisation «Mission Eurasia».

Ein neuer Bericht der christlichen Organisation «Mission Eurasia» bringt ans Licht, was viele Ukrainer seit Beginn der russischen Invasion vermuten: Gezielte Angriffe auf die Religionsfreiheit. Unter dem Titel «Faith Under Fire» berichtet die Organisation, die sich der Verbreitung des Evangeliums in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion widmet, von mindestens 630 zerstörten oder beschädigten Gotteshäusern, darunter mehr als 600 christlichen Kirchen. Besonders alarmierend ist die gezielte Zerstörung evangelikaler Kirchen, von denen 206 von den Angriffen betroffen waren.

Dem Bericht zufolge werden Kirchengebäude nicht nur durch Raketen, Drohnen und Artillerie beschädigt, sondern auch gezielt von russischen Soldaten geplündert oder zu Verwaltungsgebäuden der Besatzungsmächte umfunktioniert. Zudem werden Kirchen als militärische Stützpunkte oder als Verstecke für Feuerstellungen missbraucht. «Jede Woche tauchen neue Berichte über die Besetzung oder Plünderung einer weiteren Kirche oder eines Gebetshauses durch russische Soldaten auf», heisst es in dem Bericht.

Das Ausmass der Zerstörung

Die Zerstörung betrifft nicht nur Kirchengebäude, sondern auch das religiöse Leben in den betroffenen Gebieten. Vor dem Einmarsch der Russen genossen die Christen in der Ukraine eine beispiellose Religionsfreiheit. Laut Sergey N. Rakhuba, Präsident von «Mission Eurasia», war die Ukraine eines der offensten und tolerantesten Länder der Region. «Die ukrainische Regierung fördert die Religionsfreiheit und gibt allen Gläubigen, unabhängig von ihrer Tradition oder ihrem Glauben, die gleichen Rechte, ihren Glauben frei zu leben», so Rakhuba.

Der Kontrast zur Situation in Russland könnte kaum grösser sein. Rakhuba, der sowohl in Russland als auch in der Ukraine gelebt hat, berichtet von starken Repressionen und religiöser Kontrolle in Russland. «In Russland fungiert die orthodoxe Kirche immer mehr als kulturpolitisches Instrument der Regierung denn als geistliche Institution», erklärt er. Viele ausländische Missionsorganisationen wurden aus Russland ausgewiesen und fanden Zuflucht in der Ukraine, wo sie mit offenen Armen empfangen wurden.

Kirchen als Kriegsziel

Bei der Zerstörung von Kirchen handelt es sich nicht nur um Kollateralschäden. Russische Truppen scheinen religiöse Stätten gezielt ins Visier zu nehmen. Kirchen, die einst als Orte des Friedens und der Gemeinschaft dienten, werden nun als Symbole des Widerstands und der ukrainischen Unabhängigkeit zerstört. Die Angriffe auf Kirchen und religiöse Führer werden als Teil einer umfassenderen Strategie zur Unterdrückung der ukrainischen Kultur und des Glaubens gesehen.

«Wenn die russischen Streitkräfte Gebiete einnehmen, zerstören sie oft systematisch Kirchen und vertreiben religiöse Führer und Gläubige aus den Regionen», erklärt Rakhuba. Pastoren, Priester und andere geistliche Führer werden eingeschüchtert oder gezwungen, die Gebiete zu verlassen, was die religiöse Gemeinschaft destabilisiert und unterdrückt.

Nicht nur materieller Verlust

Rakhuba ruft zum Gebet auf. Die Zerstörung von Kirchen in der Ukraine sei nicht nur ein materieller Verlust, sondern ein tiefer Angriff auf den Glauben und die religiöse Identität des Landes. In einem Krieg, der nicht nur um Territorium, sondern auch um kulturelle und geistliche Freiheit geführt wird, ist die Unterstützung der internationalen christlichen Gemeinschaft wichtiger denn je.

Gemeindeleiter in russisch-kontrollierten Gebieten oder Russland, die den Krieg gegen die Ukraine kritisierten, landeten hinter Gittern, beobachteten auch die Menschenrechtler von «Release International». Einige Gemeindeleiter kritisierten zum Beispiel in «YouTube»-Videos die russisch-orthodoxe Kirche für ihre Unterstützung der Invasion.

«Seitdem wurden Kirchenführer, die das Boot ins Wanken gebracht haben, mit Warnungen, Strafverfolgung und Haftbefehlen eingeschüchtert», kritisiert Andrew Boyd in einem Video der «Global News Alliance». «Für diejenigen, die sich öffentlich gegen den Krieg Russlands mit der Ukraine aussprachen, wurden einige Kirchenführer im Februar in den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine gefoltert und getötet.»

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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Crosswalk/ GNA/ Release International

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