Glaube macht hilfsbereit und solidarisch

Hilfsbereitschaft fördert den gesellschaftlichen Zusammenhalt
Religionsgemeinschaften fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt, ihre Angebote werden von der Bevölkerung geschätzt. Der Glaube fördert solidarisches Verhalten: Hilfsbereitschaft wird besonders von religiösen Menschen vorgelebt.

«Während sich unter den Konfessionslosen lediglich 17 Prozent ehrenamtlich engagieren, sind es unter den religiös Gebundenen mit 31 Prozent nahezu doppelt so viele», schreibt die Leiterin des Religionsmonitors der Bertelsmann-Stiftung, Yasemin El-Menouar, in der Wochenzeitung «Die Zeit». Die Wahrschein­lichkeit zum freiwilligen Engagement ist selbst dann höher, wenn eine Person heute zwar konfessionslos ist, aber religiös erzogen wurde. Das zeigt, dass religiöse Prägung und die damit verbundenen Gemeinschafts­erfahrungen auf die Gemeinwohlorientierung der Menschen nachwirken. Offenbar ein Leben lang. Bei dieser Hilfsbereitschaft kommt es nicht darauf an, ob die Helfer die Hilfsbedürftigen persönlich kennen. Ihre Solidarität ist mehr als Hilfe innerhalb der Gemeinde. Sie reicht weit darüber hinaus. So dient Religion als Brücke zwischen unterschiedlichen Gruppen.

Das bestätigt eine Studie der Universität Zürich. Sie hat erstmals den Beitrag der Religionsgemeinschaften zur Solidarität, Stabilität und zum Sozialkapital einer offenen, demokratischen Gesellschaft analysiert. Als besonders wichtig wurden dabei Angebote wie Seelsorge oder Altersarbeit bezeichnet. Für die Kirchen bedeutet die Studie Anerkennung ihres Wirkens und Ansporn zugleich.

Christliche Überzeugung fördert solidarische Grundhaltung

Die Daten des Religionsmonitors legen nahe, dass solida­risches Verhalten auf der einen Seite Gelegenheits­strukturen voraussetzt. Dazu gehören beispielsweise, dass sich Menschen in Gottesdiensten versammeln. Mit ihren Erfahrungen und nationalen wie internationalen Netzwerken können Kirchen zudem ihre Solidaritätsressourcen schnell aktivieren. Auf der anderen Seite wird eine solidarische Grundhaltung durch religiöse Überzeugungen gefördert. Kirchen und Organisationen mit christlicher Trägerschaft bieten sich deswegen als Katalysator und Vernetzungsplattform für Hilfsinitiativen an.

Yasemin El-Menouar: «Die verschiedenen poli­tischen Ebenen und insbesondere die Kom­munen sollten daher Religionen als wichtigen Teil der Zivilgesellschaft bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen noch stärker mitdenken und einbinden. (…) Die Studie macht deutlich, dass Religion viele Solidaritätspotenziale mit sich bringt, die stärkere öffentliche Aufmerksamkeit ver­dienen.»

Starke Spendenbereitschaft

Überraschend ist vor allem die sehr hohe Gesamtzahl der spendenbereiten Menschen: 71 Prozent der christlichen und 69 Prozent der muslimischen Befragten sagen, dass sie für wohltätige Zwecke gespendet haben. Deutlich weniger waren es mit 59 Prozent bei den Menschen ohne Glaubenszugehörigkeit. «Wir sind solidarischer, als wir denken!», erklärte Yasemin El-Menouar. Die Gesellschaft sei weit hilfsbereiter als es aktuelle Debatten glauben machten, erklärte die Bertelsmann-Expertin für die Themen Religion, Werte und Gesellschaft. «Dabei wirkt Religion als einer der wichtigsten positiven Faktoren. Man kann sagen: Der Glaube fördert solidarisches Verhalten.»

Füreinander einstehen 

Solidarisch zu handeln bedeutet, füreinander einzustehen, gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und sich für eine gerechte Gesell­schaft einzusetzen. In herausfordernden Zei­ten, wenn der Streit zunimmt und Spaltungen drohen, gewinnt die Ressource der Solidarität – und damit der beharrliche Blick auf das Ge­meinsame – noch einmal mehr an Bedeutung. Die zurückliegenden Jahre waren geprägt von multiplen Krisen. Sie haben gezeigt, wel­cher gesellschaftliche Schatz darin liegt, wenn Menschen solidarisch handeln: Die Corona­-Pandemie hätten wir nicht bewältigen können, wenn die jüngeren Generationen nicht zum Wohle vulnerabler Bevölkerungsgruppen ihren Alltag eingeschränkt hätten. 

Dieser Artikel erschien bei Dienstagsmail.

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Autor: Markus Baumgartner
Quelle: Dienstagsmail

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