Nicaragua: 11 Pastoren wegen «Geldwäsche» verurteilt
Das US-Missionswerk «Mountain Gateway» hatte im letzten Jahr mehr als eine Million Menschen in Nicaragua mit evangelistischen Grossveranstaltungen erreicht. Offenbar zum Unwillen der sandinistischen Regierung: Drei Leiter und Mitarbeiter des Missionswerks sowie elf mit ihnen verbundene einheimische Pastoren wurden am 17. Januar wegen «Geldwäsche» angeklagt (Livenet berichtete). Die Staatsanwaltschaft wirft den US-Amerikanern John Britton Hancock, Jacob Britton Hancock und Casandra Mae Hancock vor, eine Tochtergesellschaft des «Mountain Gateway Ministry» in Nicaragua gegründet zu haben, um Geldüberweisungen aus den USA entgegenzunehmen.
Mountain Gateway wies die Anschuldigungen kategorisch zurück und erklärte im Januar: «Wir glauben, dass die Grundlage der Anschuldigungen falsch ist. Wir haben alles getan, was die nicaraguanische Regierung von uns in Bezug auf die Verwaltung des Geldes verlangt hat, und wir haben die Dokumente, die das belegen. Wir sind nach Nicaragua gekommen, weil wir die Menschen lieben und weil wir ihnen von Jesus erzählen wollen.»
Ohne Präsenz verurteilt
Jetzt wurden die drei US-Amerikaner und elf einheimische Pastoren vom Gericht verurteilt. Das Urteil wurde hinter verschlossenen Türen des zentralen Gerichtsgebäudes in Managua gefällt, wo der Prozess stattfand. Die Anwälte der Organisation prangerten das Urteil als einen Fall von religiöser und politischer Verfolgung an und riefen internationale Menschenrechtsorganisationen und das US-Aussenministerium auf, sich einzuschalten.
Mountain Gateway kritisierte in einer Pressemitteilung, dass die angeklagten Pastoren bei einer Anhörung nicht physisch vor Gericht anwesend sein durften, sondern per Videokonferenz zugeschaltet wurden.
Aufforderung zu Sanktionen
Nach Bekanntwerden des Urteils gegen die Pastoren kündigte die christliche Menschenrechtsorganisation ADF International an, den Fall vor die Interamerikanische Menschenrechtskommission zu bringen. Laut ADF International unterstützen auch mehrere US-Senatoren die Gruppe, die kürzlich die Biden-Administration aufforderten, «starke und gezielte Sanktionen als Reaktion auf die wiederholten und eskalierenden Verletzungen der Religionsfreiheit in Nicaragua» zu verhängen.
«Niemand ist in Nicaragua vor religiöser Verfolgung sicher und es ist verheerend, die falschen Anklagen, den Prozess und die Verurteilung dieser Pastoren und Gemeindeleiter zu sehen, die einfach nur ihren Glauben mit den Menschen in Nicaragua teilen und ihnen dienen wollten», sagte Kristina Hjelkrem, Rechtsberaterin von ADF International.
Die Organisation «Mountain Gateway» entstand vor gut 30 Jahren aus einem evangelistischen Einsatz der Hancock-Familie und ist nach eigenen Angaben in Evangelisation, Gemeindegründung, Schulung, Sozialarbeit und Katastrophenhilfe tätig.
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