«Biblisches Comeback» einer Schweizer Indie-Folk-Band
Vor über 30 Jahren haben zwei Berner Oberländer und ein Walliser die Band «Silence» gegründet. Obwohl sich die Band zum damaligen musikalischen Höhepunkt aufgelöst hatte, haben sie nach einem 14-jährigen Unterbruch wieder zusammengefunden. Jetzt macht die Indie-Folk-Band mit ihrer musikalischen Neuinterpretation die biblischen Psalmen bekannt. Die Botschaft der Psalmen berührt auch heute und ist universal gültig. Die tiefgründigen Gebete inspirieren die Musik.
«Das ganze Spektrum menschlicher Befindlichkeiten»
Im Jahr 1990 gegründet, hat sich die Band 1999 getrennt und dann 2013 beinahe in der Urformation wiedervereint. Damit begann für Silence ein neues Kapitel der Bandgeschichte. Biblische Botschaften waren immer ein Thema in ihren Texten und sind auch heute noch das Hauptthema. So fanden jetzt die 3000 Jahre alten Psalmen in ihrem vollständigen Wortlaut den Weg in ihre Musik. «Manchmal flossen Wort und Musik wie in einem Guss zusammen, manchmal gestaltete sich der Prozess als regelrechtes Ringen und die Lieder mussten hart erarbeitet oder gar erstritten werden.» So beschreibt die Band in der Berner Zeitung den kreativen Prozess mit den Bibeltexten. Es passe zu den Psalmen, in denen sich ja auch das ganze Spektrum widerspiegle.
In den letzten Jahren entstanden auf diese Weise zwei Alben - 2016 die erste Produktion «Psalms» und nun «Psalms II». Warum gerade die Psalmen? Die Band erklärt: «Wir haben vor einigen Jahren die Psalmen für uns entdeckt. In den Psalmen finden wir das ganze Spektrum menschlicher Befindlichkeiten, von grosser Freude und Dankbarkeit über Wut, Trauer, Rachegedanken hin zu Staunen über die Schöpfung und Vertrauen in den Gott der Bibel.»
Nähe zum Bibeltext
Mit der musikalischen Umsetzung der zeitlosen Texte bringt Silence die Psalmen als Lieder wieder in ihre ursprüngliche Ausdrucksform. Ihr Anspruch: «Mit der Vertonung der Psalmen wollen wir ihre ursprüngliche Botschaft weiterführen, um die Relevanz für unsere moderne Zeit zu zeigen. Dabei möchten wir uns in den Dienst des Allerhöchsten und seines Wortes stellen. Es ist unsere Hoffnung, dass die Menschen durch unsere musikalische Interpretation den Reichtum der Weisheit der Bibel, insbesondere des Buches der Psalmen, entdecken werden.» Dabei strebt die Band eine hohe Nähe zum Bibeltext und eine zeitgemässe, möglichst gut singbare musikalische Umsetzung an. Die musikalische Umsetzung der in Englisch gesungenen Psalmen hat kaum etwas mit Kirchenmusik zu tun. Sie könnten im Radio oder auch als Hintergrundmusik im Kaufhaus laufen. «So möchten wir erreichen, dass sich diese wertvollen Texte, die mitten ins Leben sprechen, aus dem rein kirchlichen Kontext lösen und so wieder vermehrt zu Worten des Lebens werden», erklärt Sänger Thomas Lauwiner. «Bei der Umsetzung des Projektes war uns wichtig, dass wir die jahrtausendealten Texte möglichst wenig verändern. Wir haben kein Wort hinzugefügt», sagt Thomas Lauwiner zur «Berner Zeitung», die einen Artikel mit dem Titel «Das biblische Comeback» über sie verfasste.
Neue Lieder für den Gottesdienst
Die Psalmen im Alten Testament werden auch Psalter genannt. Diese Gebete werden psalliert, d.h. gesungen oder gelesen. Mit dem Thema hat sich Pfr. Andreas Manig im Rahmen eines Sabbaticals intensiv befasst und eine Arbeit «Psalmen beten im Gottesdienst» verfasst. In der musikalischen Umsetzung der achtköpfigen Band Silence sind mehrstimmige Gesänge, irische Flöten und Akkordeon, getragen von Piano, sphärischen Keyboardklängen, Gitarre, Fretless Bass, Percussion und Drum zu hören. Einige Muster davon sind auf Soundcloud zu hören. Die Band ist damit schon in einigen Kirchgemeinden aufgetreten. Auf die Leinwand werden Naturbilder des bekannten Fotografen Martin Mägli projiziert. Auch der Berner Liedermacher Markus Dolder hat mit «Glücklech e Mönsch» ein ganzes Album von ins Berndeutsch übertragenen und vertonten Psalmtexten vorgelegt.
Dieser Arikel erschien bei Dienstagsmail
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