Das Christentum in Grossbritannien unter Druck
Der Bericht stützt sich auf die Antworten von 1'562 Christen in Grossbritannien, die an einer Umfrage von «Voice for Justice» (VfJ) teilnahmen und ihre Erfahrungen mit Intoleranz oder Diskriminierung schilderten.
Nur etwa die Hälfte der Befragten (53 Prozent) gab an, sich frei zu fühlen, ihre Meinung zu gesellschaftlichen Themen zu äussern. Bei den unter 35-Jährigen waren es sogar nur 38 Prozent.
Mehr als die Hälfte (56 Prozent) berichtete von Feindseligkeit oder Spott, wenn sie über ihren Glauben sprechen, bei den unter 35-Jährigen stieg dieser Anteil auf 61 Prozent. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Befragten haben nicht das Gefühl, dass religiöse Diskriminierung genauso ernst genommen wird wie andere Formen der Diskriminierung.
Ungleiche Behandlung von Religionen
«Viele der Befragten hatten den Eindruck, dass Diskriminierung gegen andere Religionen Beachtung findet, während Diskriminierung gegen den christlichen Glauben ignoriert wird», heisst es in dem Bericht. Ein Beispiel dafür sei der Kalender des «National Trust», der Feiertage wie Ramadan und Diwali aufführe, aber Weihnachten und Ostern ausspare.
Dennoch fühlten sich die meisten Christen (78 Prozent) wohl dabei, über ihren Glauben zu sprechen, auch wenn ein Viertel meinte, er müsse am Arbeitsplatz verheimlicht werden. Bei den unter 35-Jährigen stieg dieser Anteil auf ein Drittel. Die Hälfte aller Befragten gab an, dass es in ihrem Arbeits- oder Studienumfeld negative Stereotypen über Gläubige gebe.
Ein junger katholischer Student berichtete, dass er von den meisten seiner Kommilitonen wegen seiner pro-life Einstellung ausgegrenzt wurde. «Als sie es herausfanden, begannen sie sich zu fragen, ob es moralisch vertretbar sei, mit mir befreundet zu bleiben, und viele entschieden sich dagegen», sagte er.
Negative Erfahrungen am Arbeitsplatz
Einige Befragte schilderten negative Erfahrungen am Arbeitsplatz, vor allem Spott und Hohn. Ein ehemaliger Mitarbeiter im Gesundheitswesen berichtete, dass er als Christ oft ignoriert oder verspottet wurde. Ein anderer sagte, es gebe einen deutlichen Druck seitens der Hierarchie, LGBT-Themen zu fördern. Der Bericht stellt fest: «Es sollte keine Hierarchie in der Liste der geschützten Eigenschaften geben, aber die Realität scheint dem zu widersprechen. Es scheint, dass LGBT-Themen an erster Stelle stehen, gefolgt von ethnischen Merkmalen.»
Der britische Abgeordnete Nick Fletcher betonte: «Das Christentum ist die Grundlage vieler unserer Werte. Ohne das Christentum würden unsere Toleranz, unsere Vielfalt, unsere Gewissensfreiheit und unsere Nächstenliebe verloren gehen. Dieser Bericht muss weit verbreitet werden, um das Bewusstsein für die Angriffe auf das Christentum in unserer Gesellschaft zu schärfen.»
«Dringender Handlungsbedarf»
Lynda Rose, Direktorin des VfJ, bezeichnete die Ergebnisse als «alarmierend». Sie sagte: «Das Christentum bildet die Grundlage der britischen Gesellschaft und unterstützt unsere Toleranz und die Akzeptanz von Vielfalt. Unser Bericht zeigt jedoch, dass Christen in Grossbritannien zunehmend diskriminiert und ausgegrenzt werden.»
Der Bericht wurde als Reaktion auf Forschungen des «Observatory on Intolerance and Discrimination Against Christians» erstellt, wonach Grossbritannien zu den sechs schlimmsten Ländern Europas für antichristliche Hassverbrechen eingestuft wird. Im vergangenen Monat kritisierte die US-Kommission für internationale Religionsfreiheit mehrere europäische Regierungen, darunter auch Grossbritannien, für ihren Umgang mit der Pro-Life-Aktivistin Isabel Vaughan-Spruce, die wiederholt wegen ihres stillen Gebets in der Nähe von Abtreibungskliniken angeklagt worden war.
Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die christlichen Werte und die Glaubensfreiheit in Grossbritannien zu schützen.
Zum Thema:
In der Nachchristenheit angekommen: England und Wales: Christen erstmals unter 50 Prozent
«Revive Europe» in Polen: Europa: Nach-christlich oder vor-erwecklich?
Präzedenzfall: 24-Jährige verklagt UK-Regierung wegen Gesetzeslage