Christentum ist (noch) die grösste Religion der Welt

Werden die Kirchen auch in Zukunft noch voll bleiben?
Livenet sagte es im Jahr 2003 voraus: «Auch im Jahr 2025 wird das Christentum die grösste Religion der Welt bleiben». Heute, 2024, stimmt diese Aussage noch. Das Christentum wächst sogar, aber…

Auch wenn im ehemals christlichen Westen in den letzten Jahren der christliche Glaube scheinbar an Bedeutung verliert und viele Menschen aus den Kirchen austreten, offenbart der Blick auf die restliche Welt ein anderes Bild. Das Christentum ist auf dem Vormarsch: 2023 gab es erstmals mehr als 2,6 Milliarden Christen weltweit. Pro Jahr kommen rund 1,18 Prozent an Gläubigen neu zum Christentum hinzu, das sind etwa 30 Millionen Menschen. Damit gibt es durchschnittlich 82'000 «neue» Christen pro Tag (wie Livenet bereits 2003 geschrieben hatte).

Die Zahlen entstammen der «Study of Global Christianity» von Religionsforschern aus Boston. Sie decken sich mit anderen Studien (z. B. PEW Research Center in Washington) und den Einzeldaten der christlichen Kirchen. Insbesondere die Evangelikalen verzeichnen grossen Zustrom mit einem jährlichen Plus von 1,79 Prozent.
Damit ist heute rund ein Drittel der Weltbevölkerung Christen.

Der Südrutsch des Christentums

Überraschend ist, dass auch in Ländern wie Japan und China die Zahl der Christen steigt; in Südkorea ist das Christentum mittlerweile die grösste organisierte Religion. Das Wachstum des Christentums vollzieht sich am stärksten auf der Südhalbkugel. Vor hundert Jahren lebten in Europa doppelt so viele Christen wie im Rest der Welt zusammengezählt. Inzwischen leben sowohl in Lateinamerika (611 Millionen) wie auch in Afrika (718 Millionen) mehr Christen als in Europa (566 Millionen), in Asien leben erstmals mehr als 400 Millionen Christen.

Zukunftsperspektiven

Schneller als das Christentum wächst nur der Islam. Der Zulauf zu dieser Religion steigt pro Jahr um 1,87 Prozent. Erstmals gibt es seit diesem Jahr mehr als zwei Milliarden Muslime weltweit. Demographische Daten lassen die realistische Perspektive zu, dass es spätestens im Jahr 2070 mehr Muslime als Christen auf der Erde geben wird. Die Gründe sind vor allem demographischer Natur: Die Geburtenrate in muslimischen Gesellschaften liegt bei 3,1 Kindern pro Frau, während sie in den traditionell «christlichen» Ländern z.T. unter der zur Erhaltung der Bevölkerung nötigen Rate von 2,1 liegt. Muslimische Bevölkerungen sind ausserdem in den Teilen der Welt konzentriert, die am schnellsten wachsen, das sind zum Beispiel Nigeria, Pakistan, Indonesien und Indien. Und: Muslime sind im Durchschnitt weltweit deutlich jünger als Christen.

Von der ererbten zur Überzeugungsreligion

Während in vielen muslimischen Ländern der Abfall vom Glauben unter Strafe, teilweise der Todesstrafe, steht, kennen christliche Kulturen diesen Zwang nicht. Der Trend, dass sich Christen von einem traditionellen oder nominellen Glauben abwenden, wird sich Voraussagen nach vor allem im Westen verstärken, während das gegenwärtige Wachstum im globalen Süden vor allem durch Konversion geschieht. Das bedeutet langfristig neben der geographischen Verschiebung eine «qualitative» Intensivierung des christlichen Glaubens: den globalen Übergang von einer ererbten Traditions- zu einer persönlichen Überzeugungsreligion. Unter anderem mit der Konsequenz, dass Christen aus dem «Süden» zunehmend als Missionare in die ganze Welt gesandt werden.

Und, nicht zu vergessen (und in einer gewissen Logik): Zugleich hat auch die Christenverfolgung deutlich zugenommen. Insbesondere in arabischen, aber auch in verschiedenen afrikanischen Ländern, dann in Indien und in Nordkorea werden Christen wegen ihres Glaubens bedroht, verfolgt und mit dem Tode bedroht.

Fazit: Das Wachstum des christlichen Glaubens wird in Zukunft stark davon abhängen, ob er – nicht zuletzt auch im globalen Süden – eine Konversions- und Überzeugungsreligion bleibt, das heisst sich ständig erneuert, oder wie in der Kirchengeschichte des Westens zu einem erblich weitergegebenen Traditionsglauben wird.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / BFP aktuell

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