Behütet in Erschütterungen

Kinderhilfe Bethlehem hilft den Kindern im betroffenen Kriegsgebiet.
Israel ist täglich in den Schlagzeilen. Besonders betroffen in Kriegszeiten sind vulnerable Menschen wie Kinder oder Kranke. Am Geburtsort Jesu erhalten die Kleinsten weiterhin medizinische Versorgung - trotz der desolaten Lage in der Region.

Jesu Geburtsstätte heute: Wegen des Krieges wurde dieses Jahr auf Weihnachtsfeiern in Bethlehem verzichtet. Die traditionelle Weihnachtsdekoration vor der Geburtskirche und in der Altstadt wurde nicht installiert. «Den Menschen hier ist nicht zum Feiern zumute», stellt Dr. Hiyam Marzouqa, Chefärztin des Kinderspitals Bethlehem fest, «auch wir im Spital haben dieses Jahr auf Weihnachtsdekoration verzichtet. Die Fahnen stehen auf Halbmast. Das Spital aber bleibt offen und die Familien sind sehr glücklich zu wissen, dass sie mit ihren kranken Kindern bei uns immer eine offene Tür und Hilfe finden. Und für uns ist es gerade jetzt wichtig zu zeigen, dass wir hier sind – auch in schwierigen Zeiten.»

Zwar liegen Bethlehem und das Westjordanland nicht direkt im Kriegsgebiet. Doch die Auswirkungen sind auch hier spürbar. Seit dem 7. Oktober hat die israelische Armee die meisten Zufahrtsstrassen zu den Dörfern und Städten des Westjordanlandes gesperrt. «Kinder haben ein Recht auf Gesundheit und verdienen unseren besonderen Schutz. Seit 70 Jahren ist unser Spital ein wichtiger Ort der Hoffnung und Stabilität für die Menschen in Palästina», so Sibylle Hardegger, Präsidentin des Vereins «Kinderhilfe Bethlehem». Die christliche Institution wurde zu einem essenziellen Bestandteil des heimischen Gesundheits-Systems und kann rund 50'000 Behandlungen leisten. Ein Sozialarbeits-Team kümmert sich ums Umfeld der Kinder.

Zukunft für Aser

Just an Asers erstem Geburtstag hatte sich die schon zuvor diagnostizierte reaktive Atemwegserkrankung RAD akut verschlimmert. «Die Entscheidung, ihn maschinell zu beatmen, war nicht leicht. Für ein Kleinkind ist dies ein massiver und heikler Eingriff», erinnert sich Dr. Ra’fat, «aber sonst wäre er gestorben.» Nach der wundersamen Besserung braucht Aser nun mindestens zweimal täglich ein Asthma-Spray, Kortison und viermal die Sauerstoffmaske. Selbst in der Nacht sind die Eltern engagiert.

Doch Dr. Ra’fats Prognose macht ihnen Mut. «Leicht wird es nicht», stellt er fest. Inhalationsmittel werde Aser auch als Erwachsener brauchen. «Aber er wird ein normales Leben führen können.» Medizinische Fürsorge erfährt das Kind auch zu Hause. Dies ist nur ein Beispiel, wie wichtig der Dienst von Kinderhilfe Bethlehem ist. Livenet war mit Richard Asbeck, dem Leiter Kommunikation und Fundraising, im Austausch.

Was hat sich durch die aktuelle Lage verändert?
Richard Asbeck:
Seit dem 7. Oktober 2023 ist das Westjordanland abgeriegelt und die Mobilität der palästinensischen Bevölkerung ist stark eingeschränkt. Teilweise können kranke Kinder, die ausserhalb von Bethlehem wohnen, nicht mehr ins Spital gelangen. Der Tourismus, Haupt-Einnahmequelle vieler Einwohner Bethlehems, ist vollständig eingebrochen. Das ist schwerwiegend, zumal dieser Sektor schon in den Vorjahren von der Coronapandemie stark beeinträchtigt war. Das Gastgewerbe leidet sehr in Bethlehem und im Westjordanland allgemein. Palästinenser, die in Israel eine Beschäftigung haben, gelangen nicht mehr zu ihrer Arbeit und ihr Brotverdienst fällt weg.

Was bietet das Kinderspital derzeit an und wie hat es sich an die Lage angepasst?
Das Kinderspital hat sofort nach dem 7. Oktober eine 24-Stunden-Hotline mit medizinischer Beratung eingerichtet, um die Versorgung der Familien und kranken Kinder aus der Ferne zu unterstützen. Darunter fällt auch die Medikamentenversorgung in Zusammenarbeit mit lokalen Apotheken, welche für die Begünstigten erreichbar sind. Ausserdem hat das Spital Verbrauchsmaterial, Heizöl und Medikamenten aufgestockt und einen Notfallplan ausgearbeitet für den Fall, dass sich die Situation weiter verschlechtert.

Wie gelingt es Ihnen, Hoffnung zu vermitteln?
Die Fortsetzung des Spitalbetriebs – auch in schwierigen Zeiten – ist ein Zeichen der Kontinuität und Stabilität, die lokal wahrgenommen wird. Die lokale Solidarität in Bethlehem mit den zivilen Opfern in Gaza ist hoch; Gottesdienste, Schweigeminuten und gemeinsames Gedenken zur Weihnachtszeit verbreiteten Hoffnung. Der Verein Kinderhilfe Bethlehem erhält zurzeit viele Solidaritätsbekundungen von Privatspendern aus Europa (durch Nachfragen oder Spenden), die wir an das Spital weiterleiten.

Was ist Ihnen in letzter Zeit sonst noch wichtig geworden?
Die Hilfswerk hat letztes Jahr auch humanitäre Hilfe in Gaza geleistet. Das Kinderspital /Caritas Baby Hospital hat schon viele Krisen erlebt; es hält an seiner strategischen Ausrichtung fest, die qualitativ hochwertige Pädiatrie, die in Palästina einzigartig ist, weiter auszubauen. Gegenwärtig arbeiten wir an der Spital-Erweiterung und der Eröffnung einer Tageschirurgie. Das Kinderspital ist weiterhin auf Spenden aus Europa angewiesen. Für das Spital lässt sich über unser Portal auf der Homepage online spenden.

Zur Website:
Kinderhilfe Bethlehem 

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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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