Gehört christliche Nächstenliebe in die Politik?

Gruppengespräche am ChristNet-Forum
«Nächstenliebe ins Bundeshaus» war das Thema des ChristNet-Forums vom vergangenen Samstag. Im Vorfeld der Wahlen äusserten sich der Theologe Lukas Gerber, Hilfswerk-Mitgründer Christian Schneider und Alt-Nationalrat Philipp Hadorn dazu.

«Gehen Politik und Bibel zusammen?», fragte der Theologe und Doktorand Lukas Gerber. Er beleuchtete Aussagen des Neuen Testaments und die vom Theologen Karl Barth aufgeführten unterschiedlichen Aufgaben der Christengemeinde und der Bürgergemeinde. Jesus sprach kaum über die politischen Ungerechtigkeiten Roms, doch seine Reden und Taten waren hochpolitisch und gefürchtet. «Bis heute fürchten sich gerade autoritäre Regimes vor dem Kontrollverlust durch das Christentum», so Gerber. Nach Karl Barth schützt die Bürgergemeinde vor Chaos, die Christengemeinde hat ein Wächteramt gegenüber dem Staat und «muss dort ihre Stimme erheben, wo es ungerecht zugeht».

Gegen Armut

Christian Schneider legte das Armutsgefälle in der Welt dar und mahnte: «Vom Sparen und Reichwerden wird im Evangelium eher gewarnt!» Als Mitgründer des Hilfswerks Onesimo lebte Schneider 13 Jahre in den Slums von Manila – davon neun Jahre mit seiner Familie. Mit einem bescheidenen Budget werden dort an 40 Standorten ehrenamtlich therapeutische Gemeinschaften, Drogentherapiestationen, Berufsausbildungen für Jugendliche und Slum-Kirchen betrieben. «Wir zahlen keine Löhne, keine Mieten und unsere effektive und gute Arbeit unter den Ärmsten wird vom Bund – abgesehen von der Steuerbefreiung für Spenden – mit keinem Franken unterstützt.»

Nächstenliebe in der Politik

Alt Nationalrat Philipp Hadorn (SP / SO) sprach zur Nächstenliebe in der Bundespolitik. Politikerinnen und Politiker dürften nicht aus Betroffenheit handeln, sondern sachlich reflektiert. Es gehe um die bestmögliche Lösung, nicht um Ideale. Dennoch: «Beim Politisieren ist die Grundhaltung wichtig.» Hadorn ist froh, dass der Staat einen säkularen Rahmen festlegt und Spielregeln vorgibt, die für alle gelten. «Das stabile politische System ist ein Segen für die Schweiz.» Der Referent führte politische Themen auf, bei denen Nächstenliebe eine Rolle spielt. In christlichen Kreisen gibt es verschiedenen Meinungen dazu, doch Hadorn vermisst die Auseinandersetzung dazu.

In Diskussionen wurde das Gehörte vertieft – so etwa die Frage, wie man in christlichen Kreisen mit den vielfältigen Sichtweisen auf politische Themen umgeht.

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Quelle: ChristNet

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