Ein Outdoor-Gottesdienst lässt aufhorchen
Claudia und Ruedi Kündig vom Bibellesebund Schweiz liefern mit besonderen Gottesdiensten völlig neue Perspektiven und Zugänge zur Bibel – mit Motorsägen werden Aussagen aus der Schrift ins Holz gefräst. Die Idee hatten sie unterwegs, als er sagte: «Nun haben wir alles an Mal-Stilen ausprobiert, um den Menschen die beste Botschaft der Welt zu verkündigen.» Zu seiner Überraschung antwortete seine Frau: «Nein, etwas fehlt noch… 3D!»
Eine Woche später brachte er ihr eine günstige Motorsäge nach Hause. Claudia rührte sie nicht an – viel zu gefährlich! Ruedi gab nicht auf und bestellte im Internet die kleinste Motorsäge, die es gibt. Nun fasste seine Frau Mut. Dann wurden die Sägen immer grösser.
Gottesdienst am traditionellen Waldhausfest
«Eine Predigt, ein paar Lieder und vielleicht mal ein schreiendes Baby – so hört sich ein normaler Gottesdienst an. Kettensägen, Akkuschrauber und Spraydosen – deren Geräusche gehören eher auf Baustellen oder auf Werkhöfe», schreibt die «Aargauer Zeitung». Nicht aber am 18. Juni. Dann veranstalten die Reformierte Kirche Leerau und die Chrischona-Gemeinde Kirchleerau-Reitnau einen Motorsäge-Gottesdienst. Dies im Rahmen des Waldhausfests beim Waldhaus Schweini in Kirchleerau. Dieser Anlass wird vom Männerchor organisiert und hat gemäss dem Chrischona-Pfarrer Jim Bühler Tradition in der Region. Der Chor wird den Gottesdienst zudem musikalisch unterstützen.
Premiere im Wald
«Es ist das erste Mal, dass wir einen solchen Motorsäge-Gottesdienst durchführen», sagt Jim Bühler. Die Zielgruppe im Oberen Suhrental sei für eine solche Art von Gottesdienst geeignet. Geleitet wird der Anlass unter freiem Himmel vom Ehepaar Ruedi und Claudia Kündig vom Bibellesebund Schweiz. Die zwei sind spezialisiert auf Kunst und kreative Darstellungen von biblischen Inhalten. Neben Holzskulpturen haben sie zum Beispiel auch schon Bilder auf Leinwand während Gottesdiensten gemalt. «Ruedi Kündig predigt, während seine Frau Claudia Holzskulpturen herstellt», erklärt Jim Bühler.
Alle Sinne ansprechen
In einem ersten Schritt wird Claudia Kündig die Figur mit einer Motorsäge bearbeiten. «Während dieser Phase wäre eine Predigt eher schwierig», sagt Bühler und lacht. Im zweiten Schritt arbeitet die Künstlerin mit einer akkubetriebenen Säge, während ihr Mann predigt. «Es werden also alle Sinne angesprochen», freut sich Jim Bühler. Schliesslich werden die «biblischen Figuren» mit Farbe angesprayt. Jim Bühler: «Kunst spricht das Herz an. Ich denke, die Gäste können die Predigten so eher mit Emotionen verbinden.»
Mit dem Anlass wollen die Organisatoren die Kirche zum Volk bringen. Dafür müsse man heutzutage kreativ werden. Aus diesem Grund soll der Motorsäge-Gottesdienst nicht der letzte dieser Art bleiben. «Zum Start des Schuljahrs haben wir für August zum Beispiel einen Gottesdienst auf dem Schulhausplatz geplant», so Jim Bühler. Weiter werde das Erntedankfest im September nicht in der Kirche, sondern in einem Garten gefeiert.
Dieser Artikel erschien zuerst im Dienstagsmail.
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