Nach 150 Jahren Kampf: Ziel «0 Lepra» in Sicht

Markus Freudiger von der Lepramission Schweiz
2024 gibt’s das 150-jährige Jubiläum zu feiern. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass der finale Punkt erreicht werden kann, weltweit die Lepra-Krankheit auf 0! zu reduzieren.

Markus Freudiger von der Lepra-Mission Schweiz ist im Gespräch mit Florian Wüthrich. Sie sitzen vor der historischen Kulisse des Burgdorfer Siechenhauses, dem einzigen Leprahaus in der Schweiz. Es ist ein Unikat, das noch in seinen Grundmauern erhalten ist. Sonst ist der Geschäftsführer im Büro in Herzogenbuchsee anzutreffen, oder beispielweise in Indien, einem Schwerpunkt der Arbeit.

1874 Start in England und Ruf nach Indien

Der Irländer Wellesley Bailey wurde in Indien von der desaströsen Situation der Leprakranken berührt und gründete 1874 in England die Lepramission.

Mit vielen Parallelen erging es Markus Freudiger und seiner jetzigen Frau ähnlich, damals noch unverheiratet. «Wir hatten sieben Jahre lang in Kalkutta mit 30'000 Menschen unter den Ärmsten gelebt. Aber ich hatte nie einen Leprakranken getroffen. Zurück im Luxus der Schweiz hatten wir die Stimme Gottes gehört… Wir kehrten also ins grösste Lepra-Spital weltweit zurück, in eine Armut, die ich nicht einmal in den Slums von Kalkutta gesehen hatte.»

Lepra und Mythen ausrotten

Vor dem Siechenhaus in Burgdorf kommen die Gesprächs-Partner auf all die Mythen zu sprechen, die auch dazu führten, dass die Kranken aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. «Das eine ist, dass Lepra das Fleisch zerfresse, was so nicht stimmt. Es greift die Nerven an, und somit spürt man besonders bei Händen und Füssen nichts mehr. Beispielsweise bei einer Verbrennung realisiert man das erst, wenn das Fleisch fault und zu riechen beginnt. In der Regel ist es dann zu spät und Glieder müssen amputiert werden.»

Hier und Heute – ohne Angst

Freudiger erzählt dankbar, dass seit den 80ern eine riesige Eindämmung möglich wurde. Es geht um die äusserst erfolgreiche Antibiotika-Kombination, welche die Bakterien abtötet. Und Flo Wüthrich ergänzt, dass sie ja sogar eine Nulltoleranz-Strategie, also das gänzliche Verschwinden dieser schrecklichen Krankheit vor Augen haben. «Seit dem Jahr 2000 werden die Medikamente nun kostenlos abgegeben. Rund 15 Millionen Menschen sind geheilt worden. Es ist eine der erfolgreichsten Gesundheitsgeschichten der Medizin und auch ein grosses Zeugnis für die Christen, weil sie die Einzigen waren, die sich damals darum kümmerten. Ganz nach ihrem Vorbild Jesus.»

Gottes Liebe, nicht Hölle

«Es ging darum, wie Jesus unterwegs war, auch was er symbolisch sagte und wie er dem Geringsten Beachtung geschenkt hat», ergänzt er. Sicher sei es dies gewesen, was sie veranlasste die Liebe Gottes nach Indien zu bringen. Dort hätten sie jedoch nicht sagen können ‘wenn ihr nicht glaubt, kommt ihr in die Hölle’, denn die Menschen dort hätten ja schon in der «Hölle» gelebt, so der Geschäftsführer.

1798 wurde der letzte Leprakranke vom Burgdorfer Siechenhaus ins Spital überführt. So fragt Wüthrich, was der heutige Mensch aus der gesamten Geschichte mitnehmen könne? Markus Freudiger erklärt: «Alles, was fremd scheint, macht uns Angst… Wir haben aktuell viele Themen, beispielsweise Migration. Auch hier geht es darum, auf den einzelnen Menschen zuzugehen. Gleiche Situationen wie damals haben wir heute, und es geht darum dem Einzelnen Beachtung zu schenken. Jesus hat uns vorgelebt, wie wir uns verhalten sollen.»

Durchbruch und Organisation feiern

Natürlich sollten beim Jubiläum die historischen 150 Jahre Dienst auf dem Lepra-Gebiet gefeiert werden; auch, dass über diese Zeit viel Gutes hatte bewirkt werden können. Und bestimmt die berechtigte Hoffnung, dass die Lepra-Krankheit besiegt wird, wolle man feiern, beteuert Freudiger. Dennoch geht die Arbeit nicht so schnell aus. Weil die Krankheit erst nach 5-20Jahren ausbricht, liegen noch Jahrzehnte voller Aufgaben vor ihnen; auch gerade durch die vorhandenen Folgeschäden und Behinderungen.

Das Büro in Herzogenbuchsee ist Teil der internationalen Dienste. Rund drei Millionen Franken jährlich sammeln sie, um die lokalen Fachkräfte zu unterstützen. Einer der letzten Sätze Markus Freudigers im Livenet-Talk kann gut als Gesamt-Statement gesehen werden: «Viele helfen mit besten Absichten, wie Jesus uns eigentlich vorgelebt hat Nächstenliebe auszuleben.»

 

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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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