Zunahme um 10 Prozent

Belgien 2021: Trauriger Euthanasie-Rekord

In Belgien starben im Jahr 2021 2699 Menschen durch Euthanasie – ein neuer Rekord. Zwei Drittel davon waren Menschen über 70 Jahre.
Sterbehilfe

Wie die Belgische Euthanasie-Kontrollkommission (CFCEE) in ihrem Report für 2021 berichtet, ist die Zahl der registrierten Euthanasiefälle damit im Vergleich zum Vorjahr um 10,39 Prozent gestiegen. Während im Jahr 2020 die Zahl der Euthanasiefälle aufgrund der Pandemie ausnahmsweise um zehn Prozent zurückgegangen war, sind die Zahlen für 2021 die höchsten seit der Legalisierung der Euthanasie in Belgien im Jahr 2002. Wissenschaftler warnen, dass diese Zahlen noch höher sein könnten, da schätzungsweise 25 bis 35 Prozent der assistierten Suizide nicht gemeldet werden.

50 Fälle aufgrund von psychischen und Verhaltensstörungen

Die häufigsten Krankheiten, für die Sterbehilfe beantragt wurde, waren entweder Krebserkrankungen oder eine Kombination mehrerer Krankheiten (Polypathologien) – Krankheiten, die sich wahrscheinlich nicht bessern und zunehmend zu schweren Behinderungen und sogar Organversagen führen. Euthanasieanträge aufgrund von Geistes- und Verhaltensstörungen hingegen blieben marginal: Es gab 24 Fälle für psychische Störungen und 26 für Demenz, das macht 1,9 Prozent aller Euthanasiefälle.

Die meisten Patienten über 70

Was das Alter betrifft, so war ein Drittel (32,2 Prozent) der Menschen, die offiziell durch Euthanasie starben, zwischen 40 und 70 Jahren alt. Nur 1,4 Prozent aller Euthanasie-Fälle betraf Patienten unter 40 Jahren. Von den zwei Dritteln Patienten über 70 Jahren betrifft die grösste Altersgruppe wiederum 80- bis 89-Jährige (29,3 Prozent). Die CFCEE unterstreicht auch, dass «im Jahr 2021 keine Euthanasie an nicht mündigen Minderjährigen registriert wurde».

Vorwiegend daheim

Wie in den Vorjahren fanden die meisten Sterbehilfen zu Hause (54,3 Prozent) und in Krankenhäusern (29,6 Prozent) statt; die Zahl der Sterbehilfen in Alten- und Pflegeheimen (14,3 Prozent) hat leicht zugenommen.

Die Zahlen zeigen, dass es in der flämischen Bevölkerung mehr assistierte Suizide gibt als in der wallonischen: 74,3 Prozent der Euthanasieanträge wurden auf Niederländisch verfasst, gegenüber 25,7 Prozent auf Französisch – ein Anteil, der im Vergleich zu 2020 stabil bleibt.

Euthanasie in Europa

Neben Belgien ist die Sterbehilfe in den Niederlanden und in Luxemburg seit vielen Jahren legal; die Zahl der europäischen Länder, die die Sterbehilfe kürzlich legalisiert haben, ist mit Spanien und Österreich auf fünf gestiegen.

In Portugal hat das Veto des Staatspräsidenten ein bereits vom Parlament verabschiedetes Gesetz blockiert, und das italienische Verfassungsgericht hat vor kurzem die Einreichung eines Euthanasie-Referendums verhindert.

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Datum: 26.04.2022
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Evangelical Focus