«Kunst lässt mich nicht los»
«Ich bin in einem Kloster aufgewachsen», verrät Beat Rink gleich zu Beginn. Nicht, weil er Sohn eines Mönchs wäre, sondern weil seine Eltern damals eine der Wohnungen im ehemaligen Kloster St. Alban mieten konnten. «Es war eine idyllische Umgebung, mit einem weiträumigen Klosterhof und Zimmern mit hohen Räumen», erinnert sich der 65-Jährige. Schon als Jugendlicher liebte er klassische Musik und Literatur. «Ich war wohl der Jüngste, der ein Abonnement des Basler Kammerorchesters besass und nutzte», vermutet er. Seine Mutter war gestalterisch tätig, sein Vater arbeitete für den «Cevi» (Christlicher Verein Junger Menschen) und wurde später der erste hauptamtliche Katechet (Religionslehrer) Basels. «In unserem Haus gingen immer wieder Künstler ein und aus, das hat mich geprägt», sagt Rink. So gehören auch Lesen und Schreiben zu seinen Leidenschaften. In seiner Heimatstadt studierte er Germanistik und Geschichte. Als er nach dem Abschluss 1980 eine Reise durch die USA unternahm, sprach ihn ein älterer Mann an und ermutigte ihn: «Du solltest Theologie studieren!» Rink war überrascht, aber auch bewegt.
Neue Ausrichtung
Schon während seines ersten Studiengangs hatte Beat Rink den regen Austausch mit anderen Christen über das «Buch der Bücher» genossen und an Treffen der Vereinigten Bibelgruppen (VBG) teilgenommen. Die Anlässe hatten einen doppelten Nutzen: Beat lernte dabei seine zukünftige Frau Airi aus Finnland kennen. Sie heirateten 1983 und Beat begann gleichzeitig sein Theologiestudium. Auch Airi liebt Kunst und Musik, in Finnland war sie aktiv im Modern Dance. Gemeinsam engagierte sich das Paar in der Studentenarbeit von «Campus für Christus». Diese Organisation lädt Studierende zum Bibelstudium ein, begleitet und unterstützt sie während des Studiums. Regelmässig erlebten die beiden, dass Studierende durch die Beziehung mit Jesus Christus gestärkt und ermutigt wurden. Airi und Beat hatten vor, Studierende verschiedener Richtungen zu vernetzen. Doch bald erkannten sie, dass sie sich auf Kunstschaffende konzentrieren wollten.
Inspiration und Ermutigung
1985 gründeten Airi und Beat Rink die christliche Bewegung «Crescendo», ein Netzwerk für Musikerinnen und Musiker während und nach dem Studium. Inzwischen weltweit etabliert, ermöglicht es Kunstschaffenden, sich kennenzulernen, weiterzubilden und gegenseitig zu ermutigen. «Unser Antrieb entspringt dem christlichen Glauben», erklärt Beat. «Wir möchten Zugänge zum Glauben schaffen und ihn fördern.» Deshalb arbeitet Crescendo mit Kirchen aller Konfessionen zusammen und öffnet ihnen Wege zu spirituell motivierter Kunst. «Kunstschaffende sind oft einsam, sie suchen Inspiration und Ermutigung», stellt Rink klar. «Sie brauchen auch unser Gebet.» Kunst bereichere die Gesellschaft, weise auf wichtige Themen hin und lade ein, über Lebens- und Glaubensfragen auszutauschen. Dabei seien Kunstschaffende oft emotionalen und finanziellen Schwankungen ausgesetzt und müssten sich stets selbst motivieren. Das eigene Erleben mit anderen zu teilen, sei wohltuend, bekommt der Künstlerseelsorger oft zu hören.
Netzwerken
Inzwischen hat Crescendo andere Plattformen für Kunstschaffende mitbegründet, vor allem «Arts+». 1996 entstand das Projekt KIRCHE KREATIV, das zehn Mal pro Jahr neue Formen christlicher Feiern in Basel und in anderen Städten umsetzt. Gerade die «Kulturkirche Paulus», die von einem Verein betrieben wird, in dem sich Rink engagiert, bietet Raum für verschiedene Formen der Kreativität und auch für die KIRCHE KREATIV.
Durch Projekte Menschen miteinander in Beziehung zu bringen, Weiterbildung auf hohem Niveau anzubieten – all das gehört zu Crescendo und beflügelt das Ehepaar Rink: «Regelmässig organisieren wir hochkarätige Meisterkurse für Musikstudierende aus aller Welt. Dazu gehört sogar eine Musikschule in Ruanda.»
Berufung als Seelsorger für Kunstschaffende
Die drei erwachsenen Kinder sind inzwischen ausgeflogen und Airi hat sich zur psychologischen Beraterin ausgebildet. 2012 wurde Beat von der reformierten Landeskirche Basel als Seelsorger für Kunstschaffende eingesetzt. Zusammen mit Airi kümmert er sich um Musiker, Tänzerinnen oder Bildhauer, die Fragen zum Leben und Glauben haben oder besonderen Herausforderungen gegenüberstehen. Gerade während der Pandemie wurde das Angebot dankbar genutzt. Dies auch, um trotz Isolation und fehlender Auftrittsmöglichkeiten nicht zu resignieren, sondern die Zeit gemeinsam kreativ zu nutzen. Finanzielle Unterstützung war punktuell möglich.
Lesen und Schreiben
Die Herausforderungen eines Autors kennt Beat Rink aus eigener Erfahrung. Er schreibt Lyrik und hat mehrere Bücher herausgegeben; zum Beispiel jenes über den Deutsch-Amerikaner Franz Mohr, Chef-Konzerttechniker der Steinway-Flügel. Wie dieser sein professionelles Können in den Dienst der herausragendsten Pianisten seiner Zeit stellte und dabei seinen Glauben an Jesus Christus nicht verleugnete, beeindruckt Co- Autor Rink. Die beiden haben zwei Bücher miteinander verfasst. Darin erzählt Mohr von seinen Begegnungen mit Musikschaffenden und deren Familien.
«Nacht des Glaubens»
2013 fand die erste, 2017 die zweite «Nacht des Glaubens. Festival für Kunst und Kirche» in Basel statt, gefolgt von der dritten, im Sommer 2022. Beat Rink hat den Grossanlass initiert und bekräftigt: «Kunstschaffende setzen andere Akzente. Sie laden mit Stilmitteln der Gegenwart nicht nur ein, die Probleme unserer Zeit, sondern auch Ewiges zu bedenken.» Zur Trägerschaft der Nacht des Glaubens gehören 50 Kirchen aus Basel und der Region. Sängerin Patricia Kelly eröffnete den Event auf dem Barfüsserplatz. Gegenüber der Bühne stand ein überdimensionaler Totenkopf der Art Basel. Damit wurde offensichtlich, dass ein Dialog zwischen Kunst und Kirche möglich ist. Während acht Stunden konnten mehr als 80 Veranstaltungen besucht werden, an Orten wie dem Stadtcasino, Literaturhaus oder Münster. Es traten über 300 Chorsänger und Sängerinnen auf sowie 250 professionell Kunstschaffende. Gleichzeitig stand der Kirchenkulturweg während des ganzen Monats Juni in zahlreichen Basler Kirchen zur Erkundung offen.
Zur Person
Einer meiner absoluten Lieblingsplätze in Basel:
Die Pauluskirche und das Joggeli, sofern der FCB gut spielt
Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen:
Schreiben und Lesen
Meine Lieblingsmusik:
Alles von Strawinsky
Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten:
Die Losungen – Bibeltexte für den Tag