Die Menschen im Blick
Matthias Stalder, in eurer Gemeinschaft als Heilsarmee steht Jesus Christus im Zentrum. Weshalb lohnt sich ein Leben mit Jesus und welche Auswirkungen davon seht ihr in der Heilsarmee Huttwil?
Matthias Stalder: Spontan fallen mir die Worte von Jesus aus meinem Konfirmationsspruch ein: «Ich bin gekommen, damit die Menschen das Leben haben, und das im Überfluss!» (Johannes-Evangelium, Kapitel 10, Vers 10). Es lohnt sich, mit Jesus zu leben. Bei ihm finden wir dieses Leben in Fülle, nach dem wir uns zutiefst sehnen; nicht ohne Probleme oder Tiefschläge – da ist die Bibel ganz ehrlich. Persönlich und mit anderen erlebe ich immer wieder, wie dieses «Leben in Fülle» gerade in schwierigen Situationen Realität wird: In ihren dunkelsten Momenten werden Menschen von Hoffnung erfasst und bereit für den nächsten Schritt. Und ja, manchmal greift Gott auch übernatürlich ein und verändert Situationen, etwa wenn er Menschen innerlich und äusserlich heilt.
Was bedeutet es für euch als Heilsarmee, das Zusammenleben im Städtli resp. in der Region Huttwil zu unterstützen?
Die Heilsarmee versteht ihren Auftrag seit jeher ganzheitlich und kümmert sich nicht nur um die geistlichen Bedürfnisse der Menschen. Das Motto: «Suppe, Seife, Seelenheil» gilt bis heute. Wir versuchen dort anzupacken, wo Not am Mann oder der Frau ist, und damit die öffentliche Hand zu unterstützen – aktuell etwa mit unseren Deutschkursen für fremdsprachige Erwachsene, mit der Arbeitsintegration im «Leuchtturm» oder unbürokratischer Ersthilfe für Menschen in Not. Als jemand einmal die weltweite Arbeit der Heilsarmee untersuchte, stellte er fest: «Wo immer eine Not besteht, da ist auch eine Heilsarmee!» Diesem «Goldstandard» eifern wir nach.
Ihr habt Anfang Mai mit einem Festgottesdienst 30 Jahre brocki.ch-Filiale, 20 Jahre Arbeitsintegration «Leuchtturm» und 120 Jahre Heilsarmee-Kirche gefeiert. Das zeigt die starke Verwurzelung der Heilsarmee mit Huttwil. Was bleibt dir von die- sem Jubiläumsfest in Erinnerung?
Die Eindrücke eines rundum gelungenen Festes. Am Freitagabend stiessen wir mit Behördenmitgliedern und Partnern aus Wirtschaft und Kirchen auf die gute Zusammenarbeit an. Am Samstag feierten wir mit der Bevölkerung von Huttwil und Umgebung ein fröhliches Fest und zählten weit mehr als 1'000 Besucherinnen und Besucher; alle kamen auf ihre Kosten. Krönender Abschluss des Jubiläums war der Festgottesdienst in der Werkhalle des Leuchtturms am Sonntag. Eines unserer Lieder bringt es auf den Punkt: «I ha 1'000 gueti Gründ, dir es Loblied z’singe, Herr! Dini Güeti kennt kes Änd!»
Samuel Truttmann, auch in eurer Gemeinschaft als Pfimi Burgdorf steht Jesus Christus im Zentrum. Weshalb lohnt sich ein Leben mit Jesus deiner Meinung nach?
Samuel Truttmann: Sein Leben, seine Hoffnung und sein Vertrauen auf Jesus zu setzen, ist etwas Grossartiges. Es bedeutet nicht, frei von Problemen zu sein. Auch wer an Jesus glaubt und mit ihm lebt, kann Krankheiten und Schwierigkeiten erleben, Fragen haben angesichts der Turbulenzen und Umwälzungen in der Welt. Gott ist immer da. Jesus persönlich schenkt uns Kraft, Hoffnung und Perspektive. Er begleitet uns durch schwere Zeiten und feiert mit, wenn wir Highlights erleben. Nicht zu vergessen: Jesus ist der Ursprung und die Ursache unserer Intelligenz und Schaffenskraft. Dies können wir dankbar annehmen und unter seiner Führung vertrauensvoll unserem Alltag und allem Unbekannten im Leben begegnen.
Was bedeutet es für euch als Pfimi, das Zusammenleben in der Stadt Burgdorf resp. in der Region Emmental zu unterstützen? Wie setzt ihr dies um?
Da orientieren wir uns an der Aufforderung in der Bibel: «Suchet der Stadt Bestes …» (Jeremia, Kapitel 29, Vers 7). Als Glaubensgemeinschaft wollen wir unsere Fähigkeiten und Ressourcen teilen, sie Menschen in unserem Umfeld und den Behörden zugänglich machen. Wir wollen dafür bekannt sein, dass wir gern Hand bieten und für alle ein offenes Ohr haben. Ich denke an den Einsatz zu Beginn des Ukrainekriegs. Zahlreiche Menschen aus unserer Gemeinde haben enorme Solidarität bewiesen. Mit vereinten Kräften haben wir innert weniger Tage über 60 Wohnungen gereinigt, gestrichen und mit Mobiliar ausgestattet. Wir wollen Hoffnungsträger für unsere Stadt und Region sein, auch indem wir für sie beten.
Anfang August werden gleich drei grosse Schwingfeste auf der Burgdorfer Schützenmatt durchgeführt. Werdet ihr als Kirche an diesen Anlässen vertreten sein? Und wenn ja, auf welche Weise?
Auf jeden Fall. Die Anlässe tangieren auch die Durchführung unserer Kinderwoche. Dennoch ist es uns wichtig, auf dem Platz zu sein und den Menschen und dem OK zu dienen. Wir sind angefragt worden, wieder Helfer zu stellen, wie schon beim ESAF 2013 in Burgdorf. So wird man unsere Crew, rund 60 Köpfe, beim Verkauf von Getränken, Sandwiches, Gipfeli und Glacés auf den Tribünen antreffen. Die Freude und positive Ausstrahlung, die Gottes Geist in uns wirkt, wollen wir mit den Besucherinnen und Besuchern teilen. Wir möchten Menschen ermutigen und ihnen Gutes tun, wo immer es sich anbietet.
Sind Sie neugierig geworden und möchten mehr über den christlichen Glauben erfahren? Haben Sie brennende Lebensfragen und suchen eine Ansprechperson oder christliche Gemeinschaft in Ihrer Nähe?
Sowohl im Emmental als auch im Oberaargau sind Kirchen und Freikirchen in grosser Vielfalt vertreten, fast in jedem Dorf. Die meisten haben eine eigene Website, manchmal sogar mit Livestreams von Gottesdiensten und Predigten, die anonym einen Einblick bieten. Auf den Websiten hope-emmental.ch und hope-oberaargau.ch befindet sich je eine Liste mit entsprechenden Adressen aus der Region. Unser Tipp: einfach mal mutig sein, einen Gottesdienst besuchen, sich an eine leitende Person wenden, Fragen stellen und die Gemeinschaft erleben. An etlichen Orten werden auch Glaubenskurse und Seminare angeboten. Das ist eine gute Gelegenheit, Antworten auf Glaubens- und Lebensfragen zu erhalten und sich mit anderen Menschen auszutauschen.