«Jede Frau ist wertvoll»

Silvia Rechsteiner
Silvia Rechsteiner jongliert vier Jobs: Sie managt den Haushalt, kümmert sich um die Kinder, arbeitet an drei Tagen pro Woche für Livenet und ist dabei, ihr eigenes Modelabel zu gründen. All dies scheinbar leichtfüssig und fröhlich – wie kommt das?

Silvia Rechsteiners Lieblingsvers aus der Bibel lautet «Die Freude am Herrn ist eure Stärke» und passt sehr gut zu ihr. Sie ist eine energiegeladene, fröhliche Enddreissigerin und wohnt mit ihrem Ehemann Thomas, ihrem Sohn und ihrer Tochter sehr gerne in Spiez.  Aufgewachsen bin ich in Grindelwald, ich wollte aber schon immer gerne in einem Haus mit Blick auf den Thunersee leben.» Dieser Traum hat sich fast erfüllt. Auch wenn Silvia den Kopf etwas verrenken muss, um von ihrem Zuhause aus einen Blick auf den See zu erhaschen, so fühlt sie sich in Spiez doch sehr daheim.

In der Ruhe liegt die Kraft

Auftanken für alle anstehenden Aufgaben kann Silvia vor allem morgens, noch bevor die Kids wach sind. Dann nimmt sie sich bewusst Zeit zum Beten und Hören auf Gott. Sie betont: «Jesus hat sich auch oft in die Stille zurückgezogen. Der Morgen ist noch so unverbraucht, so rein und klar, da kann ich sehr gut Kraft schöpfen.» So startet sie täglich gestärkt in den ganz normalen «Alltagswahnsinn». Die Kinder stehen auf, man isst zusammen Zmorge, und dann wartet an drei Vormittagen in der Woche ihre Arbeit im Bereich Fundraising bei Livenet. Die übrigen Vormittage kann Silvia freier gestalten, beispielsweise geht sie zum Sport oder arbeitet an ihrem neuen Modelabel.

Wenn die Perlenkette kaputtgeht

Was von aussen nach einem gelungenen Leben aussieht, kann bei Silvia auch mal durcheinanderkommen. Sie spricht gern in Bildern, wenn sie versucht Phänomene zu beschreiben: «Ich kann mich sehr gut organisieren und sehr gut planen, wie bei einer Perlenkette Termin an Termin reihen. Aber es gibt auch Tage, an denen meine Perlenkette zu Boden fällt, kaputtgeht und nichts funktioniert.» Wie könnte es anders sein, mit einem Teenagersohn und einer sechsjährigen Tochter, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Anforderungen an Silvia als Mutter stellen. Doch sie weiss: «Gott ist der Anker an meinen Stresstagen. Da darf ich mich zurückziehen und zu ihm sagen, dass ich seine Ruhe oder Weisheit brauche.» Nicht immer gelingt es ihr, in diese Ruhe einzutauchen. Silvia ist eine Frau, die auch in Gemeinschaft mit anderen Menschen ihre Batterien auflädt. Ihren Freundeskreis in der Kirche möchte sie nicht missen. Sie schätzt es sehr, sich mit diesen und auch Menschen ausserhalb der Kirche auszutauschen und gegenseitig zu ermutigen. Silvia bekräftigt: «Füreinander da zu sein, ist wichtig im Leben.»

Wie ein zweites Zuhause

«Die Freude am Herrn ist eure Stärke» – Silvias Lieblingsbibelvers aus Nehemia, Kapitel 8, Vers 10 ist auch das Motto des Christlichen Lebenszentrums Spiez (CLZ), der Freikirche, die Familie Rechsteiner besucht. Silvia schwärmt vom Gesamtpaket im CLZ und sagt: «Das Familiäre dort gefällt mir gut. Es gibt ein echtes Interesse an deiner Person, man teilt das Leben und man darf auch sagen, wenn es einem nicht gut geht.» Heutzutage, wo alles perfekt sein muss, ist das CLZ eine Oase für Silvia und ihre Familie. «Alle sind hier willkommen.»

«Perlentauchen» für Frauen

Um auch anderen Frauen Ermutigung zuzusprechen, engagiert sich Silvia im CLZ Spiez im Bereich der Ladies-Konferenzen. «Ich wünsche mir, dass auch andere Frauen die Perlen in sich entdecken», sagt Silvia und  ergänzt: «Die meisten Frauen stellen ihr Licht unter den Scheffel. Jede Frau ist wertvoll. Man kann es ihr nicht oft genug sagen. An den Ladies-Konferenzen schenken wir Frauen eine Auszeit. Sie werden fein bekocht und durch Vorträge ermutigt, ihren Alltag mit Gott zu bestreiten. Wir sind überzeugt, dass dies mit ihm an unserer Seite einfacher gelingt.» Für Silvia ist es immer wieder ein Highlight, wenn Frauen sich dafür entscheiden. Aber auch, wenn sie abends nach Hause gehen und strahlen. Sie lacht und hält fest: «Als Frau fühlt man sich oft wie ein Pinguin an Land, unzulänglich, unwürdig. Die Gesellschaft kann hart zu den Frauen sein. Und die Frauen sind hart zu sich selbst. Umso schöner ist es dann zu wissen, dass man eine Freundin hat oder eine Beziehung zu Gott, die beide nur das Beste für einen wollen.»

Mutig Neues wagen

Um in Frauen nicht nur die innere Schönheit zu wecken, möchte Silvia jetzt mit ihrem Modelabel «Goodness» richtig durchstarten. Kürzlich hat sie eine Ausbildung in diesem Bereich abgeschlossen. Aber weshalb ein neues Business anfangen, wenn der Alltag schon so gut gefüllt ist? Silvia hat ein besonderes Gespür für das Schöne und möchte dies auch ausdrücken: «Kleidung unterstreicht die Schönheit eines Menschen. Ausserdem leben wir in einer Zeit des Überflusses und von ‹Fast Fashion›. Deshalb möchte ich zeitlose Stücke entwerfen, die sich auch verändern lassen.» Bemerkenswert ist, dass Silvia vor ihrer Ausbildung noch nicht nähen konnte. «Ich hatte nur ein paar Grundkenntnisse, aber es ist ein sehr schöner Lernprozess, an den Herausforderungen zu wachsen.» Momentan fertigt Silvia in ihrem Start-Up Einzelstücke in Kleinkollektionen für Kundinnen und sich selbst an. Aber das ist erst der Anfang! Man – Frau – darf gespannt sein, was die passionierte Schneiderin noch alles zu Faden schlagen wird.

Autor: Cosima Dumler
Quelle: Hope Regiozeitung