Ein Heimkind aus Luzern und der Traum von Hollywood
Leslie Kunz wuchs als Tochter einer Kamerunerin und eines Schweizers in Luzern auf. Die Eltern liessen sich früh scheiden und Leslie landete in einem Heim.
Brettspiele mit Jesus
«Ich habe das Leben im Heim mega gehasst. Das einzige, was ich geschätzt habe, war das Künstlerische. In der Schweiz hat man viele Möglichkeiten, sich kreativ zu entfalten, sei es in der Musik, beim Malen oder ähnlichem.»Eine weitere Oase fand Leslie Kunz im Glauben. Sie sei immer offen gewesen für Gott, allein schon aufgrund ihrer afrikanischen Wurzeln, wo die Menschen grundsätzlich offener sind für Spiritualität. «Meine Mutter riet mir immer, ich solle zu Gott beten. Und das tat ich auch.» Für sie sei es immer natürlich gewesen, mit Jesus zu reden. Sie habe als Kind sogar mit dem imaginären Jesus als Spielpartner Brettspiele gespielt. Als sie eine Kinderbibel erhielt, sagte sie sich: «Ich erziehe mich selbst mit der Kinderbibel.»
Kampfkunst und Schauspielerei
Schon als Kind hatte Leslie Kunz den Traum, später mal Schauspielerin zu werden und in Kampfkunst-Filmen mitzuwirken. Als sich ihr in Luzern die Gelegenheit bot, selbst die chinesische Kampfkunst «Wushu» kennenzulernen, war Leslie nicht mehr zu bremsen. Sie verbrachte in ihrer Jugend 25 Stunden pro Woche im Training, was sich auch bald auszahlte: Die Schweizerin schaffte es an die internationale Spitze und konnte dank der finanziellen Unterstützung durch den Sportverband und Stiftungen an internationalen Wushu-Wettkämpfen teilnehmen.
Leslies zweite Leidenschaft galt seit ihrer Kindheit der Kunst – sei es Musik oder Schauspielerei. Und wie in der Kampfkunst war sie stets sehr ehrgeizig. «Über all die Jahre wollte ich niemandem sagen, dass ich in einem Heim lebe, weil ich mich dafür geschämt habe.» Um ihren Minderwert zu kompensieren, arbeitete sie umso härter, um möglichst die Beste zu sein. Mit dieser Haltung stieg sie in ihr Studium ein.
Los Angeles?!
Mit 18 Jahren wurde ihr plötzlich alles zu viel. Sie brach unter dem selbstauferlegten Druck, immer perfekt zu sein, zusammen und hatte ein Burnout. In dieser Krise sprach Gott zu ihr. «Mir wurde klar, dass ich den akademischen Weg nur eingeschlagen hatte, um mir oder wem auch immer etwas zu beweisen.» So entschied sie sich, von nun an stärker auf ihr Herz zu hören und den künstlerischen Weg weiterzuverfolgen. «Es klingt verrückt, aber ich hatte den starken Eindruck, dass ich nach Los Angeles gehen sollte.» Es folgten weitere Träume, die diesen Eindruck bestätigten, so dass sie es schliesslich wagte.
Via Videoschaltung absolvierte Leslie Kunz die Aufnahmeprüfung zur Schauspielschule in L.A. und schaffte diese auch. Nach einigen weiteren Wundern (Finanzierung der 30'000 Dollar Schulgeld, Visum, usw.) stieg Leslie Kunz schliesslich ins Flugzeug nach Amerika.
Reifeprozess
An die Zeit an der Schauspielschule in Los Angeles denkt Leslie heute noch sehr gern zurück. In Hollywood konnte sie enorm viel lernen. Der Grundstein für die Schauspielkarriere war damit gelegt. Doch, anders als geplant, ging es nicht in einem Filmproduktionsstudio weiter. Die USA verweigerten der jungen Schweizerin die Verlängerung des Visums, weil sie keine feste Anstellung vorweisen konnte. «Plötzlich erfüllte Gott nicht mehr alle meine Wünsche. Als 'Waisenkind' dachte ich in meinem kindlichen Vertrauen, Gott würde immer für mich sorgen. Aber nun musste ich lernen, was es heisst, Geduld zu lernen. Ich ging durch ganz normale Reifeprozesse.»
Zurück in Europa verschlug es Leslie Kunz nach Grossbritannien, wo sie vorwiegend für Filme, TV und Theaterproduktionen engagiert wurde. Bisher sei immer der richtige Job zum richtigen Zeitpunkt gekommen, so dass sie heute davon leben könne.
Gott vertrauen
«Ich bin mega dankbar für mein Leben und alles, was ich heute tun kann.» Gleichzeitig träumt sie nach wie vor davon, einmal wieder nach L.A. zu kommen, auch wenn die Konkurrenz dort riesig ist. Es brauche alles seine Zeit. «Wir sind eine 'Instant Society', die immer alles sofort haben will. Aber für vieles im Leben gibt es keine Abkürzung. Man sollte daher einfach Gott vertrauen, immer weitergehen und nicht aufgeben.»
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Datum: 25.01.2018
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet