Flitterwochen in der Warteschleife

Andy und Lumi Kuret
Andy Kuret arbeitete als Landwirt und Pilot in Mosambik, seine Frau Lumi als Wycliff-Bibelübersetzerin in Äthiopien. Beide setzten sich rund 15 Jahre als Singles in Afrika ein. Nun wollen sie dies als Ehepaar tun...

Etliche Koffer stehen gepackt im Wohnzimmer. Endlich ist das Visum für Lumi eingetroffen. Bald wird das frischgebackene Ehepaar nach Mosambik ausreisen, wo sie sich gemeinsam für den Bau des Reiches Gottes einsetzen wollen. Doch das hat gedauert – wegen politischer Unruhen sind Ämter seit längerem geschlossen. Also blieben Andy und Lumi nach ihrer Hochzeit im August 2024 vorläufig in der Schweiz.

Länder-, Sprachen- und Kulturen-Mix

«Es kommen mit uns beiden einige Länder zusammen», schmunzelt Andy Kuret. Sein Vater ist Deutscher, die Mutter Schweizerin, aufgewachsen ist er in Peru und Bolivien, wo seine Eltern als Missionare tätig waren. In der Schweiz wurde er Landwirt, machte das Pilotenbrevet, lernte in England die Landesprache. Zurück in der Heimat war er arbeitslos, setzte seine Talente oft ehrenamtlich ein. Seit 2009 lebt er in Mosambik, wo Portugiesisch gesprochen wird. 

Lumi ist Rumänin und arbeitete die letzten 15 Jahre mit Wycliff in Aethiopien, Sie wohnte in einem abgelegenen Dorf und entwickelte mit einem kleinen Team eine Schriftsprache für die Ale, einem einheimischen Stamm. Als das Neue Testament 2023 fast druckreif war, suchte sie nach einer neuen Aufgabe. Etwa gleichzeitig meldete sie sich auf einer Kontakt-Plattform für Christen im missionarischen Dienst an. «Ich hätte schon lange gern geheiratet, aber eine Ehe hat sich vorher einfach nicht ergeben», erklärt die 47-Jährige.

Deal mit Gott

Andy hatte mit Gott einen Deal gemacht: «Ich gehe nicht als Single und will nicht noch mehr Sprachen lernen, wenn du mich in die Mission schickst!», liess er ihn wissen. «Doch dann erkannte ich, dass es nicht an mir liegt, die Bedingungen zu definieren, sondern bei meinem Schöpfer», gibt er heute zu. Als er hörte, dass eine Missionsstation der SAM Ministries einen Mann mit genau diesen beiden Ausbildungen im Gepäck suchte, liess er sich als gelernter Landwirt und Privatpilot nach Mosambik berufen. Zuerst lernte er in Brasilien portugiesisch, dann engagierte er sich als Pilot und landwirtschaftlicher Leiter im Busch. Er baute Pisten, flog Hilfsgüter, Missionare oder Patienten zu ihren Zielen, ist für Notfälle im Einsatz und besucht abgelegene Gemeinden, um die Christen dort zu unterstützen. Dazu erarbeitete das Team eine praxisnahe Ausbildung für einheimische Pastoren, in das sich Andy immer mehr einbrachte.

«Called together»

Als ein Kollege via Internet seine Ehefrau fand, entschied er sich, dies auch zu versuchen. Der damals 56-jährige meldete sich bei «called together» an, einem Portal für Missionare auf Partnersuche. Und zwei Tage vor ihrem Geburtstag im Oktober traf er auf den Account von Lumi, einer 45-jährigen Rumänin. «Seine Geburtstagsgrüsse berührten mich», erklärt sie lächelnd. Sie arbeitete mit Wycliff in Aethiopien, wo sie mithalf, das Neue Testament in einer neuen Sprache für ein erst vor 15 Jahren entdecktes Volk aufzuschreiben. «Sie waren zuvor äusserst aggressiv», weiss Lumi. Doch als ein anderer Einheimischer ihnen das Evangelium brachte, öffneten sich die Ale für Jesus. Heute haben sie eigene Schulen und Spitäler, die Bildung nimmt zu und die Jesus-Nachfolge hat ihr Leben spürbar zum Positiven verändert. Es gibt kaum mehr Rache-Morde.

Vor der Hochzeit ein Engel

Lumi schrieb zurück und verbrachte ihre Weihnachtsferien statt in der Heimat auf der Missionsstation von Andy. Die beiden verliebten sich ineinander, und die Beziehung nahm Fahrt auf. Er besuchte sie in Äthiopien, und bald planten sie ihre Hochzeit. «Es war eine Odyssee, bis wir über alle nötigen Papiere verfügten! Die Stammeshäuptlinge des Dorfes mussten bestätigen, dass ich jahrelang bei ihnen gelebt hatte – eine absolute Neuigkeit für sie!», erklärt Lumi. Auf der Schweizer Botschaft in Addis Abeba wurden sie wundersamerweise von einem Chef der Behörde durch alle Stationen geschleust und bekamen innerhalb von zwei Tagen die erforderlichen Unterlagen. «Das dauert normalerweise Monate – er war wie ein Engel für uns», bestätigt das Paar. Im Sommer letztes Jahr feierten sie in der Schweiz Hochzeit.

Flitterwochen und Warteschleife

Sie konnten eine Wohnung beziehen, die der Besitzer regelmässig Missionaren zur Verfügung stellt. Ende Oktober würde das nächste Paar einziehen: kein Problem, fanden Lumi und Andy – bis dann wären sie längst wieder in Mosambik. Doch sie warteten bis vor kurzem auf das Visum. Erst jetzt im April können sie endlich fliegen. Aus der anfänglichen Not wurde eine Chance: wenn die Frischvermählten wieder in Afrika sind, wird die Arbeit sie wohl schnell absorbieren. Jetzt hatten sie Gelegenheit, sich näher kennenzulernen, Andys Heimat zu geniessen, ihre Familien, Freunde und Unterstützer zu treffen. Dankbar sagen sie: «Es ist Gottes Gnade, die uns Zeit allein als Ehepaar schenkte.» Aber jetzt hält sie nichts mehr in der Schweiz – endlich dürfen sie gemeinsam in Mosambik leben und arbeiten.

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Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Jesus.ch

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