Bauen und Vertrauen

Marc Grossen
Marc Grossen aus Frutigen führt ein Baugeschäft, ist Skipper und Coach. Auf dem Wasser fordert er Männer heraus, sich zu reflektieren. Der zweifache Familienvater und Menschenfreund über Erwartungen, Entscheidungen und Prioritäten in seinem Leben.

In einer christlichen Unternehmerfamilie aufzuwachsen, kann herausfordernd sein, speziell wenn es um die beruflichen Weichen fürs Leben geht. Marcs Eltern haben ein Gartenbauunternehmen. Sie wünschten, dass ihr Sohn in den Betrieb einsteigt, sich kaufmännisch ausbilden lässt und Strassenbauer lernt. Der älteste von zwei Brüdern und einer Schwester blickt zurück: «Meine Traumberufe waren das nicht. Ich wollte Polizist werden.»

Doch er folgte dem Wunsch der Eltern, wurde Bauführer, Bauleiter und schliesslich Geschäftsleiter. Nach einer Zeit im Betrieb des Vaters arbeitete Marc jahrelang für grosse internationale Unternehmen, war unter anderem am Bau des Lötschbergtunnels beteiligt. Sein Bruder wurde Landschaftsgärtner – ideale Voraussetzungen für die Weiterführung des Familienunternehmens. Es sollte anders kommen.

Familienvater und treuer Freund

Marcs Familie war fest in einer der vielen Frutiger Kirchen integriert, oft nahm er an Jugendanlässen teil. So lernte er seine Frau Melanie kennen. 2003 heirateten die beiden, wurden Eltern von Mischa (19), und nach einigen Fehlgeburten Maena (10). Die ganze Familie schöpft Kraft aus ihrem Glauben, Marc lebt nach dem Motto: «Liebe deinen Nächsten mehr wie dich selbst.» Bewusst pflegt er Freundschaften mit Menschen, die ganz anders sind als er. Auch mit Geschäftsleuten trifft er sich immer wieder, um über das Leben, den Glauben und Geschäftliches auszutauschen. Alle lernen voneinander und ermutigen einander. «Geschäftsleute sind oft einsam und leiden still», weiss Marc. «Viele leben im Hamsterrad, das von innen aussieht wie eine Karriereleiter. Dort brennt man aus.»

Herzausschütten in der Alphütte

Die Pensionierung des Vaters rückte näher. Der Bruder würde mit seiner Familie bald in einem Hilfswerk in Afrika tätig sein und auswandern. Marcs primäres Ziel war es, die Beziehung zu seinem Vater zu intensivieren. Eines Morgens zog ihn eine innere Stimme auf den Niesen. Marc erzählt: «Ich fuhr mit dem Auto so hoch wie möglich und wanderte dann weiter bis zu einer Alphütte. Mir war klar, dass es Gott war, der mich gerufen hatte. Ich schüttete ihm mein Herz aus, nannte alle Argumente, die für oder gegen die Übernahme sprachen.»

Schliesslich kam er zum Entschluss: «Ich möchte mich für gute Beziehungen mit und zwischen Menschen einsetzen.» 2021, inmitten der Pandemie, gründete Marc die Firma GTS Bau GmbH, Grossen Tankstellensanierung, Tief- und Strassenbau. Melanie stieg mit ein, arbeitet in Administration und Buchhaltung. Das Paar entscheidet gemeinsam, wie viel Zeit es in die Bereiche Berufs- und Familienleben und Beziehungen investiert.

Klare Verhältnisse geschaffen

Am Tag der Gründung vereinbarte Marc mit Gott einen Abtretungsvertrag, den Melanie und zwei von Marcs Freunden mitunterzeichneten. «Das Geschäft gehört Gott – ich bin nur Verwalter. Ich will nicht abhängig werden vom Erfolg, sondern Ressourcen nutzen, um Menschen zu dienen», bekräftigt Marc. Seine Frau steht zuoberst auf der Liste. Täglich tauschen sie unter vier Augen mindestens eine halbe Stunde darüber aus, was ihre Herzen bewegt. Auch mit seinen Kindern verbringt Marc gern Zeit, nimmt Maena mit zum Segeln auf den Neuenburgersee, wo sein Boot liegt: «Einen Tag auf dem Wasser, und ich fühle mich erholt wie nach einer Woche Ferien!»

Wellen, Wind und Weiterkommen

Die ruhigere Zeit der Pandemie nutzte Marc auch, um sich weiterzubilden. Mit anderen Männern unternimmt er als Hochsee-Skipper, Coach und Mentor Segeltörns, reflektiert mit ihnen über Lebens- und Glaubensfragen. «Ich gebe kleine Inputs aus meinem Arbeitsbuch ‹Bleib auf Kurs!› und erzähle aus meinem Leben, bevor wir uns austauschen – so tief und intensiv, wie es fürs Gegenüber stimmt. Ziel ist es, mit Gottes Hilfe vorwärtszukommen», erklärt Marc. Künftig wird er das Angebot auf Ehepaare ausweiten. Er für sich nimmt ebenfalls die Dienste eines Mentors in Anspruch, hält fest: «Auch mir darf und soll jemand ins Leben reden – damit ich bei mir selbst bleibe. Aber ich bestimme, wer das tun darf – es sind zurzeit drei Personen.»

Flossen und Flügel

Marc zieht einen tierischen Vergleich: «Auf dem Land ist der Pinguin plump, aber im Wasser ein genialer Schwimmer, der seine Feinde mit Leichtigkeit abhängt. Ich vertraue auf Gott, meinen Schöpfer, er weiss, wer ich bin und was für mich passt.» So bewegt er sich immer mehr in dem Bereich, der ihn beflügelt: Männer und Ehepaare zu ermutigen. Er bekräftigt: «Ein glücklicher Ehemann ist ein ausgeglichener Vater, Freund und Ehemann.»

Geschäfte und Gelassenheit

Mit seinem Betrieb ist Marc im ganzen Land unterwegs, arbeitet mit rund zehn Firmen und eigenen Fachleuten zusammen. Er koordiniert die Arbeiten, vermittelt Aufträge, besorgt Material. «Buuä mit Vertruuä» (Bauen mit Vertrauen) titelt die GTS Bau GmbH auf der Website. Vertrauen – Gottvertrauen – ist Marc wichtig. «Die Auftragslage und das Wetter schwanken ständig, manchmal wissen wir am Freitagnachmittag nicht, was wir am Montag zu tun haben.» Kürzlich wurden zwei grosse Aufträge storniert, «dann brennt es wieder an allen Fronten…» Stets bleibe er mit Jesus im Gespräch, um gelassen und weise zu reagieren und das Wohl der Menschen im Fokus zu behalten. Marc ist sich bewusst: «Ich bin reich beschenkt. Aus der Fülle, die Gott mir anvertraut, möchte ich anderen weitergeben.»

Zur Website:
GTS Bau

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Autor: Mirjam Fisch
Quelle: Hope Regiozeitung

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