Editha Humburg: Mit 100 freut sie sich auf Neues

100-jährige Editha Humburg
Die wenigsten Menschen werden 100 Jahre alt. Und wenn, dann leben sie oft in der Vergangenheit. Editha Humburg ist da – wie so oft in ihrem Leben – anders. Die bekennende Christin unterstreicht: «Ich erwarte immer noch was Neues!»

Ein Blick in die Augen verrät ihre Lebensfreude. «Für mich war das Leben immer aufregend und reich», erklärte die Seniorin vor einem Monat an ihrem 100. Geburtstag. Besuchende beschreiben sie als wach, kreativ und zugewandt und manche wissen aus Erfahrung, dass sie beim Schachspiel mit ihr aufpassen müssen, sonst heisst es bald schon «Schach und Matt».

Mittlerweile lebt Editha Humburg im Alexanderstift im schwäbischen Allmersbach im Tal. Bei ihrer Enkelin Silke Kriese feierte sie ihren runden Geburtstag, den diese auch mit ihr plante. Es war ihr wichtig, Zeit mit ihren Gästen zu verbringen, sich aber auch altersentsprechend einmal zurückziehen zu können. Doch so notwendig Ruhepausen sind: Das Leben der Seniorin ist noch immer sehr ausgefüllt.

Als Autorin von Geschichten und Theaterstücken ist sie noch immer aktiv, war bis vor Kurzem auch zu Lesungen unterwegs und sucht mit Hilfe ihrer Enkelin den Kontakt zu Menschen über ihre Website «Editha-Geschichten». Einige Jahre lang war sie auch Mitglied in der christlichen Künstlervereinigung «Das Rad». Doch Theater, Literatur, Tanz und Kunst im Allgemeinen bestimmten das Leben von Editha Humburg nicht immer.

«Ich sollte nie Editha heissen»

1923 kam sie in Memmingen als Edith Knappe zur Welt. Ihr Vater war Pfarrer und stammte aus einer alteingesessenen Pfarrerdynastie, ihre Mutter aus einer über tausendjährigen Adelsfamilie. Bei diesen Verwandten verbrachte sie manche Ferien im Familiensitz des fränkischen Adelsgeschlechts mit bis zu 45 Vettern und Cousinen. Beziehungen zum bayerischen Adel und Erzählungen von Audienzen beim König waren dort normal. Dass ihre Mutter den immerhin promovierten Dorfpfarrer heiraten durfte, war schon etwas Besonderes.

Ihre Erziehung war jedoch streng pietistisch und in einem Interview mit Uta Rohrmann erinnert sie sich: «Es wurde mehr von Verdammnis gesprochen als von Erlösung, mehr von der Furcht des Herrn als von Freiheit.» Eigentlich sollte sie von Vornherein Editha heissen, doch die Grossmutter war dagegen: «Das ist ein Name für Schauspieler, Tänzer, Maler und ähnliches leichtes Volk!» So wurde sie auf den Namen Edith getauft. Später tat sie genau das, was ihre Grossmutter befürchtete: Sie malte, tanzte, schrieb Theaterstücke und nennt sich längst Editha, doch zunächst bekam sie keine Gelegenheit dazu.

«Du bist jetzt verlobt»

1941 machte sie ihr Abitur, zwei Jahre später schloss sie ihre Gärtnerlehre ab. Da war sie bereits verlobt. Ihre Eltern hatten einen «geeigneten» Mann für sie ausgesucht: Werner Humburg war ebenfalls Pfarrerskind, ehrbar und hatte eine gute Arbeitsstelle in der Oberpostdirektion Stuttgart. Für Editha war es klar, dass Christsein bedeutet, immer den unteren Weg zu gehen, so liess sie sich verheiraten und litt schrecklich darunter. Im Interview erzählt sie rückblickend: «Er hatte für mich etwas furchtbar Gebremstes, ich hatte das Gefühl, mir wird die Luft weggedrückt. Ich wollte nicht heiraten, schon gar nicht ihn, ich wollte keine Hausfrau und Mutter sein, sondern Künstlerin.» In den folgenden Jahren entwickelte sie eine schwere Depression, weil sie den Ansprüchen ihrer Umgebung nicht gerecht werden konnte.

Originalgeschöpfe eines liebenden Gottes

Eine Psychotherapie half ihr aus den dunklen Gedanken heraus. Vollends befreiend waren zwei Zitate des Kirchenvaters Augustinus, die Editha Humburg seither begleiten. «Gott ist Liebe und ist es in allem. Diese Wahrheit, ganz geglaubt, vermag unsere Herzen umzuwandeln.» und «Danke Gott für alles, auch für das, was du dir nicht gewünscht hast.» Besonders diese dankbare Grundhaltung für ihren Mann und ihre inzwischen drei Kinder setzte die Kraft in ihr frei, um einerseits als Ehefrau und Mutter für die anderen da zu sein, andererseits aber ihre Kreativität auszuleben. Immer mehr begriff sie sich als Original Gottes.

Nebenbei produzierte sie Hörspiele, gründete und leitete eine Kindertanztheatergruppe, trainierte andere im Eistanz, spielte Puppentheater und vieles mehr. «Negative Gedanken jage ich dorthin, wo sie herkommen – zum Teufel!» Kurz bevor ihr Mann 1987 starb, erlebte sie noch, wie Gott eine besondere Brücke zwischen ihnen schlug, als er sie bat, für ihn zu tanzen, weil er sich so darüber freute. Sie konnten miteinander reden, Dinge bereinigen und zusammen beten. Das erlebte sie in besonderer Weise als «Gottes Regie».

Holt Gott zurück in den Alltag

Das Leben von Editha Humburg blieb spannend. Sie verfasste märchenhafte Geschichten, mit denen sie andere ermutigte, und illustrierte sie immer selbst. Dabei war es ihr wichtig, von Gott zu erzählen, aber «ohne die üblichen frommen Worte. Denn darauf reagieren viele Menschen empfindlich», wie sie auf ihrer Website unterstreicht. Auch sie selbst blieb am Ball und wollte immer wieder Neues probieren. So machte sie sich mit 80 Jahren auf und wanderte 33 Tage lang den Jakobsweg. Es war für sie eine besondere Zeit, aber auch für die Menschen, denen sie begegnete, und denen sie wie dem innerlich verletzten Mann in der Meseta auf ihre freundliche Art versicherte, dass sie wertvoll wären und «ein Schöpfungsgedanke Gottes».

«Holt Gott zurück in den Alltag – wir machen gute Erfahrungen mit ihm!» Damit beschreibt Editha Humburg ihre Geschichten. Der Satz fasst aber auch ihr bisheriges Leben zusammen, das dazu einlädt, sich auf diesen Gott einzulassen, der zwischen Durchhaltevermögen und Kreativität seine Lebensfreude schenkt – 100 Jahre und länger.

Zur Webseite:
Editha-Geschichten

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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