Beziehung: Wer betet, vergibt leichter

Eine interessante Auswirkung von Gebeten haben US-Psychologen entdeckt: Wer für seinen Partner betet, ist eher bereit, ihm zu verzeihen.
Paare vergeben sich leichter, wenn sie füreinander beten
Freunde: Gebet fördert die Sorge füreinander.

Wer für andere Menschen betet, wünscht ihnen Gutes, zum Beispiel die Heilung von einer Krankheit. Dass dieses Gebet aber auch eine Wirkung auf ihn selbst und sein Beziehungsverhalten hat, wird jetzt durch eine amerikanische Studie bestätigt und näher beschrieben.

Schneller bereit, dem Partner zu vergeben

Die Psychologen um Nathaniel Lambert von der Florida State University wollten wissen, ob das Gebet für einen Menschen auch unser Verhalten gegenüber diesem Menschen beeinflusst. Und sie wurden fündig.

In einer ersten Studie beauftragten sie 26 Männer und Frauen, für ihren Beziehungspartner zu beten. Eine Kontrollgruppe hatte den Partner objektiv zu beschreiben. Danach mussten die Teilnehmenden Aussagen bewerten, die ihre Bereitschaft zu vergeben verrieten (beispielsweise: "Wenn mich mein Partner verletzt, sorge ich dafür, dass er das bereut."). Die Auswertung zeigte, dass die Beter gegenüber ihrem Partner nachsichtiger waren als die Kontrollgruppe.

Positive Wirkung auf den Umgang mit Freunden

In einer zweiten Studie untersuchten die Psychologen, ob der Effekt auch längere Zeit anhält. Sie baten wiederum eine gemischtgeschlechtliche Gruppe, vier Wochen lang jeden Tag für einen nahen Freund zu beten. Die Kontrollgruppe sollte hingegen täglich nur mit positiven Gefühlen an einen Freund denken. Bei beiden massen sie - ähnlich wie in der ersten Studie - die Bereitschaft zu vergeben. Zusätzlich erfassten sie die Veränderung der selbstlosen Sorge für andere Menschen.

Die Psychologen vermuteten, dass diese Sorge um Andere bei den Betern und Beterinnen grösser ist als in der Kontrollgruppe, und dass diese Sorge im positiven Sinn das Vergeben erleichtert. Die Untersuchung hat dies in der Tat deutlich bestätigt.

Nathaniel Lambert und seinen Kollegen haben dazu eine Erklärung gesucht und auch gefunden. Sie lautet: Normalerweise haben Paare gemeinsame Ziele. Wenn der oder die eine aber betrügt oder verletzt, erwacht im Anderen der Wunsch nach Vergeltung. Aus einer wir-bezogenen Sicht der Dinge wird schnell eine ich-bezogene. Durch Gebete könne dieser Zustand geändert werden: Die ich-bezogene Sicht werde wieder kleiner, und das trage zur grösseren Bereitschaft zu vergeben bei.

Die entsprechende Studie "Motivating Change in Relationships: Can Prayer Increase Forgiveness?" ist in "Psychological Science" erschienen.

Autor: Fritz Imhof
Quelle: ORF/ntv/Psychological Science

Datum: 05.02.2010

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