8'100 Besucher am ICF Musical

Ester und ich: «Kein Opfer der Umstände»

«Ester» – das ist die Geschichte einer bildhübschen Frau, die an den Hof eines Königs kommt. In den sieben Aufführungen des ICF Musical an Karfreitag und Ostern sahen sich nach Angaben der Veranstalter rund 8'150 Menschen das Musical «Ester» an.
Szene aus dem ICF-Musical «Ester»
Warteschlange vor der Maag-Halle
Hat mit dem neuen Musical den Nerv der Zeit getroffen: Nicu Bachmann.
Leo Bigger spricht zu Ester

Seit 2009 bringt die christliche Gemeinde ICF Musicals auf die Bühne, um jungen Menschen Bibelinhalte zeitgemäss nahe zu bringen. Über 100'000 Menschen haben bereits eine der 12 Produktionen gesehen, die allesamt Nicu Bachmann geschrieben hat.

«Du kannst hier mehr tun»

In der aktuellen Inszenierung von Nicu Bachmann wurde die Ester-Geschichte der Bibel an einigen Stellen verändert: Ester gehört im Musical zu einer Gruppe von Flüchtlingen, die Marokko erreichen. Sie haben die gefährliche Bootsfahrt überlebt und landen in einem Flüchtlingslager. Zunächst hat Ester Skrupel, das Lager zu verlassen, um sich mit dem Prinzen zu treffen. Eine ihrer Freundinnen macht ihr aber Mut und bringt es auf den Punkt, als sie zu ihr sagt: «Du kannst im Palast viel mehr für uns tun als im Lager.»

Ester wird in dem Stück nicht Königin, sondern verliebt sich in den Prinzen des Landes. Nachdem die beiden geheiratet haben – die beiden Schauspieler sind im wahren Leben auch ein Ehepaar – setzt sie sich für das Schicksal ihrer Landsleute ein. Wie die Ester der Bibel im fünften Jahrhundert in Persien bewahrt sie ihr Volk vor der Vernichtung.

Zwei Fronten – zwei Schauplätze

In Marokko stehen sich der Aussenminister Hassan und der Prinz gegenüber. Hier der Minister, der ein für alle Mal Schluss damit machen will, dass das Land weiter Flüchtlinge aufnimmt. Dort der Prinz, der sich für das Schicksal der Flüchtlinge ernsthaft interessiert und ihnen helfen will. Dass er dabei auf die schöne Ester trifft, macht aus der politischen Geschichte eine Geschichte der Liebe zwischen dem privilegierten Prinzen und Ester, die sich als Entwicklungshelferin ausgibt.

Und so geht es während des fast zweistündigen Musicals immer um zwei Schauplätze auf der Bühne: Hier das Lager mit den Flüchtlingen, streng bewacht und Ort des Elends und der Ungewissheit. Dort der Palast, Machtzentrum und Heimat der Königsfamilie sowie Ort des Reichtums und der Privilegien.

Ein «heikles Thema»

Das Musical von Nicu Bachmann verarbeitet nicht nur den historischen Stoff, sondern sucht Bezüge und Parallelen zu heutigen Fragen: Sei es der Umgang mit Fremden und Flüchtlingen; sei es die Einstellung, dass die Bevölkerung eines Landes keine weiteren Flüchtlinge und Ausländer aufnehmen will. Ein heikles Thema in einem Land wie der Schweiz, das einen so hohen Ausländeranteil hat wie kaum ein anderes und dem die Frage des Zuzugs von Ausländern, aber auch die Aufnahme von Flüchtlingen seit vielen Jahren zu den politisch heissesten Eisen gehört.

Nicu Bachmann spricht von einem «heiklen Thema», das in christlichen Kreisen oft totgeschwiegen werde. In dem Musical drückt der König des Landes seine Skepsis gegenüber den Fremden so aus: «Das sind einfach zu viele Flüchtlinge. Die Ausländer denken und handeln anders als wir.» Das aktuelle Setting, wie Bachmann es nennt, sei inhaltlich wichtig und natürlich auch umstritten, aber es sorge auch dafür, dass die Zuschauer sich stärker angesprochen fühlten.

Kein Moral-Theater

Dass die Geschichte nicht zu einem moralischen Lehrstück absinkt, dafür sorgen Tanzeinlagen, die Musik und die wirklich guten Stimmen, die nicht nur selbst Geschriebenes präsentieren, sondern auch Songs aus Charts, wie es für die ICF-Musicals typisch ist. Witzige Wortwechsel und Situationen machen das Stück unterhaltsam und kurzweilig.

«Es wird Zeit, dass du aufstehst»

So wie Ester sich entscheiden musste, ihre privilegierte Stellung für ihre Freunde einzusetzen, ist es an jedem, so ICF-Leiter Leo Bigger, sich zu entscheiden. Er kommt am Schluss des Musicals zu Wort und spricht die Zuschauer direkt an.

Sein Appell am Ende des Musicals ist eindeutig: «Du bist kein Opfer der Umstände. Umarme deine Geschichte. Es wird Zeit, dass du aufstehst und kämpfst für deine Familie, deinen Beruf, deine Gemeinde, damit du einen Unterschied machst. Sprich mit Gott und sag ihm: 'Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen.'»

Und so sind die Aussagen in einem Lied am Ende des Musicals ein klares Statement von Christen, die einen Unterschied machen wollen in der Welt : «Wir sind Feuer. Wir werden leuchten. Wir sind das Königreich.»

Trailer zum Musical:

Zum Thema:
Viele Durstige: Über 7'000 Besucher am ICF-Musical «Dry Land»
Leo Bigger auf Asien-Tour: Charity-Song «Higher» auch in Singapur hoch im Kurs
76 Konzerte in 34 Tagen: «Petrus»-Musical thematisiert Religionsfreiheit

Datum: 08.04.2015
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung