«Wie kann der das wissen?»

Der Hobby-Musiker Ändu Schneider
Ändu Schneider aus Ostermundigen erkrankte jung an Diabetes. Das beeinflusste sein Leben stark – bis hin zum Suizidversuch. Doch ein Fremder machte ihm klar, dass er noch eine Aufgabe zu erfüllen habe. Heute weiss er, worum es sich handelt.

«Mit zehn Jahren wurde bei mir Diabetes diagnostiziert, ausgelöst durch eine Virusinfektion», erklärt Ändu Schneider. «Ich war ins Koma gefallen, verbrachte drei Monate im Kinderspital Bern.» Doch 1972 fanden die Ärzte keine Medikation, die seine Blutzuckerschwankungen eindämmen konnten. «Schauen sie selbst weiter», wurde den Eltern erklärt.

Weil er sich mit einer grossen Spritze Insulin zuführen musste, spöttelten seine Schulkameraden: «Geh doch gleich rüber ins Uhu!» Die Beiz war bekannt dafür, dass hier Heroin gedealt wurde. Ändu beschloss: «Ich werde alles konsumieren ausser Heroin!» Er trug damals schon lange Haare und wurde durchs Mobbing immer mehr zum Aussenseiter.

Tiefenentspannt

In der Lehre zum Elektromonteur begann er zu kiffen – so liessen sich die schlechten Noten viel besser ertragen. «Ich konnte mich durch die Folgen der Erkrankung fast nicht mehr konzentrieren und brauchte für alles Schriftliche viel länger als andere.» Er schaffte den Abschluss und arbeitete fortan auf Baustellen. «Ab und zu kippte ich allerdings einfach um – wenn es wieder nicht geklappt hatte mit der Dosierung des Insulins.» Einmal hatte ihn niemand bemerkt, und als er zu sich kam, war das Gebäude verschlossen. «Ich kroch zum Fenster und liess mich aussen runterfallen… – ein Autofahrer brachte mich dann ins Spital», erinnert er sich.

Sex, Drugs and Rock n`Roll

Er wäre gern Musiker geworden, brachte sich das Gitarrespielen selbst bei. Zum Kiffen kamen andere Substanzen, Heroin jedoch verbot er sich. «Sex, Drugs and Rock n` Roll» wurde sein Motto. «Glücklich wurde ich damit nicht», bekennt er. Eines Abends suchte er seine Stammbeiz auf, bestellte Whiskey-Cola light. Er wollte sich mit Kumpels seinen Frust wegsaufen. Doch keiner war da. «Ändu, ich muss mit dir reden, ich habe den Auftrag dazu – lass uns bei dir zuhause einen Tee trinken», sprach ihn ein unbekannter Gast an. «Woher kennt er meinen Namen?», wunderte sich der. «Ich lade doch keinen Unbekannten nach Hause ein!» Sie blieben an der Bar stehen, Ändu trank zwei weitere Whiskey-Cola, lud sein Gegenüber auch dazu ein. «Ich nehme lieber eine Sinalco», gab der zurück. Die beiden blieben, bis die Bar schloss. «Dann komm halt mit», fand Ändu nun.

Unerklärliche Begegnung

Zuhause erzählte ihm der Unbekannte sein Leben, von seiner Erkrankung, seinem Minderwertigkeitsgefühl, und versicherte ihm: «Du wirst deine Stelle verlieren und einen Suizidversuch unternehmen. Du wirst jedoch zurückgeschickt, weil du noch einen Auftrag zu erfüllen hast. Und du wirst eine Frau finden, die du heiratest. Nimm den richtigen Weg, dann kommt alles gut.» Auch anderes wurde ihm vorausgesagt.

Ändu kam aus dem Staunen nicht heraus – das musste er erstmal verdauen. Es war inzwischen 5 Uhr morgens, und er bot dem Fremden an, bei ihm auf dem Sofa zu übernachten. «Es fahren jetzt keine ÖV mehr!» Dieser lächelte: «Da, wo ich hingehe, brauche ich keinen ÖV.» Also fragte Ändu: «Sehen wir uns wieder?» Die Reaktion, bevor sein Gast die Wohnung verliess: «Nein, wir treffen uns hier nicht mehr.» Als Ändu später die Kellnerin fragte: «Kennst du den Mann, der mit mir hier war?», antwortete sie: «Du warst an dem Tag allein.»

IV-Antrag

Sieben Jahre später verlor Ändu seinen Job und er beantragte durch seinen Vertrauensarzt eine IV-Rente. Kein Arbeitgeber war mehr bereit, ihn anzustellen, sein Gesundheitszustand war noch immer instabil und die Arbeit damit zunehmend lebensgefährlich. Nach zwei Jahren Abklärung durch die IV wurde ihm das bestätigt. Einmal mehr empfand er: «Dich kann man nicht brauchen – du bist wertlos.» Jetzt hatte er genug – zuhause trank er alles, was er an Alkoholischem fand und führte sich sämtliche Drogen zu, die da waren. «Als ich wieder aufwachte, wusste ich, dass ich an einem wunderbaren Ort gewesen war. Ohne Druck, ohne Angst, und ich hatte gehört: Ändu, dein Weg ist noch nicht zu Ende». Ihm war klar: «Ich brauche Veränderung!» Der Vertrauensarzt schickte ihn zum Psychiater. Ihm erzählte er von der Begegnung mit dem Unbekannten. Daraufhin wollte ihn der in die Psychiatrie einweisen. Doch Ändu wehrte sich, und schliesslich einigten sie sich, dass er stattdessen zweimal wöchentlich zur ambulanten Psychotherapie erscheinen würde.

Gott liebt mich

Auf dem Heimweg schrie Ändu innerlich: «Gott, hilf mir!» Kurz darauf zupfte ihn eine alte Frau am Ärmel, sagte: «Gott liebt dich, Jesus ist der richtige Weg!» und drückte ihm ein Johannes-Evangelium in die Hand. Da erinnerte er sich an die Begegnung mit dem Fremden, war überwältigt und las zuhause: «Wen der Sohn frei macht, der ist wirklich frei!» Nun wusste er: «Ich brauche Hilfe – aber nicht von Menschen, sondern von Gott.»

Er suchte Hilfe bei einem Franziskaner-Priester: «Ich will frei werden von den Drogen!» Der reagierte zurückhaltend: «Wir sind keine Entzugsstation…» Doch Ändu liess nicht locker: «Ja, aber in der Bibel steht, wen der Sohn frei mache, der ist wirklich frei!» Nun willigte Bruder Hans ein: «Du hast recht, dann werden wir beten.» Nach der Beichte und einem Gebet, in dem er sein Leben Jesus anvertraute und er von Belastungen losgesprochen wurde, fiel Ändu ein Stein vom Herzen. Ab diesem Zeitpunkt war er frei von seiner Sucht.

Neuer Freundeskreis

Während der IV-Abklärung hatte Ändu an einem geschützten Arbeitsplatz der GeWa (Sozialinstitution für Menschen mit psychischen Herausforderungen) gearbeitet. Hier lernte er Christen kennen, die ihm später eine Freikirche vermittelten. Dort fand er neue Freunde und auch die Frau seines Lebens. Seit 16 Jahren ist er nun mit Helene verheiratet, führt als IV-Rentner den Haushalt und bekocht Gäste. Sie führen ein offenes Haus für Einsame und Menschen in Not. Er schreibt und textet selbst Lieder und lobt Gott mit seiner Musik. Dank eines Sensors, der den Blutzucker kontinuierlich überwacht, geht es ihm mittlerweile gesundheitlich recht gut. Nur auswärts arbeiten ist wegen unvorhersehbarer Schwankungen nicht möglich. «Kein Arbeitgeber würde tolerieren, wenn ich plötzlich die Arbeit verlassen müsste, um die Hypos in den Griff zu bekommen.» Doch er bezeugt: «Jesus hat mir ein neues Leben geschenkt – er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben.»

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Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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