Kemi – Musik der Hoffnung

Kumneger Mesafint
Kumneger Mesafint, genannt Kemi, wächst in den Slums von Addis Abeba auf. Heute prägt er als Musiker und Moderator Millionen von Menschen und gibt ihnen die Hoffnung weiter, die sein eigenes Leben rettete.

«Du hast keine Chance, aber nutze sie!» ist ein frustrierter Satz von Herbert Achternbusch. Er hätte auch als Motto für das Leben von Kumneger Mesafint gepasst, denn eine echte Chance hatte der Äthiopier nie. Kemi, wie er sich heute nennt, wuchs in Addis Abeba auf. Dorthin floh seine Mutter mit acht Jahren, als sie zwangsverheiratet werden sollte. Sie setzte sich einfach in die Eisenbahn, um ihrem bisherigen Leben zu entkommen. Doch in der äthiopischen Hauptstadt, die mit über 3,5 Millionen Einwohnern so gross ist wie Berlin, wartete niemand auf sie und sie landete in einem der zahlreichen Slums der Stadt.

Gefangen in Armut

Irgendwie brachte die Mutter sich selbst durch und lernte schliesslich ihren Mann kennen. Praktisch ohne Schulbildung hatte sie keine Aussichten auf eine regelmässige und gut bezahlte Arbeit. Zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Kemi verliess sie der Vater. Er erinnert sich an ihr Zuhause: «Man konnte es kaum ein Haus nennen. Die Wände waren zerbrochen, und wir hassten die Regenzeit, weil wir kein Geld dafür hatten, das Dach zu reparieren.» Nie hatten sie genug zu essen, und wenn Kemi manchmal fragte, ob es etwas gäbe, musste die Mutter antworten: «Heute nicht.» Auch eine eigene Toilette gab es nicht im Haus, nur eine Art öffentliche Latrine am Ende der Strasse, die sie sich mit Hunderten teilten. Weil es auch schwer war, an sauberes Wasser heranzukommen, waren Mutter und Sohn immer wieder krank. Der Geruch der Armut lag über dem gesamten Stadtviertel.

Im «sicheren Haus»

Kemis Lebenserwartung wäre hier nicht hoch gewesen, doch mit fünf Jahren lernte er Christen kennen, die sich um ihn und andere Kinder kümmerten. Die kleine Familie erhielt Hilfen, etwas zu essen, Kleidung zum Anziehen. Schliesslich konnte Kemi sogar eine Schule besuchen. Wichtiger als diese Möglichkeit war ihm dabei die Kirche, die für ihn ein «sicheres Haus» wurde. Hierhin konnte er immer kommen, durfte spielen und hörte Sätze wie: «Gott liebt dich. Wir lieben dich. Bei uns bist du willkommen.»

Während in den Slums um ihn herum Gewalt, Drogen und Missbrauch herrschten, erlebte Kemi die Kirche als Zufluchtsort. Hier erfuhr er Freiheit und Sicherheit. Irgendwann während dieser Zeit entschied er sich dafür, dass er mit Jesus leben wollte. Kemis Dasein schien eine gute Wendung zu nehmen, doch dann wurde seine Mutter krank.

Kein Happy End

Medizinische Versorgung oder gar der Weg ins Krankenhaus war für sie nicht denkbar, so blieb Kemi an ihrer Seite, als sie innerhalb weniger Tage starb. Er war damals 17 Jahre alt. Auf einen Schlag holte ihn die alte Hoffnungslosigkeit wieder ein. Von seinem Vater wusste er, dass dieser auch verstorben war, also war er nun allein auf sich gestellt. Sein Leben versank in Finsternis. Doch die Christen in seiner Nachbarschaft liessen ihn nicht allein. Sie besuchten ihn und beteten über ihm. «Gib nicht auf», ermutigten sie Kemi. «Gott hat etwas mit dir vor.» Tatsächlich erhielt er kurz darauf ein Stipendium des christlichen Hilfswerks Compassion und konnte dadurch das College und ein Leitertraining besuchen und schloss dies mit einem Bachelor in Landwirtschaft ab.

Kemi und die Musik

Bereits in den Jahren vorher schrieb Kemi auf, was ihn beschäftigte und umtrieb. Seine Gefühle von Trauer bis zum Jubel fasste er in Reime. Nach dem College kam er ins Gespräch mit einem Musikproduzenten, der ihn in sein Studio einlud, um ihm seine Texte als Rap zu präsentieren. Kemi erklärt heute: «Gott nutzte meinen Schmerz, um erst einen Song zu machen, und dann ein ganzes Album.» Kemi fand die richtigen Worte und die passende Musik, um den Kids um ihn herum zu zeigen: Ich kenne deine Welt. Ich weiss, wie du dich fühlst. Und ich weiss auch, dass Gott dich unendlich liebt. Mit dieser Botschaft ist er inzwischen als erster «Gospel-Rapper» Äthiopiens unterwegs.

Gospel-Rap

Kemi wird international wahrgenommen. Gerade stand er in London bei den «Premier Gospel Awards» auf der Bühne der Royal Festival Hall. In seiner Heimat Äthiopien moderiert er die Fernsehshow «Butterfly Nation» und ist im Radio aktiv. Ausserdem hat er bis jetzt zwei CDs produziert.

Kemi ist verheiratet und Vater zweier Mädchen im Alter von sechs und eins. Er staunt selbst: «Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Radiomoderator sein würde, aber Gott gibt mir die Möglichkeit, jeden Tag eine Stunde lang in Addis Abeba auf Sendung zu gehen. Als ich ein Kind war, dachte ich, man würde mich allein lassen und ich müsste sterben. Und jetzt benutzt Gott mich, Kemi, um zu Millionen zu sprechen.» Diese Chance nutzt der Musiker, um anderen von der Hoffnung zu erzählen, die ihn selbst geprägt hat. «Meine Botschaft ist Jesus. Er ist der wahre Weg.»

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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