Aus nächster Nähe zweimal angeschossen

Tommy Hanrahan ist heute Gemeindeleiter
Nachdem er sexuellen Missbrauch, Drogenabhängigkeit und einen Mordanschlag überlebt hatte, wurde Tommy Hanrahan Gemeindeleiter – und erlebte, wie sowohl sein Missbraucher als auch sein potenzieller Mörder zu Christus fanden.

Als Tommy Hanrahan zum ersten Mal angeschossen wurde, war er 17 Jahre alt. Ein örtlicher Gangster hielt ein Gewehr einen Meter vor seiner Brust. Die Kugeln flogen wie in Zeitlupe auf ihn zu, doch kurz bevor sie ihn erreichten, war es, als ob irgendetwas die Kugeln hochhebt und wegzieht.

«Ich glaube, das war die Hand Gottes», erinnert sich Tommy. «Ich hätte sterben müssen.» Stattdessen trug er nur leichte Verletzungen davon. Beim nächsten Mal sollte er nicht mehr so viel Glück haben.

Tommy wuchs in einem von Gewalt und Drogen geprägten Viertel Dublins auf. Im Alter von sieben Jahren wurde er in der Schule eines katholischen Laienordens sexuell missbraucht. Weniger als ein Jahr später wurde er von einem Bekannten der Familie in seinem eigenen Schlafzimmer sexuell missbraucht.

Die Abwärtsspirale beginnt

Mit elf Jahren war Tommy sexuell aktiv. Er begann, Drogen zu nehmen und Straftaten zu begehen, um die Drogen zu bezahlen. Bald schwänzte er die Schule, klaute in Geschäften und ging auf Spritztouren. «Wir wurden zu Gangstern erzogen», sagt er. Sein Leben wurde zu einem Karussell aus Schlägereien und Gefängnis, Überdosen und Krankenhausaufenthalten.

Er schloss sich den «Northies» an, einer paramilitärischen Gruppe aus Nordirland. Eines Abends vertraute ihm ein Freund der «Northies» die 26 Morde an, die er begangen hatte. Später bereute dieser «Freund» seine Indiskretion und schickte einen Auftragskiller, um Tommys Schweigen zu sichern. Dieser passte Tommy ab, als er von der Arbeit nach Hause kam, und schoss ihm mit beiden Läufen in die Eingeweide.

Im Sterben liegend

«Ich wusste, dass ich sterben würde, und es war der einsamste Ort, an dem ich je gewesen war», erinnert sich Tommy. «Ich sagte zu Gott: 'Wenn du mir noch eine Chance gibst, werde ich es richtig machen. Ich werde mich ändern.'» Doch nach vier Monaten im Krankenhaus und trotz seiner Versuche, mit den Drogen aufzuhören, wurde er wieder rückfällig.

Schliesslich hatte er eine dramatische Begegnung mit Gott während eines Aufenthalts in einer christlichen Entzugsklinik. Tommy wurde seiner Sünde überführt und schrie um Vergebung. Als er aufblickte, sah er Jesus, der ihn mit reiner Liebe ansah. Sofort hörte er mit dem Drogenkonsum auf und hatte keine Entzugserscheinungen. Die Schäden an seiner Leber, die durch den früheren Missbrauch entstanden waren, wurden auf wundersame Weise geheilt.

Nahtod-Erfahrung

Tommy begann, die Kirche zu besuchen, aber nach seiner Vision in der Entzugsklinik fand er die Gottesdienste langweilig. Obwohl er versuchte, abstinent zu bleiben, wurde er alle paar Monate wieder drogenabhängig.

Bei seiner letzten Überdosis blieb sein Herz stehen. Fünf lange Minuten lang konnten die Ärzte keinen Puls mehr feststellen. Es war, als wäre er in der Hölle, umgeben von Gestalten, die seinen Glauben an Jesus verspotteten. Plötzlich rief er den Namen Jesu und wachte auf. «Achten Sie darauf, dass Sie sich von nun an ganz eng an diesen Namen halten», riet ihm sein Arzt. Tommy nahm nie wieder Alkohol oder Drogen.

Verloren ist verloren

Zehn Jahre später fühlten sich Tommy und seine Frau Brenda berufen, eine Gemeinde in Kiltalown zu gründen, einem sozialen Brennpunkt am Stadtrand von Dublin. Aber niemand kam zu den geplanten Gottesdiensten. «Jede Woche predigte ich Brenda und sie predigte mir.» Sie begannen sich zu fragen, ob die Idee wirklich von Gott kam. Schliesslich betete Tommy: «Wenn morgen niemand kommt, akzeptieren wir, dass wir alles falsch gemacht haben.» Am nächsten Morgen kamen zwei Menschen. Beide waren um drei Uhr morgens mit der geheimnisvollen Überzeugung aufgewacht, in die Kirche gehen zu müssen!

Seitdem sind in der «Firebrand Church» Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zu Christus gekommen: Drogenabhängige und Prostituierte, aber auch Geschäftsleute und Bankangestellte. Denn jeder braucht Jesus: «Verloren ist verloren. Da gibt es keine Abstufungen. Du kannst ein verlorener Drogensüchtiger oder ein verlorener Geschäftsmann sein», sagt Tommy Hanrahan.

Sein Beinahe-Mörder findet Jesus

«Ich habe Freiheit durch Vergebung erfahren», sagt Tommy. «Wir trösten andere mit dem Trost, den wir selbst erfahren haben. Ich weiss, dass Missbrauch kein Gefängnis ist, in dem man für den Rest seines Lebens eingesperrt sein muss.»

Das bewies Tommy, als die Frau, die ihn missbraucht hatte, in die Kirche kam – und er sie zu Christus führte. «Es war ein ziemlicher Schock, sie zu sehen, aber als sie auf den Ruf zum Altar reagierte, war es ein Fest. Alles, was ich für sie empfand, war Barmherzigkeit. Mit dem, was ich empfangen habe, kann ich niemandem mehr die Vergebung verweigern, nicht einmal meiner Missbrauchstäterin.»

Auch Tommys potentieller Mörder war nicht unverzeihlich. «Der Kerl, der auf mich geschossen hat, kam auch zu Jesus und wurde gerettet. Auch ihm konnte ich die Vergebung nicht verweigern. Ich weiss, dass das verrückt klingt in der Welt, in der wir leben, aber als Christ, der Vergebung empfangen hat, kann ich sie nicht zurückhalten. Ich glaube, dass Vergebung für alle da ist.»

Zum Thema:
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Autor: Karen Murdarasi / Daniel Gerber
Quelle: Premier Christianity / gekürzte Übersetzung: Livenet

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