Die Hoffnung stirbt zuletzt
«'S chunnt scho guet» oder gar »'s chunnt, wie's muess» – wie oft haben Sie das schon gehört (oder auch selbst gesagt)! Viele Menschen trösten sich, wenn etwas schief läuft, auf diesem Niveau. Klar, irgendwann kommt immer wieder ein Lichtlein daher... Aber mal ehrlich: Wie schauen wir die Zukunft an? Kommt es wirklich gut? Worauf hoffen wir? Gibt es überhaupt Hoffnung?
Was ist eigentlich Hoffnung?
Wer nach dem Ursprung vom Hoffen sucht, lernt, dass darin der Sinn von «hüpfen» verankert ist, ein erwartungsvolles Zappeln, ein aufgeregtes Herumhüpfen – wie ein Kind, das es kaum noch erwarten kann.
Tatsache ist: Hoffnung ist ein Beweis der Unvollkommenheit des Lebens. Wenn alles gut wäre, gäbe es nichts mehr zu hoffen. Alle Menschen aber wissen, dass lange nicht alles gut ist, so wie es ist! Dass wir hoffen, beweist indirekt die biblische Tatsache; da war mal ein Paradies, aber das ist nicht mehr. Hoffnung ist eigentlich Erinnerung, dass es einmal anders gewesen ist – und die Erwartung, dass es anders werden kann.
Wir als Menschen brauchen immer etwas zum Hoffen. Hoffnungslosigkeit führt zu Depression oder Aggression oder zu dumpfem Dahinvegetieren. Mit echtem Pessimismus kann kaum einer leben. Hoffen unterscheidet uns wahrscheinlich vom Tier – wir ahnen, dass es noch mal besser kommen muss.
Die meisten bauen sich eine eigene Art von Hoffnung auf. Filme sagen uns: Wenn du dir etwas nur genug wünschst, bekommst du es auch. Als wenn im Wünschen die magische Kraft läge, dass sich der Wunsch auch erfüllt. Viele leben in einer grossen Illusion, hoffen und sehnen sich nach irgendetwas Grossem, dem Durchbruch, dem grossen Los, und die Medien sind voll von Geschichten, wie einer wieder mal so etwas erlebt hat. Damit können wir uns alle wieder Hoffnung machen.
Hoffnung ist mehr als Optimismus. Ein Optimist hält sich im Tram in der Kurve an seiner eigenen Krawatte fest, ein Mensch mit Hoffnung am Haltegriff. Wir müssen fragen: Gibt es begründete Hoffnung für unser persönliches Leben und für unsere Welt – oder müssen wir einfach grimmige Optimisten sein?
Die Bibel: Hoffnung mit Bodenhaftung
Hoffnung ist in der Bibel ein ganz grosses Thema, sie ist geradezu ein «Buch der Hoffnung». Gott hat in der Geschichte und in Raum und Zeit gehandelt. Ein Ur-Ereignis im Alten Testament ist, wie Gott sein Volk aus der Sklaverei in die Freiheit führt; der «Auszug aus Ägypten» ist Befreiung, Durchbruch, Hoffnung. Gott hört, Gott erbarmt sich, Gott handelt und Gott befreit. Darum: «Glücklich ist der Mensch, der seine Hilfe von dem Gott Jakobs erwartet! Glücklich ist, wer seine Hoffnung auf den Herrn setzt!» (Psalm Kapitel 146, Vers 5)
Im Neuen Testament kommt Jesus – jetzt kommt Gott auf die Erde, solidarisiert sich, nimmt Gestalt and und fängt an, zu heilen und zu retten. Unzähligen Menschen gibt er Hoffnung. Er stirbt, bleibt aber nicht im Tod, sondern überwindet ihn und steht wieder auf – damit sagt Gott deutlich: «Es hat eine neue Zeit angefangen! Tod und Zerstörung haben nicht das letzte Wort!» Die Hoffnung der Christen basiert nicht auf einem leeren Optimismus, sondern auf einem leeren Grab. Mit der Auferstehung Jesu hat eine neue Zeitepoche angefangen. Die Zukunft hat begonnen, sehr real. Darum ist die Welt nach vorn nicht verschlossen, etwas Neues kommt. Die Zeit ist nach vorn offen.
«Wer die Osterbotschaft gehört hat, der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht herumlaufen und die humorlose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoffnung hat», sagte der Schweizer Theologe Karl Barth.
Konkrete Hoffnung – dreifach
Wer an Jesus Christus glaubt und sein Leben von ihm her lebt, hat mindestens eine dreifache Hoffnung:
- Gott ist für mich. Er hat meine Schuld vergeben und hat mein Leben in der Hand. Wenn Gott für uns ist, wer kann dann gegen uns sein? (Die Bibel, Römerbrief Kapitel 8 Vers 31)
- Ich habe eine Zukunft bei Gott. «Wer an mich glaubt, hat ewiges Leben», sagte Jesus (Die Bibel, Johannes-Evangelium Kapitel 11 Vers 25).
- Die Welt hat eine Zukunft: Jesus kommt einmal ganz real wieder und die Erde wird erneuert werden. Der «Himmel» ist nichts anderes als Gottes neue Welt, die kommen wird. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Vertrösten oder Trösten
Wer an Christus glaubt, wird hier in diesem Leben schon ganz oft erleben, dass Gott heilt, hilft und immer wieder einen Durchbruch schenkt. Aber das Beste kommt erst noch. Wir leben im Licht der geöffneten Tür – Gott ist daran, eine neue Welt zu bringen. Wie arm wären wir dran, wenn wir keine Hoffnung auf eine neue Welt hätten! Gerade im Chaos unserer Tage können wir die Köpfe erheben und begründet hoffen: Gott ist im Regiment, er hat die Kontrolle nicht verloren und wird die neue Welt auf die Erde bringen, wenn auch jetzt noch vieles wie in Geburtsschmerzen liegt.
Noch einmal: Das macht nicht passiv, sondern motiviert geradezu zu Taten der Hoffnung. Aus der Masse treten, einen Baum pflanzen, Geld spenden, Kinder bekommen, in Menschen investieren – das sind konkrete Taten der Hoffnung. Von wegen «vertrösten»! Wer Hoffnung hat, hat einen langen Atem. Und der ist in unseren Tagen dringend nötig.
Aus der Serie «Oft gehört – neu verstanden»:
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