Albert Rösti zum 1. August: «Ich brauche Gottvertrauen»
Im Interview der aktuellen IDEA-Ausgabe fragt Andrea Vonlanthen den Bundesrat Albert Rösti, wie sich die enorme Verantwortung tragen lässt, die dieser seit dem Eid vor der Vereinigten Bundesversammlung im Dezember 2022 innehat. «Ich bin mir bewusst, dass ich nicht alles selber steuern kann im Leben», antwortet Rösti und fügt an: «Ich brauche Gottvertrauen. Und ich will demütig sein. Ich bin mir bewusst, dass ich auch Fehler machen kann.» In allem helfe es ihm, zu wissen, dass er nie alleine sei.
Die moderne Schweiz feiern
Am diesjährigen 1. August liegt dem neuen Vorsteher des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) das Jubiläum «175 Jahre moderne Eidgenossenschaft» besonders am Herzen: «1848 wurde die moderne Bundesverfassung in Kraft gesetzt. Ausgehend davon möchte ich die Bedeutung unserer freiheitlichen Ordnung bewusst machen.» Den Schweizerpsalm werde er mit grosser Dankbarkeit singen. In Anbetracht des Elends weltweit meint er: «Wer in der Schweiz geboren ist, kann ja nichts dafür, dass das so ist. Wer hier lebt, hat darum viel Grund zur Dankbarkeit.»
Bewegt vom Gebets-Appell und der Natur
«Mich schon», entgegnet Rösti auf die Frage, ob ihn den Gebets-Appell der Schweizer Landeshymne («Betet freie Schweizer, betet!») noch bewege. Dass das Christentum die eigentliche Wertebasis der Schweiz bilde, daran müsse bei aller Akzeptanz der Trennung von Kirche und Staat festgehalten werden, so der Bundesrat. Noch sei die Schweiz ein christliches Land, doch: «Wir müssen dafür kämpfen, dass wir es bleiben.»
Der Glaube an sich betrachte er als etwas sehr Persönliches, stellt Albert Rösti gegenüber IDEA klar, der in Kandersteg (BE) als Protestant aufwuchs. Die Schöpfung ist für ihn ein Gottesbeweis: «Man muss nur die Natur mit offenen Augen anschauen. Dann sieht man doch, dass es einen grossen Schöpfer geben muss.»
Antworten und Halt finden
Seiner Meinung nach würden religiöse Bewegungen ausserhalb der Landeskirchen gerade massiv an Zulauf gewinnen. Er begründet seine Feststellung damit: «Der Mensch sucht noch immer nach einem festen Halt im Leben und auch nach Antworten auf Fragen, die die Wissenschaft nicht geben kann.» Damit die Landeskirchen nicht an Bedeutung verlieren, müssten sie «vielleicht versuchen, ihren eigenen Auftrag vermehrt wahrzunehmen, um die Leute wieder anzusprechen – und etwas weniger zu politisieren».
Dankbar und voller Demut
In seiner diesjährigen Ansprache zum 1. August gehe es nicht darum, aufgrund einer gedrückten Stimmung Mut und Zuversicht zu vermitteln. Denn er sehe nichts von einer gedrückten Stimmung. Vielmehr erlebe er positive, freundliche Leute. «Warum?», fragt er und gibt die Antwort gleich selbst: «Weil wir ein glückliches Land sind, das die tiefste Arbeitslosigkeit und die tiefste Inflation hat.» Gleichzeitig will er die Augen nicht verschliessen: «Es gibt auch in der Schweiz viele Leute, die vielleicht Familienprobleme, körperliche Gebrechen oder finanzielle Sorgen haben. Diese Leute dürfen wir nicht vergessen.» Doch in der Summe sei die Schweiz ein sehr glückliches Land. Deshalb werde er am Nationalfeiertag sowohl zur Dankbarkeit als auch zur Demut aufrufen.
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