Wenn Glaube auf die Bühne kommt

Mirjana Angelina in einem Theaterstück
Die Darstellung christlicher Inhalte als Theaterstück hat eine spezielle Qualität: Ohne zu predigen werden Menschen auf besondere Weise berührt.

In der Vergangenheit gab es ein weit verbreitetes Bild in christlichen Haushalten: «Die zwei Wege». Darauf war eine Kreuzung zu sehen, von der ein breiter Weg zwischen «Maskenball» und «Theater» bis hin in eine brennende Stadt verlief. Der schmale Weg verlief dagegen über steile Treppen bis hin in den Himmel. So oder ähnlich sahen vergangene Generationen von Christen das Theater. Doch schon länger feiert die darstellende Kunst – auch im christlichen Rahmen – ein überfälliges Comeback.

Von Herz zu Herz

In alttestamentlicher Zeit hatte darstellendes Spiel einen wichtigen Platz im Leben und Verkündigen. Herausragend in der Bibel sind die «Theaterstücke», die der Prophet Hesekiel seinen Landsleuten vorspielte. Um zu demonstrieren, dass bald das gesamte Volk in die Gefangenschaft geführt werden sollte, inszenierte der Prophet seinen eigenen Auszug, weil Gott ihm befohlen hatte: «Du sollst deine Sachen bei Tag vor ihren Augen heraustragen wie Sachen gepackt zum Auswandern; du aber sollst am Abend vor ihren Augen fortziehen, wie man auszieht, wenn man auswandern will!» (Hesekiel, Kapitel 12, Vers 4). 390 Tage lang lag er auf einer Seite, um die Jahre zu illustrieren, in denen Israel Schuld auf sich geladen hatte. Sein Kollege Jesaja ging drei Jahre lang ohne Oberkleidung und barfuss durch die Stadt.

Heutiges Theater ist meist nicht so drastisch, aber es spricht Menschen immer noch auf eine besondere Art an. Es gibt inzwischen etliche Theatergruppen und Einzelschauspielerinnen und -schauspieler, die als Christen mit einem Programm auf Gemeinde- und sonstigen Bühnen unterwegs sind. Ihr Ansatz ist unterschiedlich: mal klassisch evangelistisch, mal eher künstlerisch, aber immer anregend und herausfordernd. Drei von vielen werden hier kurz beschrieben.

Starke Frauen

Eine bekannte Darstellerin ist die Gründerin und Leiterin des «Gospel Art Studio», Mirjana Angelina. Meist tritt sie in Solostücken auf, die die professionelle Schauspielerin selbst inszeniert hat. In «Brautbriefe» nimmt sie ihre Zuschauer mit in die Verlobungszeit von Dietrich Bonhoeffer und Maria von Wedemeyer. Das Ende des Theologen mit dem bekannten Lied «Von guten Mächten» ist vielen Menschen bekannt, doch das weitere Leben seiner Verlobten und ihre sonstige Gefängniskorrespondenz kaum.

Weitere starke Frauen im Programm von Angelina sind Katharina von Bora, die Frau Luthers, die sie hunderte Male spielte, und auch biblische Personen wie Hagar. Ihr Ziel: die bleibenden Werte des Evangeliums zeitgemäss ausdrücken und zur Auseinandersetzung mit dem Glauben einladen. Dies geschieht bei den 30- bis 90-minütigen Aufführungen von Mirjana Angelina oft durch anschliessende Gesprächsangebote.

Alles Gemüse?

Dass man auch mit einem Zollstock, einer Ananas oder Wollknäulen Geschichten erzählen kann, beweist Matthias Jungermann, der als «Radieschenfieber» seit Jahren mit seinem Figurentheater unterwegs ist. Ob er mit ein paar Flaschen, Bechern und Schuhen «Levi feiert» darstellt oder «Der verlorene Sohn» mit Ananas und Banane, die bekannten biblischen Geschichten bekommen durch die besondere Darstellung ein neues Gewicht. Sie werden nicht lächerlich, obwohl es viel zu lachen gibt, sondern man nimmt sie auf eine neue Art wahr. Jungermann spielt seine 5- bis 10-minütigen Stücke oft in Gottesdiensten – als Predigt oder Hinführung dazu.

Mitgemacht und trotzdem gut

Wenn Menschen, deren Herz für Jesus und das Theater schlägt, sich für eine Woche auf Tournee begeben, dann geschieht das zum Beispiel im TZE, dem «Theater zum Einsteigen» von Ewald Landgraf. Er inszeniert abendfüllende Stücke, die sich mit verschiedenen Lebensfragen auseinandersetzen. Aufgeführt werden sie mit Teams aus Kirchen und Gemeinden, die das Material zur Vorbereitung zugeschickt bekommen, noch kurz gemeinsam proben und dann in ihrer eigenen Kirche und in der Nachbarschaft damit auftreten. Die Ausrichtung der Stücke ist stark evangelistisch.

Diese und viele weitere Theaterangebote sind interessante Möglichkeiten, um dem Glauben eine Bühne zu bieten.

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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