Am Nullpunkt Gottes Lieben neu erlebt

Maya Heusser ist Teil eines Ensembles.
Maya Heusser durfte in der Lebensmitte Gott neu entdecken und erleben, dass seine Fürsorge treu zur Verfügung steht, unabhängig davon, ob wir zu irgendetwas fähig sind. Auf diesem Boden wuchs eine neue Berufung mit handfesten Ästen und Früchten.

Musicals, die nebst Tanz, Gesang und Schauspiel auch noch Filmsequenzen einbinden, damit sorgt Maya Heusser (49) mit ihrem Ensemble für ein Sinnes-Festival der besonderen Art.

Die vielseitig begabte Musicalproduzentin ist zurzeit in Deutschland unterwegs und als Regieassistenz beim Pop-Oratorium #Himmelreich aktiv. Zu ihren Glaubensanfängen erzählt sie: «Gestartet hat meine Glaubensreise in meiner Familie. Es ist ein grosser Segen, dass schon meine Grosseltern für uns Enkel gebetet und uns Glauben vorgelebt haben. Als Kind waren wir Teil einer Freikirche, später hatte ich mein Zuhause in einer grossen, lebendigen Jugendarbeit der reformierten Landeskirche. Ich mag die Vielfalt und sehne mich nach einem liebevollen Miteinander der Christen. Ich kenne verschiedene Welten und hoffe, eine brückenbildende Art zu haben.»

Livenet war mit Maya Heusser im persönlichen Austausch.

Wie war der Start damals zu Ihrem Theater mit Glaubensbezug?
Maya Heusser:
Ich habe schon immer gerne geschrieben, habe aber das für mich passende Medium nicht gefunden. Ich bin ja ursprünglich Primarlehrerin. Bei einer Stellvertretung in einer 6. Klasse habe ich mit den Schülern ein Filmprojekt gemacht und dafür ein Drehbuch geschrieben. Das hat mich voll gepackt. Mit Stücken und Drehbüchern kommen meine Gaben zum Geschichten erzählen und lebendige Dialoge schreiben zum Zug. So habe ich mein erstes grosses Musicaldrehbuch geschrieben und hatte das Privileg, dass ein Team meiner Kirche motiviert war, das auch tatsächlich auf die Bühne zu bringen. Da habe ich entdeckt wie viel Freude es mir macht, mein Stück auch selbst zu produzieren und Regie zu führen. Das Engagement in dem Bereich wurde immer mehr vom Hobby zum Beruf, und so startete ich im Januar mit meiner kleinen Einzelfirma «Bühnenreif». Seit da sind zwei weitere Musicals entstanden, mit denen ich mit einer kleinen Truppe von professionellen Schauspielern und Musical-Darstellerinnen und -Darstellern Aufführungen in der ganzen Deutschschweiz spiele. Das zweite Standbein von Bühnenreif sind Dienstleistungen im Bereich Musical, Theater und Events. Im Sommer helfe ich, den Jubiläumsgottesdienst einer Gemeinde mitzugestalten.

Hatten Sie ein Schlüssel-Erlebnis in Ihrem Glaubensleben?
Ein Schlüsselerlebnis mit Gott war während einer Erschöpfungsdepression. Ich wusste immer, dass Gott bedingungslos liebt. Aber wirklich erfahren und verstanden habe ich das erst, als ich selbst nichts mehr zu geben hatte. Ich konnte nicht mehr lieben, nicht mehr dankbar sein, mich nicht bewusst nach Gott ausstrecken und worshippen, Bibel lesen oder mich für andere einsetzen. Und dann zu erleben, dass Gott sich nicht abwendet und nichts von mir fordert, dass diese Beziehung lebt, auch wenn ich nichts machen kann, das hat mein Bild von ihm verändert und meine Liebe zu ihm gestärkt.

Dies ist schon lange her, wirkt aber immer noch nach. Ich denke, dass dies guten Boden gelegt hat. Mit der Lebensmitte kam nochmal ganz viel Bewegung in meinen Glauben. Ich habe ein grosses Verlangen danach, Fragen zu stellen, selber zu denken und zu forschen, Zweifel nicht wegdrücken zu müssen und einfach frei mit Gott unterwegs sein zu dürfen. Zu erleben, dass mein Glaube nicht zusammenbricht, wenn ich ein nicht passendes Konzept über Bord werfe und dass es noch viel mehr in der Bibel zu entdecken gibt, gibt meinem Glauben neues Leben. Natürlich ist das manchmal auch herausfordernd und macht mir Angst. Gleichzeitig liebe ich Gott und die Bibel mehr, weil ich Freiheit schmecke und echte Barmherzigkeit erlebe.

Wie pflegen Sie Ihre Beziehung mit Gott?
Ich wirke in verschiedenen Gottesdiensten mit. Die Vorbereitungen inklusive Bibelstudium dafür und das gemeinsame Erleben, geben meinem Glauben Nahrung und meiner Seele Frieden. In Gemeinschaft mit anderen gelingt es mir besser, mich auf Gott zu konzentrieren als zuhause. Ich versuche, meinen Alltag mit Jesus als Freund zu teilen, rede immer wieder mit ihm und halte die Augen für seine Gegenwart und Unterstützung offen. Im Moment habe ich keine festen Rituale und geniesse, immer mehr aus einem geistlichen Leistungsdruck herauszukommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich das mal wieder ändert, aber für den Moment passt das gerade gut.

Welchen Stellenwert hat für Sie das Gebet im Dienst?
Gebet pflege ich im Moment in zwei Formen: Ich erlebe eine Kraft im gemeinsamen Beten und vor allem im Laut-Aussprechen. Die Worte gleichzeitig zu sprechen und zu hören, stärkt meinen Glauben an die Wirksamkeit. Das leise Gespräch im Alltag ist bei mir ganz unterschiedlich intensiv. Manchmal gelingt es mir, länger und gezielt für andere zu beten oder mit Gott über mein Leben zu sprechen. Oft sind es aber auch nur kurze Gedanken oder ein Seufzer himmelwärts.

Wie könnte Kreativität in der Kirche noch mehr gefördert werden?
Ich wünsche mir, dass Kreativität in der Kirche eine Selbstverständlichkeit wird. Mit unserem direkten Draht zum Schöpfer sollten wir doch eigentlich als ein Ort der Künste bekannt sein! Ich sehe zwei Hindernisse: einerseits eine etwas einseitige Sicht des Auftrags, Gottes Reich zu bauen mit einem Schwerpunkt auf Evangelisation und Predigt. Gottes Reich ist aber viel grösser! Wo immer Schönheit, Gerechtigkeit und Liebe wachsen, wächst auch das Reich Gottes. Oft wird von Kunst erwartet, dass sie predigt und Menschen bekehrt. Kreativität ist aber viel mehr.

Andererseits wird oft erwartet, dass sich Künstlerinnen und Künstler ohne Bezahlung in der Gemeinde einbringen, weil viele andere auch ehrenamtlich singen oder Kinderprogramm machen. Das Bewusstsein von Kunst als Beruf muss wachsen. Keiner würde erwarten, dass eine Ärztin Gemeindeglieder umsonst behandelt oder der Architekt ein Gemeindehaus umsonst plant. Die Folge von beidem ist, dass hochstehende Kunst in der Kirche selten zu finden ist. Somit fehlt auch die Förderung des Nachwuchses.

Erzählen Sie uns gerne ein Highlight Ihrer Arbeit.
Mein Highlight der letzten Jahre waren die Dreharbeiten für das Musical «Eden now». Diese zwei Wochen in paradiesischer Landschaft und mit intensiver Arbeit und einem tollen Team waren einfach rundum schön. Auf dem Bildschirm zu sehen, wie Realität wird, was ich so lange im Kopf und Herz herumgetragen habe, löst starke Glücksgefühle aus!

Die Freude, nach vier Jahren finanziellen Herausforderungen den letzten Kredit abzuzahlen und «Bühnenreif» endlich schuldenfrei zu wissen, war auch ein Highlight. Ich war mir oft nicht so bewusst, wie stark mich die Schulden belasteten. Aber als sie weg waren, atmete etwas in mir auf.

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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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