China erreichen beginnt in Niederhasli

Markus Dubach (Missionsleiter OMF Schweiz) und seine Frau Gertrud
«Mission geht nicht mehr vom Westen zum Rest, sondern von überall nach überall», bilanziert Markus Dubach, Missionsleiter von OMF Schweiz, im Interview mit Livenet. Chinesen leben überall auf der Welt und können überall erreicht werden.

Markus Dubach, was sind die Schwerpunkte von OMF im laufenden Jahr?
Markus Dubach:
Dieses Jahr haben wir als OMF International drei Themen, die uns am Herzen liegen: Klarheit, Einheit und Reinheit.

Klarheit – Christus predigen, wo er nicht bekannt ist: Es war immer das Bestreben von Paulus, das Evangelium dort zu verkünden, wo man Christus nicht kannte, und die Menschen zu ermutigen, Jesus Christus nachzufolgen (Römer, Kapitel 15, Vers 20). Das Ziel, das Evangelium vor allem den Unerreichten zu verkünden, bleibt zentral. Asien ist immer noch eine der religiös vielfältigsten Regionen der Welt. Seit der Gründung der China-Inland-Mission sind wir zutiefst besorgt darüber, dass Millionen Menschen in eine «christuslose Ewigkeit» gehen würden. Die unvollendete Aufgabe bleibt gewaltig. Unser Ziel ist nicht nur, das Evangelium für jeden Menschen, und die Kirche für jedes Volk zugänglich zu machen, sondern auch, dass das Evangelium jeden Bereich der Gesellschaft beeinflusst. Dies bedeutet, dass die gesamte Kirche mobilisiert werden muss, indem Männer und Frauen, junge und alte Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Begabungen, Pastoren, Lehrer, Evangelisten, Marktleute und Geschäftsleute sich an der Arbeit beteiligen.

Einheit – Einheit in der Gemeinschaft mit der ostasiatischen und weltweiten Gemeinde Jesu: Paulus war die Einheit ein grosses Anliegen. Er wies die Gemeinde an, ein gottgefälliges Verhalten an den Tag zu legen, das unsere Einheit in Christus widerspiegelt. Angesichts der sich ständig verändernden Landschaft der weltweiten Mission wird eine Partnerschaft für das Evangelium immer wichtiger. Wir sind der Meinung, dass der Schmerz eines Einstellungswandels innerhalb unserer Organisation nichts ist im Vergleich zu den Verletzungen der einheimischen Kirche, die durch eine oberflächliche bevormundende Beziehung zu ihr verursacht werden. Wird es uns gelingen, Schulter an Schulter mit der asiatischen Kirche als gleichberechtigte Partner für das Evangelium unterwegs sein?

Reinheit – In Christus bleiben, über der Wahrheit wachen: Paulus ermahnte Timotheus, die Wahrheit zu bewahren. «Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihrem eigenen Begehren werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken» (2. Timotheus, Kapitel 4, Vers 3). Unsere Kultur ist zunehmend säkularer geworden. Der Druck auf die Christen wächst, sich in einer Weise zu verstehen, die mehr von den Werten der Welt als vom Wort Gottes geprägt ist. Im Namen der «Inklusion» sehen sich Christen Anfeindungen ausgesetzt, wenn sie die Werte anderer nicht annehmen, selbst wenn diese Werte den biblischen Lehren oder Grundsätzen widersprechen. Deshalb ist es uns wichtig, als Gemeinschaft die Wahrheit, das Evangelium, mit Hilfe des Heiligen Geistes zu bewahren (2. Timotheus, Kapitel 2, Vers 14). Vielleicht wird wieder eine Zeit kommen, in der wir eine harte Entscheidung treffen müssen, wo wir keine Kompromisse eingehen können, damit die Ehre Gottes nicht beschmutzt wird.

Man hört von wachsenden Restriktionen in China – wie beeinflusst das die Arbeit von OMF?
Chinesen leben nicht nur in Ostasien, sondern sind über die ganze Welt verstreut. Wenn wir die ostasiatischen Völker weiterhin erreichen wollen, brauchen wir einen proaktiven, agilen und dynamischen Ansatz in der Zusammenarbeit mit der weltweiten Kirche, während jeder Ort Chinesen und Ostasiaten in seiner Mitte erreicht. Die christliche Mission geht nicht mehr vom Westen zum Rest, sondern zunehmend von überall nach überall, was eine neue Betrachtung von Zerstreuung und Gegenseitigkeit erfordert, die in eine multipolare Welt eingebettet ist. Verschlossene Türen sind immer auch eine Chance für Neues – wann wäre sonst das Evangelium nach Europa gekommen (Apostelgeschichte, Kapitel 16)?

Wie sieht die Offenheit für den Glauben in China heute aus?
Gottes Geist weht, wo er will. Menschen in China und anderen Ländern Ostasiens sehnen sich nach einem erfüllten Leben, einem verlässlichen Gott, der sie liebt und ihnen hilft, einen Sinn und eine Perspektive für ihr Leben zu erhalten. Ausdrucksweisen des Glaubens sind an vielen Orten aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Im persönlichen Umfeld lebt der Glauben und wird geteilt.

OMF ist auch in Japan tätig – lassen sich Japaner mittlerweile einfacher erreichen? Wie sieht Ihre Arbeit im Land der aufgehenden Sonne aus?
Wir konnten in diesem Frühjahr eine Person in ein japanisches Industrie-Startup entsenden, wo sie als Projektleiterin arbeitet. Sie hat sich in der Schweiz mit grossem Einsatz darauf vorbereitet, Japanisch gelernt und fundiertes Bibelwissen angeeignet. Sie erlebt, dass ihre Arbeitskollegen für den Glauben offen sind, ebenso ihre Nachbarn. Der Weg geht nach wie vor übers Vertrauen gewinnen und das braucht Zeit, Ausdauer und Gottes Geist, der Herzen verändern kann.

Zuletzt ist Taiwan vermehrt in das Zentrum des öffentlichen Interessens gerückt. Wie reagieren die Menschen da auf die Nachricht der Bibel?
Die Bedrohungslage ist für die Taiwanesen nichts neues und so hat sich bisher auch die Offenheit für die Frohe Botschaft noch nicht verstärkt. Wir bleiben dran und wünschen uns mutige Leute, die in Taiwan arbeiten, solange es Tag ist.

Was sind die nächsten OMF-Projekte?
Im November wird die Leitung von OMF International von Patrick und Jennie Fung (Generaldirektor) an Joseph und Lori Chang übergehen. Ein Leitungswechsel birgt Chancen für Neues und zugleich einiges an Veränderung. Zudem wird die Stelle des Generalvizedirektors neu besetzt werden, da Samuel Wunderli, der jetzige Amtsinhaber, von Singapur in die Schweiz zurückkehrt.

Zur Webseite:
OMF International

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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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