Über die erste und wichtigste Berufung

Beten und Bibellesen ist auch für Pastoren nicht immer einfach
Auch für Pastoren ist das Gebetsleben kein Selbstläufer. Gerade auch sie kämpfen darum, der Gottesbeziehung den ersten Platz in ihrem Leben einzuräumen. Im Livenet-Talk erzählt Matthias Theis, was ihm dabei wichtig ist.

Menschen, die im geistlichen Dienst stehen, sind alle mit dem Kampf vertraut, die Gottesbeziehung als ihre erste Berufung zu sehen und ihr eine entsprechende Priorität einzuräumen. Im Livenet-Talk spricht Matthias Theis, Gemeindeleiter der Buchegg Church in Zürich, über das Thema.

Persönliche Gottesbeziehung als Quelle des Lebens

«Was mein Leben füllt, kommt irgendwo wieder raus», beschreibt Matthias die Wirkung eines Lebens aus der Beziehung mit Gott. Er selbst bezeichnet sich als begeisterungsfähig und vielseitig interessiert. Letztlich müsse er sich aber immer wieder überlegen, was sein Leben wirklich ausfüllt. Wo findet er die Quelle, die Hoffnung und den Trost, welche ihm die nötige Kraft zum Leben geben? Er hat festgestellt, dass ihn selbst die besten Erfahrungen am Ende irgendwie leer zurücklassen. «Durch die Beschäftigung mit der Bibel habe ich festgestellt: Es gibt diese Quelle in meinem Leben, wo ich Kraft, Weisheit und Hoffnung erhalte – für jeden Tag neu.»

Als Gemeindeleiter der Buchegg Church hat Matthias manche Erfolge aufzuweisen. Dass dabei der Fokus zu stark auf diese Erfolge gerichtet wird, bezeichnet er als grosse Gefahr. Jedes Neumitglied, jede Person, die sich taufen lässt oder eine Leitungsfunktion übernimmt; dies alles begeistert ihn. Doch nachhaltige Erfüllung schöpft er aus seiner Beziehung mit Gott.

Persönliche Gottesbeziehung ist mehr als ein Selbstzweck

Einmal wurde Matthias von Gott mit einer Frage überrascht. «Wenn du nur vor dem Gottesdienst betest, damit es dir besser gelingt, glaubst du, dass dies eine gute Art ist?» Er merkte: «Wenn ich so lebe, wird Gott für mich zu jemandem, der mir einfach nur helfen muss.» Doch Gott ist primär an Beziehung interessiert. So sei ihm schon früh in seiner Dienstzeit bewusst geworden, dass Gebet und Bibellesen nicht in erster Linie für seinen Dienst, sondern für ihn ganz persönlich ist. «Zuerst dachte ich: Das ist sehr egoistisch.» Doch dann lernte er, dass die Beziehung mit Gott nicht dienstorientiert, sondern eine Sache der persönlichen Beziehung ist – und bleiben muss. Letztlich würde sein Leben dadurch auf eine Weise geprägt, die sich positiv auf alles auswirken wird. Unter anderem auch auf seinen Dienst.

Die Gottesbeziehung prägt den Charakter

Für Matthias Theis hat die persönliche Gottesbeziehung oberste Priorität

Heute entscheidet sich Matthias oft ganz bewusst für Zeiten des persönlichen Gebet – sehr wohl wissend, dass er dadurch einen grossen Gewinn hat. Und doch sind diese Zeiten umkämpft. «Ich fühle mich nicht immer danach», räumt Matthias die Gebetsmüdigkeit ein, die er selbst kennt. Er merke aber, dass wenn er die Quelle verlasse und sich nicht um die Beziehung mit Gott kümmere, sich schnell ein kritischer Umgang mit Leuten, Ungeduld und anderes einschleiche. So sei seine Gottesbeziehung also nicht nur Selbstzweck.

Demütig vor Gott zu kommen, führt Matthias dazu, auch Menschen demütig zu begegnen. An dieser Stelle erwähnt er im Talk den Gottesdienstbesuch, zu welchem er mit dem Wissen erscheint, dass er Gott nötig hat – egal, ob er die Predigt hält oder nicht.

Ein paar Tipps

Die Haltung, dass man als Christ Bibellesen und Beten muss, verwirft Matthias entschieden. Auch wenn ein gewisser Druck zuweilen hilfreich sein kann, sei Druck allein alles andere als zielführend. Wenn es jemandem nicht gelinge, eine beständige Routine zu entwickeln, um die Beziehung mit Gott zu pflegen, ermutigt Matthias zum Lernen, den Impulsen im Alltag zu folgen. «Könnte es nicht sein, dass Gott in gewissen Situationen sagt: Bete doch!»

Es sei auch hilfreich, im Kleinen anzufangen. Matthias erzählt, wie er als Jugendlicher damit angefangen hat, eine Viertelstunde früher aufzustehen, um Zeit mit Gott zu haben. «Solche Routinen können Hilfen sein.» Eine Zeitlang habe er auch gemeinsam mit seinem Bruder «Stille Zeit» gemacht. Mit einem Andachtsbuch.

Wenn jemand sagt: «Ich kann nicht beten», erwidere Matthias: «Sage doch genau diesen Satz Gott. Und dann hast du schon gebetet.» So einfach beginnt es, mit Gott Beziehung zu pflegen. «Gott hilf mir, ich kann es nicht!» So einfach sei ein Gebet. Und so könne aus einer Aussage, die wir nicht gerade als besonders fromm betrachten, etwas Tieferes beginnen.

Alle Beziehungen müssen gepflegt werden

«Alle, die verheiratet sind, wissen, dass man sich an die Ehe gewöhnen kann. Dabei gibt es eine gute Gewöhnung, es gibt aber auch eine Gewöhnung, bei der wir uns plötzlich fragen: Wo ist eigentlich die Liebe? Wo ist die Leidenschaft?» Matthias lernte, dass immer wieder in Beziehungen investiert werden muss, damit etwas wachsen kann. Dies ist bei zwischenmenschlichen Beziehungen so, aber auch mit Gott.

Auf jeden Fall sollte die persönliche Beziehung mit Gott höchste Priorität haben. Das ist unsere erste Berufung. Dies hat Matthias Theis verstanden und deshalb fürchtet er sich auch nicht, nach seiner Pensionierung in ein Loch zu fallen. Wer in einer lebendigen Beziehung mit Gott lebt, wird immer aus der sattmachenden Quelle schöpfen.

Sehen Sie sich den Talk mit Matthias Theis an:

 

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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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