Das Leben hat mehr zu bieten
Jan, wie kam es, dass du auf Mallorca Ferien gemacht hast?
Jan von Büren: Ich war bereits dreimal auf Mallorca in den Ferien. Mit 19 zum ersten Mal. Damals primär wegen der Partys. Es ist eine coole Insel mit schönen Stränden. Verlockend fand ich auch die Möglichkeit, am Abend etwas trinken zu können und zu Fuss nach Hause zu kommen. Aber beim dritten Ferienbesuch stand vor allem die Erholung im Vordergrund: die Insel mit dem Mietauto auskundschaften und daneben abends ein bisschen Party machen.
Was hast du vor zweieinhalb Jahren erlebt im Vergleich zu den zwei Urlaubsbesuchen davor?
Im letzten Urlaub auf Malle – mein Kollege und ich spazierten gerade aus dem «Bierkönig» raus (Lokal mit Liveunterhaltung, Anm. d. Red.) – sprachen uns zwei Frauen an. Sie wollten wissen, wie es uns geht und ob wir ein Anliegen hätten, wofür sie beten dürften. An Gott habe ich schon damals geglaubt, deshalb fand ich es auch nicht komisch, dass sie uns das fragten. Im Gegenteil, ich fand es sogar irgendwie cool. Ihre Aktion berührte mich. Sie beteten schliesslich für meinen Grossvater, der zu diesem Zeitpunkt im Spital war. Und für meine Grossmutter.
Was löste dieses Gespräch, das Gebet, bei dir aus?
In erster Linie Neugierde. Aber auch irgendwie eine Art Befriedigung. Es ist schwierig zu beschreiben. Ich spürte Liebe, eine Tiefe. Und Freude kam auf, dass jemand für meine Grosseltern gebetet hatte. Am nächsten Tag erinnerte ich mich daran. Es war halt überhaupt nicht alltäglich, mit anderen über den eigenen Glauben zu reden. Ich hatte das überhaupt nicht erwartet. Mein Kollege war nicht so offen wie ich. Aber mich hat es regelrecht gepackt.
Worüber habt ihr euch an dem Abend sonst noch ausgetauscht?
Sie erzählten, weshalb sie auf der Insel sind und was sie so machen. Und sie gaben mir eine Partybibel und ein THE FOUR-Bändeli mit.
Wie war es danach? Was löste diese Begegnung aus?
Es war zwar ein cooles Erlebnis, aber ehrlich gesagt dachte ich zu Hause in der Schweiz nicht länger darüber nach. Auch die Partybibel schlug ich am Abend unserer Begegnung zwar auf und blätterte darin herum, nahm sie dann aber für längere Zeit nicht mehr hervor. Erst zwei, drei Monate später – ich zog in eine WG mit lauter Christen, was ich zu Beginn nicht wusste – bemerkte ich diesen Hunger, der schon länger in mir zu schlummern schien. Es ergab sich dann eines nach dem anderen: Einer aus der WG initiierte ein wöchentliches Bibelstudiumtreffen und nach und nach kamen weitere Leute hinzu, auch mein Bruder. Daraus ergab sich dann eine Kleingruppe. Und ein halbes Jahr darauf liessen mein Bruder und ich uns taufen. Mein Leben mit Gott nahm ordentlich Fahrt auf.
Hast du anderen von dem Erlebnis auf Mallorca erzählt?
Denen aus meiner Familie, die offen dafür waren, habe ich von diesem Highlight aus den Ferien erzählt, ja. Sie haben sich mit mir gefreut.
Wie ist es heute? Welchen Stellenwert hat der Glaube an Jesus für dich im Alltag?
Einen grossen. Er ist mein täglicher Begleiter. Meine Community erlebe ich dabei als grosse Stütze. Wir tauschen uns wöchentlich aus und haben einen gemeinsamen Bibelleseplan, was mir sehr hilft. Der Hunger danach, mit Gott unterwegs zu sein, ist nach wie vor da, wenn nicht noch grösser. Auch wenn es Momente gibt, in denen es manchmal etwas harzt, spüre ich eine Leichtigkeit in meinem Leben. Und eine grosse Dankbarkeit dafür, erkannt zu haben, worauf es im Leben eigentlich ankommt: Schätze im Himmel zu sammeln, nicht auf Erden.
Wie erlebst du Gott konkret?
Es gibt immer wieder Situationen, in denen ich seine Führung klar erlebe, wie neulich bei einer Prüfungssituation. Alle um mich herum waren unglaublich nervös und ich war zusätzlich körperlich angeschlagen. Ich betete und Gott schenkte mir eine innere Ruhe und Fokus. Die Prüfungen gelangen. Auch sonst stelle ich so manche Veränderung bei mir fest. Er hilft mir, nach und nach von alten Mustern loszukommen, weniger nachtragend zu sein und allgemein mich in Nächstenliebe zu üben. Ein weiteres Lernfeld ist beispielsweise Grosszügigkeit: zu geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Zwei Jahre nach dieser Begegnung hast du dich selbst auf einen Einsatz auf Mallorca gewagt. Wie das?
Dazu kam es aufgrund einer Kollegin aus dem Hauskreis, die uns davon erzählte. Ich hatte zufälligerweise Zeit und meldete mich ganz spontan mit an. Und erlebte eine tolle Zeit mit unglaublich netten Menschen.
Wie war es denn so?
Ich muss gestehen, zuerst kam es mir schon komisch vor. Wie in einem anderen Film. Es hat mich auch Mut gekostet, auf fremde Menschen zuzugehen, mit ihnen zu reden und Gebet anzubieten. Die ersten Tage war ich froh, mit jemandem unterwegs zu sein, der darin schon mehr Erfahrung hatte. Mit der Zeit aber konnte ich meine Menschenfurcht ablegen. Es ergaben sich ein paar tolle Gespräche. Anhand der THE FOUR-Symbole war es relativ einfach, mit anderen über den Glauben und darüber, dass es noch mehr im Leben gibt als Party und Saufen, ins Gespräch zu kommen. Einige hatten während des Gesprächs Tränen in den Augen. Ich hoffe, dass aus diesen kurzen Treffen beim einen oder anderen was hängen bleiben durfte – wie bei mir damals.
Wie sehen deine Zukunftspläne aus?
Ich will ganz grundsätzlich Menschen helfen. Als Fitnesstrainer und medizinischer Masseur kann ich das ganz praktisch, indem ich auf körperliche Beschwerden eingehe und sie gezielt behandle. Mich darin selbständig zu machen, ist ein Gedanke. Ein zweiter, meine Arbeit auf Sportler zu spezialisieren. Das würde mich schon sehr reizen. Und dann bin ich ganz grundsätzlich offen dafür, im Ausland weitere Einsätze zu machen. Es ist etwas vom Erfüllendsten, Menschen das Reich Gottes lieb zu machen und das weiterzugeben, was ich mit ihm erlebe.
Dieser Artikel erschien im Amen-Magazin.
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