Eva Merg: endlich gesehen und geliebt

Eva Merg, Autorin von «Dein Gestern bestimmt nicht dein Morgen»
Viel zu früh kommt die behütete Kindheit von Eva Merg zum Ende. Sie verzehrt sich auf der Suche nach Liebe. Alkohol und Sex geben ihr jedoch nicht das, was sie sich davon erhofft – irgendwann begreift sie: Ich kann frei werden!

«Eva Merg schaut auf ein sehr bewegtes Leben zurück», heisst es in der Ankündigung ihres Buches. Das klingt zunächst, als würde eine Seniorin ihr langes Leben Revue passieren lassen, doch die Autorin ist gerade etwas über 30. Trotzdem trifft es den Nagel auf den Kopf, denn es gibt wenig Destruktives, was die junge Frau in ihrem Leben ausgelassen hat. Fast ist es ein Wunder, dass sie noch lebt. Dabei begann ihr Leben verheissungsvoll und friedlich.

Vom Idyll in die Katastrophe

Wenn Eva Merg das Bild ihrer frühen Kinderzeit aufleben lässt, ist es eine Dorfidylle. Da lärmt eine fröhliche Kinderschar durch die Gassen, auf denen kaum Autos fahren. Sie kennt jeden und jeder kennt sie. Ihre Freunde, ihre Schwester und nicht zuletzt die liebevollen Eltern zeigen ihr: Du gehörst dazu und wir mögen dich. In diesen Jahren ist Eva glücklich. Doch bald wirft die Krebserkrankung ihrer Grossmutter einen starken Schatten auf dieses Glück. Nicht nur die Krankheit selbst ist dabei bedrohlich, auch die Umstände verändern sich dramatisch.

Die Familie zieht ins Haus von Grosseltern, Urgrossmutter und der Tante mit ihrer Familie, damit Evas Mutter die Oma pflegen kann. Während die Mutter dadurch immer wieder an ihre Grenzen stösst, erlebt Eva eine tiefe Entwurzelung. Sie fühlt sich nicht mehr wahrgenommen, erlebt Ablehnung in der Schule, der Nachbarschaft und vor allem auch bei sich zu Hause. Die permanente Überforderung ihrer Eltern entlädt sich immer wieder in Ablehnung und Anklagen. Während dieser Zeit flüchtet sich Eva in Tagträumereien – was in der Schule nicht so gut ankommt – und in frühkindliche sexuelle Erfahrungen.

Immer wieder hört sie oder meint sie zu verstehen: Du störst. In diese Zeit schicken ihre gläubigen Eltern sie in den Ferien in ein christliches Zeltlager. Dort blüht sie auf und traut sich Dinge, die sie daheim nicht wagen würde. Sie singt zum Beispiel ein Solo bei einem Lagerfeuerwettbewerb. Ausserdem erlebt sie Gott als real und entscheidet sich dafür, mit ihm zu leben. Im Alltag an der Schule zerbricht diese neu gewonnene Stabilität jedoch bald wieder, sie eckt mit ihrem Glauben und ihrer Art an und zieht sich immer stärker in sich selbst zurück.

Sex, Alkohol und ganz viel Leere

Als 13-Jährige hat Eva das erste Mal Sex – es ist eine schreckliche Erfahrung, doch ihre Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit treibt sie auch in den folgenden Jahren immer wieder in die Arme von Gleichaltrigen und auch wesentlich älteren Männern. Sie gerät in die Szene von Punks und Aussteigern, dort wird sie akzeptiert, wie sie ist, findet neue Freunde und den Alkohol. Bald schon vergeht kaum ein Tag, an dem sie nicht trinkt. Ihr neues Bahnticket für die Schule erlaubt ihr regelmässige Ausflüge in die benachbarte Stadt, wo sie fast täglich bis in die Nacht hinein auf dem Bahnhofsvorplatz verbringt.

Die Schule wird zur Nebensache, ihre Noten rutschen in den Keller; ihre Eltern dringen überhaupt nicht mehr zu ihr durch. Einzig ein kirchlicher Gospelchor gibt ihr noch ein wenig Halt, den Eva auch als «Ungläubige» weiter besucht, doch selbst dort macht sich ein verheirateter Mann an sie heran. Vieles in dieser Zeit ist bestimmt von ihrer Sehnsucht nach Liebe und Nähe.

Weil sie diese trotz ihrer zahlreichen Beziehungen nicht findet, versucht sie sogar, sich das Leben zu nehmen. Irgendwie gewinnt Evas Leben doch wieder Struktur, sie beginnt eine Ausbildung, die sie zwar nicht abschliessen kann, nach der sie jedoch noch einmal zurück auf die Schule geht, um ihr Abitur zu machen. Anschliessend geht sie für ein Freiwilliges Soziales Jahr in ein Gästehaus auf einer Nordseeinsel.

Jesus kann nicht der Weg sein – oder doch?

Längst hat Eva bemerkt, dass sie so etwas wie Heilung braucht, um aus ihren Verhaltensmustern herauszufinden. Aber wie soll das geschehen? Sie beginnt zu meditieren und findet esoterische Bücher, die sie dabei unterstützen. Tatsächlich stossen diese einiges in ihr an, doch an ihrem Beziehungsleben ändert sich nur wenig. Eines Tages stösst sie in einem ihrer Bücher auf eine Aussage über Jesus. Der Autor nimmt seine biblische Selbstaussage auf, dass er «Weg, Wahrheit und Leben» sei, und versucht sie zu widerlegen.

Bei Eva erreicht er damit das Gegenteil. Sie erinnert sich an ihre christlichen Erfahrungen und bittet ihre Mutter, ihr eine Bibel zu schicken. Sie liest besonders die prophetischen Bücher und wird tief berührt von den Aussagen Gottes mitten hinein in Chaos und Ablehnung. Seine Zusage im Buch Hesekiel «Du sollst leben!» nimmt sie als Versprechen für sich selbst. Sie geht auf die Knie und bittet Gott um Vergebung. Dabei hat sie Eindruck, dass strahlende Gestalten ihre schmutzigen Kleider wegnehmen und ihr neue weisse Kleidung bringen. An diesem Tag kommt etwas in Ordnung in ihrem Leben.

Heilung dauert…

Seit dieser Zeit lebt Eva Merg ein intensives Leben mit Gott. Sie hat nach dem FSJ ein Studium der Gesundheitsförderung und Public Health in Fulda aufgenommen und auch abgeschlossen. Nicht alles lief rund oder so, wie sie sich das vorstellte, doch seit damals realisiert sie, dass Gott sie an der Hand nimmt und ihr hilft – ob das beim Finden des Studienplatzes oder einem geeigneten Zimmer in einer WG ist. Sie findet ein Zuhause in einer Gemeinde und engagiert sich dort. Selbst die früher angespannte Beziehung zu ihren Eltern normalisiert sich nicht nur, sondern wird heil.

Besondere Unterstützung erhält sie dabei durch ihre «afrikanische Familie». Alain lernt sie in ihrer Kirche kennen. Eines Tages fragt er sie, ob sie sich vorstellen könnte, dass er sie als «geistlicher Vater» begleitet. Eva betet darüber, sagt zu und erlebt viele gute Impulse dadurch. Immer wieder kommen dunkle Gedanken und Empfindungen aus ihrer Jugendzeit hoch. Sie sucht deshalb Seelsorge, arbeitet an sich selbst, vergibt und empfängt Vergebung – und verändert sich dabei. Inzwischen arbeitet Eva Merg in einem Gesundheitszentrum, ist mit einem Jugendfreund verlobt und die beiden wollen demnächst heiraten. Wenn sie nun «auf ein bewegtes Leben zurückschaut», ist das kein Abschluss.

Sie hat begonnen, ihre Geschichte aufzuschreiben, weil es sie in ihrem eigenen Lern- und Heilungsprozess unterstützt. Und sie hält fest: «Mein Gott hat mir eine Stimme geschenkt… Ich kann Themen ansprechen, die andere Menschen um mich herum nicht ansprechen könnten. Ich spreche über das, was ich erlebt habe, und kann so Menschen erreichen, die sich allein und missverstanden fühlen.» Sicher können nicht alle Lesenden alle Erlebnisse von Eva Merg nachvollziehen, aber ihr Herzschlag und Gottes Handeln werden mehr als deutlich, wenn sie ihr Leben erzählt.

Zum Buch:
Dein Gestern bestimmt nicht dein Morgen

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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