Die Frucht des Geistes: Güte
Jesus sagt in der Bergpredigt im Lukas-Evangelium: «Aber euch, die ihr hört, sage ich: Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch fluchen; betet für die, die euch beleidigen! Dem, der dich auf die Backe schlägt, biete auch die andere dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch das Untergewand nicht! Gib jedem, der dich bittet; und von dem, der dir das Deine nimmt, fordere es nicht zurück! Und wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, tut ihnen ebenso! … Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!»
(Lukas 6,27-31.36)
Ich mag an diesem Bibelwort, dass es im Grunde die Güte des Herrn beschreibt, die für mich kein Ende hat und der ich meine Rettung verdanke. Meine Gnade anderen gegenüber sollte eine natürliche Folge von seiner Gnade zu mir sein. Ich bin befreit von dem Zwang, Gleiches mit Gleichem zu erwidern, und kann mir leisten, mit meinen Mitmenschen gnädig zu sein.
Von unten herauf
Güte bedeutet, Menschen von unten herauf zu begegnen, nicht von oben herab. In solcher Haltung mache ich kurzen Prozess mit jedem Gedanken, der mir oder anderen suggerieren könnte, dass ich mich für einen besseren Menschen als die anderen halte. Fehl am Platz ist auch die Idee, dass einer meiner Mitmenschen unter meiner Würde sei und nicht wert sei, von mir beachtet zu werden. Güte bedeutet: immer das Beste in Menschen zu suchen und dabei die Person nicht anzusehen. Güte ist eine der Haupteigenschaften von Gott selbst: «Schmeckt und seht, dass der Herr gütig ist! Glücklich der Mann, der sich bei ihm birgt!» (Psalm 34, Vers 9). «Der Herr ist gerecht in allen seinen Wegen und gnädig in allen seinen Werken» (Psalm 145,Vers 17). «Der Herr ist gütig und eine Feste zur Zeit der Not und kennt, die auf ihn trauen» (Nahum Kapitel 1, Vers 7). «Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind» (Psalm 26, Vers 6).
Ich habe mir Folgendes zum Ziel gemacht: Sobald ich einen Raum betrete, in dem Menschen sich aufhalten, soll es um diese Menschen gehen, nicht um mich. Sie sollen gross rauskommen, nicht ich. Ich will ihnen zeigen, wie wichtig sie sind, nicht wie wichtig ich bin. Das ist Güte: über die Fehler, Mängel, Pleiten, Pech und Pannen der anderen grosszügig hinwegzuschauen. Nicht schnell irritiert und gereizt zu sein, nicht aufzubrausen. Ein Auge zuzudrücken, wenn andere nicht alles perfekt können oder wenn sie mich mit ihrem Verhalten enttäuschen oder in Verlegenheit bringen. Humor zu bewahren. Streng mit mir selbst zu sein, aber nachsichtig und gnädig mit anderen.
Natürlich gelingt mir diese Haltung nicht immer! Manchmal versage ich mehrmals an einem einzigen Tag! Und Güte bedeutet ja auch nicht, dass ich alles mit mir machen lassen muss. Ich muss haushalten mit meiner Kraft und Energie. Jesus warnte uns, unsere Perlen nicht «vor die Schweine» zu werfen (Matthäus Kapitel 7, Vers 6). Doch allein der Versuch, mich so zu verhalten, ist lebensverändernd und heilsam – vor allem für die Menschen, die es mit mir aushalten müssen.
Wenn Güte nicht erwidert wird
Die Güte Gottes ist absolut, flächendenkend – verankert in seiner Person, Teil seiner Natur. Diese Qualität an göttlicher Güte darf an uns abfärben!
Zur Miniserie der Frucht des Geistes:
Liebe
Freude
Geduld
Zum Thema:
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Bella Taylor Smith: Die kleinen Nuggets der Güte und Treue Gottes