Frankreich: 12'000 Taufen in der Osternacht

Vorbereitung für katholische Taufe
In Frankreich hat sich in der Osternacht 2024 eine Rekordzahl von rund 12'000 Jugendlichen und Erwachsenen katholisch taufen lassen. Das ist eine Zunahme von 32 Prozent gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2023.

Wie ein Sprecher der französischen Bischofskonferenz mitteilte, liessen sich in der Osternacht 2024 7'135 Erwachsene taufen – eine Zahl, die um 31 Prozent höher lag als im Jahr 2023. Während im Jahr 2023 23 Prozent der Täuflinge zwischen 18 und 25 Jahren alt waren, stieg dieser Anteil im Jahr 2024 auf 36 Prozent. Insgesamt ist die Zahl der Täuflinge in dieser Altersgruppe in den letzten fünf Jahren um 150 Prozent gestiegen.

Darüber hinaus wurden über 5'000 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren getauft – 50 Prozent mehr als 2023. Um diese Zahlen zu bewältigen, mussten neue Katechetenteams gebildet werden, die die Katechumenen auf den Eintritt in die Kirche vorbereiten.

Während die meisten Taufen in den grossen Städten stattfanden, wurden in diesem Jahr nach Angaben der Bischofskonferenz auch mehr ländliche Regionen von dem Trend erfasst. Während 61 Prozent der Täuflinge aus einem christlichen Umfeld stammen – ein Anteil, der rückläufig ist –, machen Menschen, die ganz ohne Religion aufgewachsen sind, mittlerweile knapp ein Viertel der Täuflinge aus. Rund 350 der Getauften (fünf Prozent) stammen aus einem muslimischen Umfeld.

In Frankreich finden die Erwachsenentaufen – wie in den meisten anderen Ländern – traditionell in der Osternacht statt. Vor der Taufe ist eine mehrmonatige Vorbereitungsphase, das sogenannte Katechumenat, obligatorisch. Die neu getauften Erwachsenen erhalten in der Regel gleich nach der Taufe auch die Sakramente der Erstkommunion und der Firmung.

Geistlicher Hunger und Begegnung mit Christus

«In der heutigen französischen Gesellschaft haben 80 Prozent der jungen Menschen keine religiöse Erziehung erhalten», erklärte Pater Vincent Breynaert, Direktor des nationalen Dienstes für Jugend und Berufungen, in dem am 27. März vorgestellten Bericht. «Sie haben nur sehr wenige vorgefasste Meinungen über die Kirche. Diejenigen, die um die Taufe bitten, haben gemeinsam, dass sie eine spirituelle Erfahrung und eine persönliche Begegnung mit Christus hatten», schreibt er. «Einige sagen, dass sie von der Schönheit einer Liturgie (die sie zufällig besucht haben), der beruhigenden Stille einer Kirche oder dem Zeugnis eines Freundes berührt wurden», so Pater Breynaert. «Sie haben Durst nach Bildung, nach Orientierung, nach Brüderlichkeit und nach einem Gefühl der Zugehörigkeit.»

Sehr viel Energie

Jean-Yves Lépine, 2023 in der Diözese Versailles getauft, erklärte an einer Pressekonferenz, warum er sich für die Taufe entschieden hat: «Es sind eindeutig die Begegnungen», sagte er, «zu denen aufmerksame Priester, eine fröhliche und dynamische Pfarrgemeinde gehören. Durch sie habe ich eine offene und einladende Kirche entdeckt, die sehr vielfältig ist!» Teil der katholischen Kirche zu sein bedeutet für ihn «die Erfahrung, dass das Gute besser ist als die Güter».

Bischof Olivier Leborgne von Arras, Vorsitzender des Rates für Katechese und Katechumenat, erlebt die Tauf-Bewegung «in einem verblüffenden Ausmass». Es sei «sehr überraschend zu sehen, welchen oft völlig unerwarteten Weg die gehen, die sich taufen lassen möchten. Sie kommen mit sehr viel Energie», so der Bischof.

Leborgne stellte fest, dass die Osternacht 2024 in Frankreich «in vielen katholischen Gemeinden besonders festlich» war. «In einer sich schnell verändernden, oft orientierungslosen Welt und einer nicht weniger orientierungslosen Kirche könnte es sein, dass der Herr beschlossen hat, selbst die Führung zu übernehmen», schloss er.

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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / America Magazine / kath.ch

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