Ist Politik ein Drecksgeschäft?

Was macht einen guten Politiker aus?
Viele Menschen drehen der Politik den Rücken, weil sie eh korrupt und egozentrisch sei. Ist sie das wirklich? Und was macht eigentlich einen guten Politiker aus? Gedanken dazu von Kurt Beutler.

Es scheint eine Binsenwahrheit zu sein. Jeder weiss, dass Politik ein Drecksgeschäft ist. Schon alleine deswegen, weil sie mit Geld, Macht und Krieg zu tun hat. Ein grosser Teil der Regierungen sind im Grunde mehr oder weniger verkappte Diktaturen. Ganze Völker werden ihrer grundlegendsten Rechte beraubt. Tagtäglich verschwinden Menschen und niemand getraut sich auch nur, nach ihnen zu fragen. Spätestens seit dem sogenannten arabischen Frühling kann niemand mehr übersehen, wie schwierig es ist, dass ein Land aus dem Sumpf herauskommt. Sogar wenn eine Regierung gestürzt wird, ist die Chance klein, dass das neue System besser ist.

Das Grundproblem

Aber gibt es auch saubere Politik, oder ist sie immer Drecksgeschäft? Tatsächlich geniesst eine Minderheit der Menschen erstaunliche Menschenrechte, lebt in verblüffender Sicherheit und sogar die Geringsten können sich gerichtlich gegen Ungerechtigkeiten zur Wehr setzen. Dies ist nur deshalb möglich, weil sie in funktionierenden Demokratien leben. Zwar gibt es auch in Demokratien schmutzige Szenen, wie etwa Schlammschlachten der verschiedenen Parteien bei Wahlen. Doch das Wesen der Demokratie ist darauf angelegt, weder Politikern noch Parteien so viel Macht zu geben, dass sie ihren Egoismus ungestraft ausleben können.

In einer wahren Demokratie kann ein korrupter Politiker jederzeit gestürzt werden, ohne dass dabei Blut vergossen wird. Die Demokratie ist von ihrem Wesen her so angelegt, dass sie die Bürger vor den Politikern und ihren Dreckgeschäften schützen soll. Das Grundproblem liegt nicht eigentlich bei der Politik, sondern bei der menschlichen Natur. Solange Politik von Menschen ausgeführt wird, wird sie immer wieder die Tendenz haben, schmutzig zu werden. Die sauberste Politik ist diejenige, welche die Politiker in ihrer Macht begrenzt. Deshalb gibt es in der Demokratie die Gewaltentrennung, sowie regelmässige Neuwahlen. 

Jeder Mensch hat seine egoistischen Züge. Doch unter den Fehlern eines einfachen Bürgers leidet vielleicht nur seine eigene Familie. Die Fehler eines Politikers können dagegen ein ganzes Volk ruinieren. Das heisst allerdings nicht unbedingt, dass der Politiker ein schlimmerer Mensch ist, sondern bloss, dass seine politische Stellung ihm mehr Gelegenheiten gibt, seinen Egoismus auszuleben. Sogar wenn ein Alleinherrscher ein gutes Herz hat, werden schon alleine seine begrenzte Wahrnehmung, seine Vorlieben und manche Missverständnisse zu vielen Ungerechtigkeiten führen.

Was macht den besten Politiker aus?

Gutes Herz hin oder her: Egoismus findet sich im Herzen jedes Menschen. Darum geht die Demokratie davon aus, dass keinem Menschen zu trauen ist und deshalb jeder nur einen zeitlich und politisch begrenzten Teil der weltlichen Macht erhalten soll. Das ist genau das, was die Bibel lehrt. Heilig ist nur Gott. Er allein ist der gerechte König. Menschliche Regierungen sind immer nur Stellvertreter, die verwalten, was ihm gehört.

Der beste Politiker ist derjenige, der sich bewusst ist, dass er nicht nur vom Volk und irdischen Gerichten, sondern letztlich auch vom himmlischen Richter zur Rechenschaft gezogen werden wird. Dies hilft ihm, seine Gelüste und Triebe zu zähmen. Dann ist Politik nicht mehr ein Dreckgeschäft, sondern ein Segen für die Mitmenschen.

Minderheiten und Menschenrechte

Natürlich kann eine Demokratie auch ohne Gott eine gewisse Zeit gut funktionieren. Wenn wir aber davon ausgehen, dass keinem Menschen zu trauen ist, dann müssen wir uns auch dem Schwachpunkt der Demokratie stellen: dass nämlich das ganze Volk aus Menschen besteht, welche als Gesamtheit durchaus auch egoistische Entscheidungen treffen können. Auch in der Demokratie ist es möglich, dass die Mehrheit des Volkes Beschlüsse fasst, welche sich für Minderheiten katastrophal auswirken. Was, wenn beispielsweise die Mehrheit «beschliesst», dass wir nichts als das Produkt natürlicher Selektion seien, und deshalb «minderwertiges Leben» problemlos vernichtet werden könne? Was, wenn die meisten davon überzeugt sind und dafür stimmen, dass nicht nur Fötusse und unheilbar Kranke, sondern vielleicht ganze Völker, Klassen und Rassen als Ausschuss der evolutionären Prozesse wertlos seien?

Eigentlich wurde die Demokratie erfunden, um die Rechte jedes einzelnen Menschen zu schützen. Aber die Gefahr besteht, dass Volksbeschlüsse das Verständnis dessen verändern, was Menschenrechte seien und wer in ihren Genuss komme.

Ein stabiler Massstab

Menschen sehen alles nur aus ihrer Froschperspektive. Einst galt es als durchaus vernünftig, dass Menschen gekreuzigt oder den Löwen zum Frass vorgeworfen werden. Zu gewissen Zeitpunkten in der Geschichte galt es als völlig normal, Juden zu ermorden. In manchen Kulturen gilt es bis heute als absolut logisch, dass diejenigen, die vom Glauben abfallen, getötet werden.

Menschen sind manipulierbar. Wenn wir uns nicht an Gottes Wort halten, ist alles möglich. Nur das Vorbild von Jesus gibt einen stabilen Masstab dessen, was Gottes Plan für diese Welt ist. Gerade die Demokratie ist es deshalb, welche nach der Bibel ruft, und zwar aus zwei Gründen: Zuerst einmal, weil es bibelgläubige Menschen sind, welche die Demokratie überhaupt erst erfanden (keineswegs die alten Griechen, welche die Gleichwertigkeit der Menschen noch gar nicht kannten), und zweitens, weil die Demokratie biblische Massstäbe benötigt, um die absoluten Menschenrechte langfristig zu garantieren.

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Autor: Kurt Beutler
Quelle: Livenet

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