Zu Fuss in lockerer Gemeinschaft

Wanderung von «Treffpunkt Single»
Mit anderen zusammen Wanderungen unter die Füsse nehmen und viel Zeit zum Plaudern haben. Rund 65 Personen machen sich jährlich eine Woche gemeinsam auf den Weg. Da geht's nicht primär um Partnersuche, doch auch diesbezüglich kann einiges geschehen.

Single-Angebote sind nicht ganz frei von Vorurteilen: Menschen, die gänzlich einsam ihr Leben bestreiten, etwas «Kurlige» oder solche, die verzweifelt auf der Suche nach einem Partner sind.

Dass in der jeweils ausgebuchten Wanderwoche (Wa-Wo) ein tolles Zusammensein, gemütliche und fröhliche Stimmung herrschen, zeigt sich im Interview mit einer begeisterten Wanderleiterin. Sie gehört seit 2015 zum Team.

Vor Sturm bewahrt und geistliche Tiefe erlebt

Beatrice Ritzmann

Für Beatrice Ritzmann begann die Leidenschaft für die Wa-Wo 2013 als Teilnehmerin. Seither ist sie ohne Unterbruch voll dabei. Sie erzählte auch, wie sie den geistlichen Aspekt in diesen Ferien erlebt: «Die geistlichen Inputs am Abend von Jürg Birnstiel sind bereichernd und eine gute Ergänzung zum Wanderprogramm. Es gab auch schon Jahre, wo ich das 'Andachtsheft', welches Jürg verteilt hatte, zu Hause in Ruhe noch durcharbeitete und seine Andachten so vertiefte.»

Sie erzählt weiter: «Auch gibt es immer wieder Teilnehmende, welche während dieser Woche mit anderen Teilnehmenden einen tieferen geistlichen Austausch pflegen (und beten) und nicht nur oberflächliche Gespräche führen.»

Die gelernte Pflege- und Personal-Fachfrau war im Gespräch mit Livenet.

Livenet: Was war Ihr persönliches Highlight dieses Jahr?
Beatrice Ritzmann:
Es gibt nicht ein einziges Highlight, denn jede Wa-Wo hat für mich diverse Höhepunkte. Teilweise sind das schöne Wanderungen, welche ich vorher noch nicht gemacht habe, da sie jemand anderes vom Team rekognosziert hat. So war eines meiner Highlights die 2-Tagestour zur Silvretta-Hütte. Eine anstrengende, aber abwechslungsreiche und sehr schöne Tour.

Kurz nachdem wir in der Hütte angekommen waren, fegte ein heftiger Gewittersturm über die Region hinweg. Wären wir noch unterwegs gewesen, hätten wir beim Aufstieg ungeschützt und am Berghang ausgesetzt den Sturm erlebt, was gefährlich hätte werden können. Wir waren an jenem Tag relativ früh aufgebrochen, weil wir am ersten Tag bei der Hütte noch eine 2-stündige Gletscherrundtour machen wollten. Diese mussten wir dann zwar auf den zweiten Tag verschieben, dafür waren wir um 15:00 Uhr, als der Sturm kam, schon in der sicheren Hütte. So haben wir Gottes Bewahrung erlebt, wofür ich sehr dankbar bin!

Ein Highlight für mich ist auch immer wieder, wenn ich spüre, dass die Teilnehmenden die Woche geniessen und sich wohl fühlen, vor allem auch jene, welche zum ersten Mal dabei sind und vorher niemanden gekannt haben.

Wie sieht so eine Gemeinschaft von Einzelpersonen aus?
Jene, die ein Zweier- oder Dreier-Zimmer gebucht haben, erleben oft eine gute Zimmer-Gemeinschaft, in der sie miteinander über alles Mögliche reden. Es ist schon vorgekommen, dass daraus tiefere Freundschaften entstanden sind und sie sich ein Jahr später gleich wieder zu zweit oder zu dritt anmeldeten.

Dann gibt es bei den Essenszeiten auch immer wieder gute Tischgespräche mit dem Sitznachbar. Da täglich verschiedene Wanderungen angeboten werden, kann man sich am Tisch gut darüber unterhalten. So hat man ein «gemeinsames Gesprächsthema», worüber man zwanglos und einfach austauschen kann. So kommt man auch mit Unbekannten ins Gespräch.

Viel Zeit und eine sehr gute Möglichkeit für vertieftere Gespräche sind die Zeiten des Wanderns. Da ist man als Gruppe von 10-20 Leuten unterwegs. Oft beobachte ich, dass in kleinen Zweier- oder Dreier-Gruppen rege diskutiert und über «Gott und die Welt» ausgetauscht wird. Schon öfters sah ich, dass während der Woche so gute Freundschaften entstanden (Frauen zu Frauen, Männer zu Männern) und die Teilnehmenden zwar keinen Partner gefunden haben, aber dafür eine neue Freundin oder einen Freund gewonnen.

Einmal gab es ein «gemischtes Vierergrüppli», welches fast die ganze Woche gemeinsam unterwegs war (alle vier haben fast immer die gleiche Wanderung gemacht). Nach der Wanderwoche haben sie ihre Kameradschaft weiter gepflegt und sich ab und zu wieder zum Wandern getroffen.

… und beim Rahmenprogramm?
An den Abenden sieht man wieder anders zusammengesetzte kleine Gruppen, weil sich jene finden, welche gerne einen Jass klopfen, oder andere, welche zusammen ein Brändi Dog spielen. Für Spielfreudige sind die Abende ein Highlight, weil sie mit anderen Singles Gemeinschaftsspiele machen können.

Sobald man mit anderen Singles ein gemeinsames Hobby pflegen kann, entstehen eine natürliche Verbindung und eine gute Basis für einen tieferen Austausch, sollte einem diese Person sympathisch sein. Man kann es dann so einrichten, dass man am nächsten Tag auf die gleiche Wanderung geht und versucht, neben der «ausgewählten Person» zu wandern und so den Kontakt zu vertiefen. 

Wird in diesen Ferien auch ernsthaft angebändelt oder was und wie läuft es auf dem Gebiet des Kennenlernens?
Wie oben beschrieben, ist diese Woche ideal, um neue Leute kennenzulernen. Es gibt immer wieder «Pärchen», welche sich auf einer Wanderwoche kennengelernt haben, sich sympathisch finden und sich nach der Woche weiterhin treffen, um sich noch näher kennenzulernen. Oft entsteht dann doch nichts, aber manchmal kommen so auch zwei zusammen und heiraten später. Wir führen keine Statistik, ich würde aber meinen, dass es im Durchschnitt wohl pro Jahr ein Paar gibt, welches sich findet und heiratet.

Ich weiss aber auch von verschiedenen Teilnehmenden, dass die Suche nach einem Partner nicht der Grund ist, wieso sie an einer Single Wanderwoche teilnehmen. Sie wandern gerne, suchen in erster Linie die Gemeinschaft und freuen sich, neue Leute zu treffen. Sollte es dann zufällig doch zu einer Bekanntschaft und Partnerschaft kommen, wäre das ein Geschenk. Deshalb ist es besser, wenn man nicht mit der Erwartung in die Woche kommt, dass man «jemand Spezielles» kennenlernt. 

Wie sieht ein typischer Wanderwoche-Teilnehmer aus, muss man dafür ein ausgesprochener «Wanderfreak» sein?
Da es eine Single-Wanderwoche ist, sind alle Teilnehmende alleinstehend, also entweder waren sie noch nie verheiratet, geschieden oder verwitwet. Viele davon haben auch (erwachsene) Kinder, welche sie aber zu Hause lassen (müssen). In der Regel wandern oder spazieren alle gerne, respektive halten sich gerne in der Natur auf.

Wir bieten täglich in drei Kategorien eine Wanderung an, nämlich eine einfache, mittlere und anspruchsvolle. Dann kann jede Person wählen, ob sie lieber nur gemütlich drei Stunden wandern möchte oder lieber eine schweisstreibende Wanderung von sechs Stunden mit beispielsweise 1'300 Höhenmetern machen möchte. So hat es für jede Person etwas Passendes dabei.

Erfahrungsgemäss kommen mehr Frauen als Männer in eine solche Wanderwoche. Deshalb würden wir uns freuen, wenn in Zukunft noch mehr «wanderlustige Teilnehmer» dabei sein würden und wenn sich auch noch mehr jüngere Leute anmelden würden.

Zur Webseite:
Treffpunkt Single

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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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