Untergrundkirchen im Iran gegründet

Nathan Rostampour
Der Iran ist nicht gerade als tolerante Region bekannt, in der man den christlichen Glauben frei leben kann. Auch Nathan Rostampour musste seine Heimat deswegen verlassen, doch er arbeitet vom Ausland aus in der Hauskirchenbewegung im Untergrund.

«Der Iran hat die am schnellsten wachsende evangelikale Bewegung der Welt.» Der das behauptet, scheint es zu wissen. Nathan Rostampour stammt aus dem Iran und engagiert sich seit vielen Jahren für dessen Untergrundkirchen. Das hat einen guten Grund: Er fand selbst durch diese Bewegung zum Glauben an Christus.

Gefangen in Furcht

Nathan wuchs in Teheran in einer Familie auf, die gebildet war (seine Mutter war Schuldirektorin) und ihren islamischen Glauben ernst nahm: Die täglichen Gebetszeiten waren selbstverständlich, sie lasen im Koran und er wurde auch dazu angehalten, im Ramadan zu fasten. «Ich erinnere mich, dass ich als muslimischer Teenager voller Angst war – vor allem der Angst, dass meine Eltern sterben würden.» Nathan wurde damals davon gequält, dass er nicht wusste, wie die Ewigkeit für seine Eltern und ihn aussehen würde, heute unterstreicht er, dass er oft noch «spät in der Nacht in ihr Schlafzimmer ging, um sicherzugehen, dass sie noch atmeten».

Als Nathan 17 Jahre alt war, bekam seine Familie Besuch von einer Verwandten, die sich kurz zuvor für ein Leben mit Jesus entschieden hatte. Sie war durch einen Missionar zum Glauben gekommen, der im Iran arbeitete. Und nun stand sie vor der Familie und bezeugte: «Jesus ist Herr!» Und sie erklärte allen: «Die Wahrheit wird euch frei machen!» (Johannes, Kapitel 8, Vers 32) Was erst wie ein Affront gegen die Familie aussah und sich einfach falsch anfühlte – war die Bibel etwa kein verfälschtes Buch? – drang immer mehr zu Nathan und den Seinen durch. Besonders überzeugend war die Bekräftigung ihrer Verwandten, dass Jesus sie von der Angst befreien und vor dem ewigen Tod retten könne. «Diese Worte waren Medizin für meine Seele und Nahrung für mein hungriges Herz. Von keinem geistlichen Führer in der islamischen Welt hatte ich solche Worte des Friedens und der Gewissheit gehört.»

Wie wird man eigentlich Christ?

Muslime wissen, wie man Muslim wird. Man wird in diesem Glauben geboren und erzogen oder man spricht das islamische Glaubensbekenntnis und konvertiert so zum Islam. Ein Weg hinaus ist aber nicht vorgesehen. Auch Nathan wusste nicht, was er tun sollte. Allein in seinem Zimmer fand er sich plötzlich auf den Knien wieder und betete zu diesem Jesus, den er kennenlernen wollte. Aber wem sollte er davon erzählen? Zunächst schwieg er, doch schliesslich kam ihm seine Mutter zuvor und erklärte ihm, dass sie Frieden mit Gott gefunden hätte – da offenbarte er sich auch. Kurz darauf wurden auch Nathans Vater und sein jüngerer Bruder Christen.

Ihre Verwandte freute sich mit ihnen und brachte sie in Kontakt zu einer der zahlreichen geheimen Hauskirchen in Teheran. Dort fand Nathan ein geistliches Zuhause und wuchs im Glauben. Trotz Druck von aussen und der ständigen Bedrohung, dass er verhaftet oder sogar getötet werden könnte, engagierte sich Nathan immer stärker. Er erklärt: «Wir gründeten unsere eigene Hauskirche, und ich war hungrig nach Gottes Wort. (…) Im Ausland studierte ich intensiv, nahm die Kurse dann mit ins Land und lehrte sie in meinen Untergruppen.» Nathan gründete weitere Hauskirchen und arbeitete fast zehn Jahre lang mit ihnen. Am liebsten hätte er vollzeitlich für Gott gearbeitet, aber wie sollte das im Iran möglich sein?

Traumhafte Zukunft und offene Türen

Irgendwann träumte Nathan, dass Gott ihn in ein anderes Land führen würde. Er sah nicht, wohin es gehen würde, er wusste nur das Jahr: 2013. Tatsächlich sah es in diesem Jahr nicht gut für ihn aus. Kurz zuvor hatte die iranische Geheimpolizei einen Leiter aus dem Netzwerk der Untergrundkirchen verhaftet. Nathan verabschiedete sich von seiner Familie – in dem Wissen, dass er wahrscheinlich nie mehr zurückkommen konnte – und floh. Über die Türkei gelangte er mithilfe der Vereinten Nationen in den USA. Dort fand er eine Gemeinde, die ihn förderte und in seinen Bemühungen für die Christen im Iran unterstützte. Immer noch engagiert sich Nathan für seine Geschwister im Iran. Über die sozialen Medien hält er Kontakt zu den verschiedenen Hauskirchen, schult Leitende, ermutigt sie, berät sie bei der Neugründung weiterer Untergrundgemeinden und immer wieder trifft er sich auch mit Verantwortlichen – allerdings im benachbarten Ausland, wo er und sie gefahrlos hinreisen können. 

«Open Doors» listet den Iran in seinem Weltverfolgungsindex aktuell auf Platz acht – die Situation der Christen im Land ist von Unrecht, Gefängnis und Brutalität bis hin zur Todesstrafe gekennzeichnet. In seinem Facebook-Account und auf anderen Plattformen macht Nathan andere konkret auf diese verfolgten Menschen aufmerksam und nennt Gefangene und Ermordete mit Namen. Und zusammen mit seiner Frau trifft er Woche für Woche übers Internet Farsi sprechende Menschen in Untergrundkirchen im Iran, in Afghanistan oder Tadschikistan. Gemeinsam beten sie immer wieder für offene Türen zu den muslimischen Menschen in den Regionen, die Nathan Rostampour wohl kaum wieder betreten darf.

Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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