Frei von Scheu und Scham

Iris Buchser
Minderwertigkeitskomplexe hemmten Iris Buchser aus Köniz seit ihrer Kindheit. Heute kennt die gelernte Coiffeuse ihren Wert und weiss, dass dieser nicht von Erfolg, Begabung oder Schönheit abhängt. Sie hat zu wahrer Lebensfreude gefunden.

Als übergewichtiges Kind wird Iris oft gehänselt, sagt heute dazu: «Ich konnte mich selbst nicht annehmen und hatte ein schlechtes Selbstwertgefühl.» Auch schwierige Kindheitserfahrungen hinterlassen Spuren. Das Mädchen ist sehr schüchtern, spricht kaum und höchstens mit leiser Stimme. «Immer hatte ich Angst, etwas Falsches zu sagen und dann ausgelacht zu werden», erklärt Iris. Jedes kritische Wort und jeden kritischen Blick interpretiert sie als Ablehnung und schreibt diese ihrem Aussehen zu. Mehrere Personen drängen Iris dazu, abzunehmen, was ihr stark zusetzt.

Plötzlich selbstständig

Die Ausbildung zur Coiffeuse ist für Iris eine intensive Lebensschule: «Ich hatte einen strengen Lehrmeister und musste mehr Stunden arbeiten, als heute erlaubt ist», erklärt sie.

Nach ihrer Berufslehre kann Iris im Betrieb weiterarbeiten. Als eine Arbeitskollegin die Kündigung erhält, ist Iris betroffen und traurig. «Jetzt mache ich mich selbstständig und stelle dich ein!», sagt sie zu ihrer Kollegin. Obwohl sie bis dahin nie an Selbständigkeit gedacht hatte, ist sie wenige Monate später Inhaberin eines Coiffeursalons. Dank Darlehen von verschiedenen Seiten konnte sie ihn samt Personal von einer Frau übernehmen.

Wertvolle Erkenntnis

Noch immer leidet Iris an Minderwertigkeitskomplexen und unter psychosomatischen Problemen. Auch wird die junge Frau oft von Ängsten geplagt. Aus irgendeinem Grund hat sie die christliche Literatur ihrer Vorgängerin in ihrem Salon nicht entsorgt. Iris erinnert sich: «Eine Angestellte erzählte mir dann von ihrem Glauben an Jesus.» Irgendwann lässt sich Iris zu einer kirchlichen Veranstaltung einladen, zeigt Interesse am christlichen Glauben.

«Bis dahin hatte ich in der Esoterik und andern-orts vergeblich nach Erfüllung gesucht.»

«Bis dahin hatte ich in der der Esoterik und andernorts vergeblich nach Erfüllung gesucht», fügt Iris an. Ihr damaliger Freund kann mit Gott nichts anfangen, die Beziehung geht in die Brüche. Ein grosser Schmerz für Iris, doch «was ich fand, ist so wertvoll! Ich wollte nicht mehr darauf verzichten.»

Unverständliche Absagen

Iris lernt einen anderen Mann kennen und lieben, den Maler Dominik. Die beiden heiraten im März 1991. Zugunsten der Familie verkauft Iris ihr Geschäft. Auf der Suche nach einer bezahlbaren Wohnung bewirbt sich Familie Buchser dreimal vergeblich für eine Wohnung im gleichen Block. Iris erzählt: «Die Absagen waren unverständlich, aber ich wusste, dass Gott etwas Besseres für uns bereithielt.» Heute ist sie dankbar, dass die drei Bewerbungen erfolglos verliefen. Dies nicht nur, weil besagter Block kurze Zeit später brannte… Im Untergeschoss ihres heutigen Wohnblocks befindet sich ein Raum, der sich Jahre später als grosser Gewinn entpuppte.

Der Traum vom Raum

Als ihre drei Töchter grösser sind, denkt Iris über ihren beruflichen Wiedereinstieg nach. Sie selbst hatte in ihren Krisenzeiten stark von Seelsorge profitiert. Dieses Wissen würde sie gern weitergeben und absolviert eine dreieinhalbjährige Ausbildung zur Seelsorgerin. Iris sagt dazu: «Ich hatte bereits einige Leute begleitet, glaubte aber, als Seelsorgerin nicht geeignet zu sein.» Als ihr eine Stelle als Coiffeuse angeboten wird, hat sie kein gutes Gefühl, es scheint nicht das Richtige für sie zu sein. Mehrfach hatte sie von einem eigenen Geschäft geträumt, wusste mit diesen Träumen aber nichts anzufangen. «Dann stand mir im Traum der Raum im Erdgeschoss unseres Blocks vor Augen und ich wusste, dass dies mein Coiffeur-Geschäft werden sollte», berichtet Iris. Sie bittet Gott, um offene Türen, wenn dies sein Wille für sie sein sollte.

Ihr eigener Salon

Himmlische Hilfe

Tatsächlich räumt Gott die Hindernisse aus dem Weg. Die Mieterin des Raumes ist bereit, diesen Iris zu überlassen. Es stellt sich heraus, dass es der einzige Nebenraum im Block ist, der die baulichen Veränderungen für die benötigte Wasserversorgung aufweist. Trotz dem Verbot der Verwaltung, Räume gewerblich zu nutzen, erhält Iris fünf Tage nach ihrer Anfrage die Bewilligung. Auch die Umbaukosten fallen geringer aus, als erwartet. Zudem bekommt Iris von einer Kundin ein Darlehen, um das nötige Inventar anzuschaffen. Am 6. Februar 2010, vier Monate nach ihrem Traum, feiert Iris Eröffnung. Sie beginnt regelrecht aufzublühen und freut sich, ihr Seelsorgewissen – für beide Seiten unverbindlich – immer wieder in den Service miteinflechten zu können.

«Die Veränderungen, die Jesus über Jahre hinweg an mir gewirkt hat, führten zu einem neuen Selbstwertgefühl und dadurch zu einer neuen Lebensqualität.»

Erfülltes Leben

Dass der Traum eines eigenen Salons in so kurzer Zeit wahr wurde, beweist Iris, dass Gott existiert: «Was wir in jenen Monaten erlebt haben, kann kein Zufall sein!» Auch ohne diese Geschichte wäre sie von Gott und seiner Liebe überzeugt: «Die Veränderungen, die Jesus über Jahre hinweg an mir gewirkt an, führten zu einem neuen Selbstwertgefühl und dadurch zu einer neuen Lebensqualität.» Die Minderwertigkeitskomplexe sind Vergangenheit und auch respektloses Verhalten hat keinen Einfluss mehr auf das Selbstwertgefühl von Iris. Natürlich freut sie sich über Komplimente und eine Beleidigung mag verletzend für sie sein... Aus tiefstem Herzen kann Iris jedoch sagen: «Für mich ist massgebend, in Gottes Augen wertvoll zu sein. Das ist das Wichtigste in meinem Leben und gibt mir Freude und Sicherheit.» Ihren eigenen Wert zu er/kennen, hat Iris auch die Augen für den Wert anderer Menschen geöffnet. Sie strahlt und sagt abschliessend: «Gott liebt jeden Menschen, egal wie gut oder schön wir sind. Er kann in uns Veränderung bewirken und seine Pläne für unser Leben sind vollkommen.» Zutiefst dankbar ist Iris für Dominik, ihre drei Töchter, deren Partner und ihre wachsende Schar von Grosskindern: «Ich habe eine wunderbare Familie!»

Zur Person

Einer meiner Lieblingsplätze in Köniz:
Liebefeldpark

Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen:
Einfach mal nichts tun, lesen, etwas backen oder kochen

Meine Lieblingsmusik:
Pop/Rock

Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten:
WhatsApp

Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Hope-Zeitungen