Verfolgung im sudanesischen Bürgerkrieg
Mehr als 8,2 Millionen Menschen sind im Sudan bereits auf der Flucht. Die humanitäre Lage im Land ist katastrophal, die religiöse Verfolgung hat dramatische Ausmasse angenommen.
Seit dem Ausbruch des Konflikts zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) im April 2023 hat sich die Situation für die christliche Minderheit drastisch verschlechtert. In der Ortschaft Al Thora Mobe, südöstlich von Khartum, zwingen RSF-Kämpfer Christen zur Konversion. Fluchtversuche werden brutal bestraft. «Jeder, der zu fliehen versucht, wird verdächtigt, die SAF zu unterstützen», berichtet die Menschenrechtsorganisation «Christian Solidarity Worldwide» (CSW).
Willkürliche Verhaftungen und Folter
Sudanesische Christen, denen die Flucht aus den SAF-Gebieten gelingt, geraten oft in die Fänge der gegnerischen Streitkräfte. In der Stadt Shendi, nördlich von Khartum, wurden 26 Christen willkürlich verhaftet.
Der militärische Geheimdienst SAF wirft ihnen vor, mit der RSF zusammengearbeitet zu haben. Die inhaftierten und misshandelten Männer haben weder Kontakt zu ihren Familien noch Zugang zu einem Rechtsbeistand. «Diese Inhaftierungen stellen schwere Menschenrechtsverletzungen dar», erklärt Mervyn Thomas von CSW.
Die Rolle der Religion im Kampf um die Macht
Obwohl beide Kriegsparteien versuchen, sich als Verfechter der Demokratie darzustellen, leiden religiöse Minderheiten wie die Christen stark. Seit dem Militärputsch 2021 und dem Wiederaufleben der Scharia-Gesetze hat die Verfolgung zugenommen.
Die Erfolge der Religionsfreiheit nach dem Sturz des Diktators Omar al-Bashir 2019 wurden zunichte gemacht. Auf dem Weltverfolgungsindex von «Open Doors» steht der Sudan inzwischen auf Platz 8.
Humanitäre Krise erreicht neuen Höhepunkt
Neben der religiösen Verfolgung eskaliert auch die humanitäre Katastrophe. Mehr als 8,2 Millionen Menschen sind auf der Flucht, darunter viele Christen, die zwischen den Fronten von SAF und RSF ums Überleben kämpfen. Die Situation in den überfüllten Lagern wie der Kirche in Shendi ist katastrophal. Frauen und Kinder sind besonders betroffen, während internationale Hilfe oft nur spärlich ankommt.
Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, sowohl humanitäre Hilfe zu leisten als auch Druck auf die Kriegsparteien auszuüben, die Rechte der Zivilbevölkerung zu respektieren. Die anhaltende Verfolgung von Christen und die religiöse Dimension des Konflikts zeigen, wie tief die Gräben im Sudan sind. Die Forderungen nach sofortiger Freilassung aller unschuldig Inhaftierten und nach einem Ende der Zwangsbekehrungen werden immer lauter.
Zum Thema:
Krieg im Sudan: Einheimische Christen: «Niemand interessiert es!»
Gewalt im Sudan: «Bitte betet; die Zukunft sieht nicht gut aus»
«Er liebt uns einfach»: Zum Islam gezwungen, Freiheit in Jesus gefunden