Wie kommuniziert deine Kirche?

Keynote-Speaker Klaus Motoki Tonn
220 Personen nahmen am ersten Weiterbildungstag des Dachverbands Freikirchen.ch und der Schweizerischen Evangelischen Allianz teil. In der Momentum Church in Aarau setzten sie sich mit verschiedenen Themen auseinander und genossen regen Austausch.

Es wurde viel geredet, zugehört und diskutiert in Aarau. 220 Mitarbeitende von Gemeinden und Werken, die sich mit Kommunikation beschäftigen oder dies anstreben, trafen sich zur Weiterbildung. «Man kann nicht nicht kommunizieren» – das gilt auch für Christen und ihren Auftritt in der Öffentlichkeit. Damit das Zielpublikum erreicht wird, muss die Sprache verwendet werden, die verstanden wird.

Dafür warb mit seinem Eröffnungsreferat Klaus Motoki Tonn. Der Deutsch-Japaner berät mit seinen LUMEN-Agenturen Kirchen und Unternehmen in Strategie und Kommunikation. Sein Team hat die optische Gestaltung von LUV übernommen, einem Glaubenskurs der Landeskirche Hannover, der auch online durchgeführt werden kann.

Neue Möglichkeiten nutzen

Die Gastgeber Markus Baumgartner und Daniela Baumann

«Es stehen uns heute viel mehr Möglichkeiten zur Kommunikation zu Verfügung als je zuvor», betonte Motoki Tonn. Er zeigte einige Beispiele von Bildern und Texten, welche durch künstliche Intelligenz generiert wurden. So ist es dank KI möglich, den Hintergrund von Fotos beliebig auszutauschen oder verschiedene Themen zu einem Artikel zusammenstellen zu lassen. Doch Kreativität selbst sei eine ausschliesslich menschliche Fähigkeit: «Kreativität ist menschliche Imagination in Aktion.»

Er ermutigte, auch einfache Bilder zu nutzen, um eine Botschaft zu vermitteln und nannte als Beispiel Emojis. «Das Wort hat nichts mit Emotionen zu tun, sondern ist der japanische Ausdruck für Piktogramm», erklärte er. Mit solchen gestalteten die Anwesenden nun eine Nachricht an ihre Nachbarn – die erkannten den Inhalt ohne Mühe. Emotionen seien von Gott geschenkt: «Wir können keine Entscheidung treffen ohne Emotionen.» Sie beinhalteten eine starke Kraft: «Wir sollten sie in der Kommunikation nutzen.»

Aspekte der Kommunikation

Klaus Motoki Tonn nannte einige wesentliche Aspekte, die zu einer guten Kommunikation führen. «Sprich die Sprache der Welt, so, wie dein Gegenüber es versteht. Erzähle Geschichten, nutzte Bilder und lass deine Geschichte klingen.» Eine Geschichte brauche eine Melodie, dürfe keine monotone Aufzählung sein. «Die Stimme kann leise und lauter ertönen, tiefe und hohe Töne erzeugen – nutze das.» Wenn Ausführungen berührten, sich der Zuhörer betroffen fühle, setze ihn das in Bewegung. Bilder, Geschichten, Emotionen vermitteln Botschaften – dieses Wissen solle man nutzen. «Seid kreativ!», forderte er das Publikum auf.

Eindrücke von Livenet-Mitarbeitenden:

Kreatives Schreiben

Willi Näf vertiefte in seinem Workshop das zuvor Gehörte. «Schreiben braucht Zeit, ein Text muss reifen», ermahnte er. «Mach mal Pause, bewege dich in der Natur oder schlaf darüber – am nächsten Morgen siehst du das Geschriebene mit neuen Augen und kannst es verfeinern.» Wer seinen Text schnell liefern müsse, könnte ihn jemanden zum Lesen geben, um Übersehenes noch auszumerzen. «Halte die Leser nicht für doof – sie dürfen gefordert werden. Finde neue Bilder, erfinde Worte.»

Seine Beispiele: «Der November ist der Hiob der Monate», dazu ein Vers aus den Sprüchen Salomos: «Auch dieser Monat geht vorüber, im Fall». Er schrieb schon vom «bockigen Jesus» oder «man kann nicht Äpfel mit Schnittlauch vergleichen». Geschichten erzählen, Bilder malen – auch Näf forderte dazu auf. «So weckt man Emotionen und Aufmerksamkeit für die beste aller Nachrichten.» – Mirjam Fisch-Köhler

Die Kraft der leisen Worte

Mich hat die kreative, spielerische und humorvolle Keynote von Klaus Motoki Tonn angesprochen: deutsche Klarheit verbunden mit japanischer Behutsamkeit. Der starke Einbezug von uns als Publikum und die Interaktion mittels Mobiltelefon machten das Thema Kommunikation lebendig und mit allen Sinnen erfahrbar. Beeindruckt hat mich die Geschwindigkeit, mit der er neun Symbole auf Würfeln spontan zu einer Geschichte verwob. Gemerkt habe ich mir den Aspekt des Flüsterns: Tonn betonte, dass geflüsterte Botschaften oft kraftvoller seien als laute. – Manuela Herzog

Voneinander lernen

Der Tag war gut durchorganisiert und die Atmosphäre voll positiver Energie. Die Workshopleiter präsentierten ihre Themen mit Leidenschaft und Begeisterung, was sich auf mich übertrug. Ihre Fähigkeit, komplexe Konzepte auf verständliche Weise zu erklären, machte es mir leicht, das Gelernte zu erfassen. Besonders bereichert haben mich die wertvollen Begegnungen und Gespräche. Dabei waren die vielfältigen Hintergründe und Perspektiven inspirierend. Wir konnten voneinander lernen, neue Ideen entdecken und uns gegenseitig ermutigen. Der Tag war ein voller Erfolg! Ich empfehle diese Weiterbildung jedem, der seine Kenntnisse im Bereich Medien und Kommunikation erweitern und wertvolle Kontakte knüpfen möchte. – Markus Hänni

Würze in Suppe und Text

Wenn ich die Leute rundum beobachte, herrscht eine friedliche Stimmung und ein reger Austausch. Als angehende Journalistin ist für mich der Weiterbildungstag von grossem Interesse – und er enttäuschte nicht. Ich habe die Workshops «Kreatives Schreiben» und «Storytelling» besucht. Von diesen nehme ich wertvolle Tipps mit, zum Beispiel, wach durchs Leben zu gehen, um Impulse aufzugreifen, oder dass es beim Schreiben wie beim Kochen auf die Würze ankommt. Ich kann diesen Tag nur empfehlen! – Nora Baumgartner

Zum Thema:
Klaus Motoki Tonn: «Die Kirche der Zukunft ist eine hörende Kirche»
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Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: Livenet

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