Nonne, Mönch und Wissenschaft

Schwester Christamaria Brück
Dass Glaube und (Natur)Wissenschaft längst keine Konkurrenz mehr sein müssen, ist mittlerweile bekannt. In der Doku sehen wir praktische Beispiele, wie vier verschiedene «Kleriker» handfest anpacken und sogar prägend auf diesem Gebiet wirken.

Schwester Christamaria Brück ist Lehrerin für Mathematik, Informatik und Religion an einer katholischen Mädchenschule. 2020 wurde sie als Deutschlands beste Lehrerin in Mathematik und Informatik ausgezeichnet. Ordensleute wie Schwester Brück, die Religion und Naturwissenschaft verbinden, sind trotzdem die Ausnahme.

Mit der Doku «Die Forscher Gottes» und den Portraits wird die Spaltung von Glauben und Wissenschaft relativiert und historisch geklärt. Denn zahlreiche bahnbrechende Erkenntnisse gehen auf Namen wie Gregor Mendel, Mönch und Urvater der Genetik, zurück.

Ein gemeinsames Ziel dieser Naturwissenschaftler ist es, die Genialität und Schönheit der Schöpfung, die sogar in Formeln verstehbar sind, aufzuzeigen: «…die Natur ist die Sprache Gottes…»

Nonne mischt Wissenschaft auf

Ein Hauptanliegen der gläubigen Forscherin ist es, Freude an der Religion weiterzugeben: «…dann merkte ich, dass ich religiös bin. Als Zwölfjährige wurde es klar, dass ich Schwester werden will.» Schwester Christamaria lebt in einem Säkular-Institut, wo die Ordensschwestern- oder Brüder sich nicht aus der Welt zurückziehen, sondern darin bleiben. Sie erläutert, was dazugehört: «Alltägliche Berufe ausüben, im Dialog zu bleiben und Gott im Heute präsent zu machen.» Dann sieht sie der Zuschauer UNO oder Fussball spielen. Sie liebt es, in der Schule Persönlichkeiten wachsen zu sehen.

Brüder greifen nach Sternen

Priester des Stiftes erheben seit rund 250 Jahren Messdaten, denn die Sternwarte Kremsmünster ist eine der ältesten der Welt (1758). Beispielsweise Wetterdaten sind bedeutend zur Erforschung des aktuellen Klimawandels. «Wir haben die Verantwortung dafür und wollen nicht sagen ‘wir haben das Geld nicht dazu, wir haben die Leute nicht dazu’, wie es sonst heisst», äusserst sich ein leitender Pater und ergänzt: «Ich ging davon aus, dass die Welt von Gott geschaffen ist und man in der Welt seine Spuren sieht.» Deshalb war das Erforschen stets wichtig und sinnvoll.

Missionare des Wissens

Jesuiten bewirken als reisende Missionare jahrzehntelang Wissens-Transfer als Nebeneffekt. Sie waren seit jeher dem Forschen zugetan. Der Jesuit und Biologe Christian Kummer wiederum ist als Hausgeistlicher in einem Altersheim für Nonnen da. Bei einer der vielzähligen Jesuitischen Hochschulen für Philosophie ist er Leiter des Instituts für naturwissenschaftliche Grenzfragen. Dazu gehört etwa: Was ist der menschliche Geist?

Den Fall Galileo Galilei aufheben

Bereits Kopernikus verkündete, dass die Sonne und nicht die Welt im Zentrum des Alls stehe. Auch der gläubige Katholik Galileo Galilei wurde im Mittelalter als Ketzer bezeichnet und verurteilt – er, weil er die Erde als Kugel beschrieb. Die Autorität der Bibel wurde vermeintlich hinterfragt. Dies ist das Parade-Beispiel für die Dynamik, wenn neues Wissen, sei es auch noch so fundiert, erstmal auf Widerstand stösst.

Später wollte der liberale Staats-Geist die Geistlichen und Kirchen aus dem Forschungsfeld verdrängen. Andererseits gab es auch Vorstösse von Papstseite, sich klar von den Naturwissenschaften zu distanzieren. Es wäre fatal gewesen, wenn man Gott und seine Schöpfung hätte erklären können, so die Angst. Aber es gab Gegenbewegungen.

Neurobiologin: «Erfüllung bei Gott gefunden»

Joanna Maria Otto freute sich zu Studienbeginn an der Fülle von Informationen. Aber dies konnte ihre innere Leere nicht füllen. Später fand sie die (Er-)Lösung: «Gerade in dieser persönlichen Beziehung mit Gott habe ich dann das gefunden, was ich mein ganzes Leben lang gesucht hatte.»

Worauf Kommilitonen dachten, sie glaube «wohl jetzt an den Osterhasen oder so», meint sie. Folglich erzählt sie von Widerständen, die sie im Umfeld, einerseits vom kirchlichen gegenüber der Wissenschaft erlebte, und umgekehrt. Für vier Jahre trat sie dann sogar in einen Orden ein.

Die Neurobiologin entdeckte bei Thomas von Aquin, dass sich der Glaube an Gott und die Vernunft nicht widersprechen. So verfasste sie selber ein Buch über die Gegenüberstellung der beiden Bereiche.

Ergänzung eigentlich etabliert

Die Doku bestätigt den aktuellen Stand für ein gemeinsames Miteinander. Auch sei ethische Reflektion, gerade in zukünftigen Feldern wie KI, wichtig; aber auch gegenseitige Befruchtung, wodurch auch die Theologie besser werde: «…bei tieferer Erkenntnis treffen sich Naturwissenschaft und Kirche. So sollte es eigentlich sein: Man forscht miteinander an einer gemeinsamen Welt.»

Sehen Sie sich die Doku «Die Forscher Gottes» auf SRF an.

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Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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