Tee-Moment im Advent

Frau geniesst eine Tasse Tee vor dem Kamin
Wenn es draussen ungemütlich wird und sich die Weihnachtszeit so langsam ankündigt, ist es genau die richtige Zeit für eine gute Tasse Tee und ein kleines Ritual, das dabei hilft, sich Gottes Gegenwart bewusst zu machen.

«Stiiiihiiille Naaaaacht, heiligeee Naaacht, aaaalles schläääääft einsaaaam wacht ...» dudelt es aus den Lautsprechern auf dem Weihnachtsmarkt. So erlebt der Pfarrer Steve Kennedy Henkel die Adventszeit. Doch er bleibt nicht bei dieser Beschreibung stehen oder dabei, sich über die lautstarke Stille zu ärgern und die Glühweinseligkeit zu kritisieren. «Es ist ja nicht so, als könnten Christen nicht feiern», stellt er fest. «Aber das Fest ist eben Weihnachten! Und der Advent ist die Vorbereitungszeit darauf.

Früher war er auch eine Fastenzeit wie vor Ostern, eine Zeit der Konzentration, nicht der Diffusion mit Hilfe von gezuckertem Fusel. Das gilt nicht nur für die Kirche von früher, sondern besonders auch für Maria. Sie bleibt nüchtern. Macht sich Gedanken, wie es wird mit der Geburt und danach und schaut in die Zukunft.» Mit diesen Gedanken zur biblischen Maria lädt der Theologe uns dazu ein, mal «die Maria zu machen». Eine Tasse Tee aufzusetzen, still zu werden und uns dabei ihre Fragen zu stellen: Was wird dieses Kind für mich bedeuten? Wie wird es mein Leben im kommenden Jahr verändern?

Der Tee-Moment

Nun wird es konkret. Henkel schlägt uns vor, potenzielle Störungen auszuschalten, die Kerzen am Adventskranz anzuzünden, eine Tasse Tee aufzusetzen und uns Zeit zu nehmen – damit startet das Ritual des Tee-Moments. Einer Zeit, die geprägt ist vom eigenen freien und liturgischen Gebet und dem Nachdenken beim Teetrinken.

Eröffnung

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Gebet

Gott,
ich habe Wasser gekocht – deine Liebe kann kalte Herzen entzünden.
Ich habe Tee aufgegossen – nichts, was du berührst, bleibt unverändert.
Tee zieht mit Zeit – schenk mir Geduld und Zeit für Ruhe.

Sei jetzt bei mir.
Durchwirke mich mit deinem Geist,
wie Teeblätter heißes Wasser durchwirken.

Inspirier mich mit Gedanken, die mich nicht unverändert zurücklassen.
Amen.

Gedanken tanken

Was wird dieses Kind für mich bedeuten?
Wie wird es mein Leben im kommenden Jahr verändern?
Oder denke an ein Thema, das dich gerade bewegt.

Vaterunser

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe. Wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Segen

Ewiger Gott,
mach diesen Advent mein Herz warm für meine Mitmenschen. Berühre mich in erwarteten und unerwarteten Momenten. Segne mich mit Ruhe und der Haltung der Geduld.
Amen.

Rituale

Für Steve Kennedy Henkel sind Rituale etwas, das seinen Prioritäten ein Zuhause gibt. Sie helfen ihm dabei, dem Glauben in seinem Alltag Platz einzuräumen. Als ein Freund ihn darauf ansprach, dass dies auch für andere Menschen hilfreich sein könnte, stand schnell die Idee im Raum: «Warum machst du daraus eigentlich kein Buch?» Das ist inzwischen geschehen und es ist unter dem Titel «Rituale für Hipster & Heilige und alles dazwischen. Gin-Tonic-Liturgie, Barista-Gebete und Bike-Segen» im Neukirchener Verlag erschienen. Es enthält zahlreiche Praxisbeispiele: Stau-Gebete für den Weg zur Arbeit und einen Anti-Monster-Segen für den Feierabend, Psalmengebete für die Wochentage und eine Gin-Tonic-Agape für die Passionszeit – und den hier zitierten Tee-Moment im Advent. Wie jedes Ritual funktioniert jedoch auch dieses nur, wenn wir es umsetzen, das Lesen allein reicht nicht.

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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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