Notschlafstellen für obdachlose Erwachsene
Im Sommer begegnete die aufsuchende Gassenarbeit des Sozialwerks Pfarrer Sieber auf Strassen und Plätzen Zürichs deutlich mehr in Not geratenen Menschen als in den entsprechenden Vorjahresperioden. Auch haben markant mehr Leute in den Anlaufstellen der Stiftung Hilfe gesucht. Ob sich diese Entwicklung auf die Nachfrage nach Notschlafplätzen niederschlägt, bleibt abzuwarten. Das Sozialwerk Pfarrer Sieber jedenfalls wappnet sich dafür.
Wider Kälte und Einsamkeit
Der Pfuusbus ist die wohl aussergewöhnlichste Notschlafstelle der Schweiz. Er steht mit seinen Anbauzelten beim Strassenverkehrsamt im Albisgüetli und bietet 45 einheimischen Obdachlosen einen Schlafplatz. Das Iglu für obdachlose Arbeitsmigranten bietet in Zürich Seebach bis zu 30 Schutzsuchenden Platz.
Der mit einer ökologischen Holzpelletheizung ausgestattete Pfuusbus ist nach wie vor eine wichtige Überlebenshilfe für obdachlose Erwachsene in Zürich und Umgebung. Das verdeutlichen die 4'965 (Vorjahr 4'093) Übernachtungen von 251 (230) verschiedenen einheimischen Obdachlosen in der vergangenen Saison. Der Wert des Pfuusbusses für Obdachlose liegt nicht nur in der Zurverfügungstellung von Schlafmöglichkeit und Mahlzeiten, sondern auch in der Schaffung und dem Erleben einer Gemeinschaft. Dieser Aspekt ist für die vereinsamten Menschen besonders wichtig. Im Iglu finden Menschen aus ganz Europa Unterschlupf, die auf ihrer Suche nach Arbeit im winterlichen Zürich stranden. Ihnen steht die Notschlafstelle maximal 14 Nächte offen. In dieser Zeit haben sie ihre Chancen auf dem hiesigen Arbeitsmarkt zu klären beziehungsweise ihre Rück- oder Weiterreise zu organisieren.
Sozialwerk Pfarrer Sieber (SWS):
Das Sozialwerk Pfarrer Sieber (SWS) bietet Menschen in Not – wie Suchtkranken, Obdachlosen, psychisch und physisch Leidenden, Mittellosen und Heimatlosen – seelsorgerliche, soziale, medizinische und materielle Hilfe an. Unsere Angebote orientieren sich am Konzept «auffangen – betreuen – weiterhelfen» und haben zum Ziel, Menschen schrittweise in die Gesellschaft zurückzuführen. Das SWS wird dort aktiv, wo andere Netze fehlen. Es aktualisiert die biblische Botschaft der Nächstenliebe im Blick auf die gesellschaftliche Not. Gegenwärtig arbeiten rund 190 Mitarbeitende und gut 350 Freiwillige für das SWS. Gegründet wurde die Stiftung 1988 von Pfarrer Ernst Sieber.
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Fragen an Martin Fischer: Wie sind die Sozialwerke Pfarrer Sieber für die Zukunft aufgestellt?