Sie predigten Wasser und tranken Wein

Cover von «Sie predigten Wasser und tranken Wein»
Im Buch «Sie predigten Wasser und tranken Wein» erzählt Martina Kessler die eindrucksvolle Geschichte einer Frau, die religiösen Machtmissbrauch in einem christlichen Werk erlebte. Eine Buchempfehlung von SCM-Pressechef Jürgen Asshoff.

In ihrer Einleitung zum Buch schreibt Dr. Martina Kessler: «Was Jana erlebt hat, ist schrecklich. Sie beschreibt ihre eindrucksvolle Geschichte des religiösen Machtmissbrauchs, den sie in einem christlichen Werk erlebte – einem Ort, an dem verletzte Menschen heilen sollten. Die tiefe Verletzung, die sie gerade dort erfahren hat, zeigt, dass es nicht ausreicht, belasteten Menschen allein mit viel gutem Willen und einer geistlichen Begründung helfen zu wollen.

Ein ums andere Mal bin ich beim Lesen traurig oder auch wütend geworden auf ein System, das es ermöglicht, so mit Menschen umzugehen. Janas Defizite, die schon in jungen Jahren gewachsen waren, führten zu nachvollziehbaren Sehnsüchten nach Liebe, Annahme, Geborgenheit und Anerkennung. In der Gemeinschaft, in der sie lebte, bekam sie durchaus Zuwendung und Nähe, allerdings in Kombination mit extremer Bevormundung und Kälte. Durch das Prinzip von «Zuckerbrot und Peitsche» wurde sie immer verwirrter, ohnmächtiger und schutzloser. Das alles geschah im Namen Gottes.»

Kein generelles Anprangern

Jana Schmidt schreibt ihre bewegende Geschichte unter Pseudonym. Sie möchte dazu beitragen, dass Menschen für das Thema «Religiöser Missbrauch» sensibilisiert und aufgeklärt werden: «Sehr wichtig ist mir auch zu sagen, dass es mir in keinster Weise um ein generelles Anprangern oder Verurteilen von freikirchlichen oder charismatisch geprägten Gruppen und Gemeinden geht. Mir ist bewusst, dass es viele Gemeinschaften mit gesunden Strukturen und guten Führungskonzepten gibt, durch deren Dienst und Engagement vielen Menschen geholfen wird. Dem stehe ich mit grossem Respekt gegenüber. Den gleichen Respekt wünsche ich mir auch für meine Geschichte und gegenüber anderen Betroffenen, die Ähnliches durchlitten haben oder noch mittendrin stecken. Zu helfen bedeutet aber auch, über schwarze Schafe im christlichen Umfeld zu reden, anstatt wegzuschauen, Dinge unter den Teppich zu kehren oder zu bagatellisieren. Denn sonst nehmen wir in Kauf, dass weiterhin Menschen verletzt werden. Ich wünsche mir, dass meine Geschichte dazu beiträgt, religiösen Missbrauch besser zu verstehen, damit er erkannt wird und notwendige Hilfe und Veränderung für Betroffene herbeigeführt werden kann.»

Im Buch wurde der Name der Gruppe, in der Jana Schmidt jahrelang religiösen Missbrauch erlebte, sowie die Namen aller Beteiligten geändert. Damit soll nicht zuletzt verhindert werden, dass die hier beschriebenen Erfahrungen als Einzelfall gewertet und nur auf diese eine spezielle Gemeinschaft bezogen werden.

Wach bleiben für Machtmissbrauch

Jana teilt ihre Erfahrungen während des Ausstiegs aus der Gemeinschaft und beschreibt dabei ihren persönlichen Erkenntnisweg. Oftmals wird in Bezug auf solche Erfahrungen der Begriff «geistlicher Missbrauch» verwendet. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass dieser Missbrauch niemals geistlich sein kann, sondern stets mit einem religiösen Kontext verbunden ist. Dieser Missbrauch entspringt immer einem religiösen Verhalten und niemals einem wirklich geistgeleiteten Handeln.

Die Geschichte von Jana kann dazu führen, dass die Leserinnen und Leser sowie Menschen in ihrem Umfeld erkennen, dass sie möglicherweise ebenfalls von religiösem Machtmissbrauch betroffen sind. Als Hilfestellung gibt es am Ende des Buches daher einige Anschriften, die für Betroffene eine Unterstützung sein können.

Dr. Martina Kessler

Das Buch wird von der Theologin und psychologischen Beraterin Dr. Martina Kessler begleitet, die Janas Erlebnisse fachlich einordnet. Dadurch sollen mögliche Ursachen und begünstigende Strukturen in Gemeinden frühzeitig erkannt werden, um geistlichem Missbrauch vorzubeugen.

Jana Schmidts grosser Wunsch ist es, Betroffenen zu vermitteln, dass sie nicht allein sind und dass Hilfe für ihre Situation möglich ist.

Das Buch erscheint im September 2023 im SCM Verlag und kann hier vorbestellt werden.

Zum Thema:
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Autor: Jürgen Asshoff
Quelle: SCM Verlag

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