Druck in Russland und besetzten Gebieten
Die religiöse Verfolgung von Christen in Russland und den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine nimmt besorgniserregende Ausmasse an. Die Menschenrechtsorganisation «Release International» warnt, dass die Repressionen gegen Christen immer stärker werden und Erinnerungen an die finsteren Zeiten der sowjetischen Unterdrückung wachrufen. Die Methoden reichen von Inhaftierung und Folter bis hin zu Mord.
In Russland sieht sich der christliche Prediger Eduard Charov einem Gerichtsverfahren gegenüber, weil er in den sozialen Medien den Krieg in der Ukraine infrage gestellt hat.
In einem Beitrag aus dem Jahr 2023 schrieb Charov: «Würde Jesus Christus in die Ukraine gehen, um zu töten?» Diese einfache, aber provokante Frage könnte ihm nun eine Haftstrafe von bis zu sieben Jahren oder eine Geldstrafe in Millionenhöhe einbringen.
Druck in russisch besetzten Gebieten
In den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine sind die Bedingungen noch drastischer. Ein christlicher Führer wurde wegen seines öffentlichen Widerstands gegen den Krieg inhaftiert, und Kirchen, die sich kritisch äussern, drohen Abriss oder andere Formen der Einschüchterung.
«Release International» berichtet von einer protestantischen Frau namens Olena aus Melitopol, die wegen Äusserungen während eines Gebetstreffens in einem Gefängnis in Donezk festgehalten wird. Ihr drohen bis zu zehn Jahre Haft wegen der Verbreitung «wissentlich falscher Informationen» über die russischen Streitkräfte.
Alarmierende Eskalation
Paul Robinson, CEO von «Release International», betont, dass diese Fälle ein Zeichen für die zunehmende Verfolgung von Christen in Russland und in den russisch besetzten Gebieten der Ukraine sind. «Christliche Leiter wurden gefoltert, sind verschwunden oder wurden ermordet, weil sie eine christliche Haltung einnahmen. Dies erinnert beunruhigend an die dunklen Zeiten der Christenverfolgung in der Sowjetunion», sagte Robinson.
Charov, der gemeinsam mit seiner Frau ein Obdachlosenheim betreibt, rechnet fest mit einer Verurteilung. «Ich habe bereits einen Koffer zu Hause gepackt. Meine Frau wird sich in der Zwischenzeit um das Heim kümmern. Und ich werde weiterhin Menschen im Gefängnis helfen. Überall gibt es Menschen in Not», sagte der 53-Jährige dem russischen Medienportal «Takiye Dela».
Internationale Besorgnis wächst
Die Verfolgung von Christen, die sich gegen den Krieg aussprechen, wurde auch von der «United States Commission on International Religious Freedom» (USCIRF) in ihrem jüngsten Bericht hervorgehoben. «Die staatlichen Vergeltungsmassnahmen gegen diejenigen, die sich mit religiöser Sprache oder aus moralischen Gründen gegen Russlands umfassende Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 aussprachen, erreichten alarmierende Höhen», so die Kommission.
In den von Russland besetzten Gebieten der Ukraine wurden religiöse Gruppen verboten, Gotteshäuser durchsucht und religiöse Leiter entführt. Besonders besorgniserregend sind die Ereignisse in der Region Saporischschja, wo russische Behörden die ukrainische griechisch-katholische Kirche verboten und orthodoxe Kirchen, römisch-katholische Kirchen sowie baptistische Gemeinden geschlossen haben.
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